Sommer in der Hirschau

Eigentlich sollte der Titel lauten: Des is Münchnerisch, Gemütlichkeit und Musik in der neuen Hirschau. Aber das ist viel zu lang. Ein Werbetexter würde wohl ergänzen “und Löwenbräu”. Mir ist bewusst, dass ich mit diesem Beitrag ein Gastronomie-Unternehmen und die abgebildeten Musikgruppen empfehle. Ich möchte aber den Familien Hagn und Spendler ein großes Kompliment für die neue Hirschau machen. Diese Fotostrecke soll auch ein Dankeschön für die hervorragende musikalische Unterhaltung und für meinen oft täglichen, kleinen Sommerurlaub an diesem Ort mitten im Englischen Garten sein. Ich wohne am Münchner Tivoli, der nur 1500 Meter Luftlinie vom Biergarten in der Hirschau entfernt ist. Dort kann man vieles erleben, was sich Touristen über Bayern vorstellen. Reisegäste verirren sich jedoch nur selten in die Hirschau, weil sie am Tourismus-Supermarkt Chinesischer Turm und im Luxus-Biergarten am Kleinhesseloher See hängen bleiben. Somit gehört die Hirschau den Münchnern – und „des is Münchnerisch.“ Eine Dame am Nachbartisch meinte: „Hier ist es viel schöner als am Chinesen.“ Ihr Begleiter bemerkte: „Das ist München.“

Originalität und Gemütlichkeit findet man bei den Biergärten im Englischen Garten nach meiner Erfahrung eher am Aumeister und besonders in der neuen Hirschau. Dies zeigt sich schon in der Aufteilung der Sitzplätze. Während andere Biergärten den Anteil der weniger arbeitsintensiven Bänke ständig steigerten, wuchs in der neuen Hirschau der Anteil von Stühlen. Drei- bis viermal in der Woche gibt es ein Musikangebot. Fast mitten im Publikum befindet sich eine feste Bühne mit Tanzparkett. Bei den Konzerten sind Unterhaltungen trotz Verstärkeranlagen möglich. Das Repertoire der Musikgruppen gestaltet sich von heimatlich bis international. Leider konnte ich nicht alle Musikanten in diesem Eröffnungssommer fotografieren. Essen kann man mit der in Biergärten üblichen Warmhaltung, Vorbereitung, Verpackung oder Kühlung bis zur gehobenen Rindfleischküche im Restaurant und als Besonderheit die Steckerlfische der Fischer-Vroni. Auf einer Terrasse werden Selbstbedienungs- und Bedienungsbereich angeboten. Biergartenplätze gibt es genügend für die Münchner Gäste. Die Hirschau ist ein Fußgänger- und Radfahrerbiergarten. Autoparkplätze sind ausreichend vorhanden. Öffentliche Verkehrsmittel halten nicht direkt bei der Hirschau, aber ein Fußweg von der etwa einen Kilometer entfernten Münchner Freiheit über Altschwabing und den Kleinhesseloher See ist abwechslungsreich und gesund.

Gute Biergärten und richtige Wirte zeichnet es aus, wenn sie öffnen, obwohl keine große Anzahl von Gästen zu erwarten ist. Andere sind keine Gastgeber, sondern vielfach Betriebswirte. In der Hirschau spürt man die Begeisterung der neuen Eigentümer. Als häufiger Gast nahm ich einen Ausspruch der Junior-Chefin zu anderen Gästen am Nachbartisch wahr: “I bin di Steffi, und do bin i dahoam.” Diese scherzhafte Nachahmung von originellen und besonders typischen oder gegensätzlichen Personen im Bayerischen Fernsehen wird als sehr sympathisch empfunden und ist vielsagend über Wohlbefinden und Gastfreundschaft. Bemerkenswert ist auch die Erkenntnis des Junior-Chefs, dass er kein Geld mehr ausgibt, weil er mit dem Leben in der Hirschau keine besonderen Ansprüche entwickelt. Der diesjährige Tropensommer hat das aber auch leicht ermöglicht. Die zwei Wirtsehepaare gehen offen auf die Gäste zu und erkundigen sich nach dem Wohlbefinden und den Wünschen.

Kleinhesselohe, Tivoli und Hirschau waren im 19. Jahrhundert Ortsbezeichnungen, die zum Dorf Schwabing gehörten. Die Hirschau diente dem Adel als Jagdrevier. Adrian von Riedl (1746–1809) bekam 1808 vom König ein Grundstück für die spätere Tivoli-Mühle auf dem Gebiet des heutigen Tucherparks. Joseph Anton Ritter von Maffei (1790–1870) übernahm 1836 ein Gelände am Englischen Garten für die Gründung der Lokomotivfabrik Maffei. In den folgenden fast einhundert Jahren wurden in der Hirschau etwa 5000 Lokomotiven gebaut. Der Eisbach hatte sich zum Energielieferanten für Mühle und Fabrik entwickelt. Das Gebäude des heutigen Restaurants war die Kantine für die Fabrikarbeiter. In der Anfangszeit hieß die 1840 eröffnete Gaststätte „Zum Hasenstall“. Sie versorgte die Arbeiter und wurde beliebtes Ausflugsziel.

Irgendwann gesellte sich ein nicht genehmigter Anbau zur Gaststätte. Dort fanden bis zum Ende des 20. Jahrhunderts sonntagnachmittägliche Tanzveranstaltungen mit Live-Bands statt, die vorwiegend von einem damals jugoslawischen Publikum besucht wurden. Im Bereich des heutigen Kinderspielplatzes bestand bis in die 1980er Jahre eine Minigolf-Anlage. 2003 wurde der Schwarzbau im Norden durch ein Nebengebäude für Ausschank und Biergartenküche ersetzt. Westlich des Hauptgebäudes entstand ein Festsaal. Alle Gebäude, der Biergarten und die Tennisplätze waren im Besitz von Spatenbräu und später Löwenbräu. Im Oktober 2012 kauften die Familien Hagn und Spendler die gesamte Anlage und eröffneten im April 2013. Ich freue mich über das neue Angebot und wünsche allen Beteiligten in der neuen Hirschau viel Freude und Erfolg. Herzliche Grüße vom Tivoli in München und gute Unterhaltung mit 311 Fotos aus dem Biergarten in der Hirschau.

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Musikkapelle Reichersbeuern mit Klaus Hochwind, Alphorn und Goaßlschalzern

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Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit, ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit!

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Die Reiwa-Buam begleiten die Goaßlschnalzer mit der Ziehharmonika.

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Guichinga Blechhaufa ist Musik aus Gilching, einer Gemeinde westlich von München.

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Hirschwinkler Bauernmusi mit Hackbrett, Akkordeon, Klarinette und Blech

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Das Münchner Quartett Summer Swing spielt Swing, happy Jazz-Musik, Standards, sowie Lieder, die alle kennen, mit guter Laune und viel Gesang.

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Hopfengold bezeichnet sich als nicht ganz traditionelle Dixieland, Swing und Jazz Band.

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Swing, Blues, Dixie und Jazz mit den sechs Musikern von Otto and Friends

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Mississippi Jazzmen mit der Spielfreude, Lebenslust und Souveränität von jungen Herren

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Stressedsout ist eine junge und vielseitige Party- und Rockband aus Niederbayern.

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Flat Out mit Tanzrhythmen von Fox bis Rock ´n´ Roll, Boogie Woogie bis Rock und Oldies

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Rafaelito y su Tumbao bezeichnet sich als Münchens Latino Salsaband Nummer eins.

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Leticia Sanchez Garcia und Laerttes Coto Rodas veranstalten einen kleinen Tanzkurs.

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Jamaica’s Son

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Bigband des Kultus- und Wissenschaftsministeriums

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Die Taunton Concert Band ist Somerset’s Premier Symphonic Wind Band und gewann mehrfach das Englische Nationale Concert Band Festival.

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Sommerfest in der Hirschau mit dem Orchester Klaus Ammann. Nico Sücker ist auch da.

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Schwarzer Kater Stanislaus, Schnurre-Di-Burri-Di-Bum, war der Schreck im ganzen Haus, Schnurre-Di-Burri-Di-Bum

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17 Kommentare

  1. Früher einmal ist die Hirschau mein Lieblingsbiergarten gewesen. Kurze Zeit nach dem Umbau hatte ich noch manch schönen Abend dort mit einem guten Spezl verbracht. Seit etlichen Jahren jedoch bin ich nicht mehr dort gewesen. Dein sehr liebevoll gestalteter Beitrag macht mir große Lust, dort wieder einmal vorbei zu schauen.
    Liebe Grüße!

    • Da hast Du mir ein sehr schönes Kompliment für meine Arbeit gemacht, wofür ich Dir herzlich danke. Es ist sicher ungewöhnlich, dass ich so viele Fotos gesammelt und zusammengestellt habe. Mir hat es aber immer gefallen. Ich bin fast ein Nachbar, obwohl die Straßenführung eigentlich trennt. Die neue Hirschau hat vieles, was ich mir unter einem Lieblingsbiergarten vorstelle. Schau vorbei und besuch mich am Tisch auf der Terrasse mit den Zeitungen und der Kamera. Herzliche Grüße vom Tivoli in die Maxvorstadt, Josef

  2. Lieber Josef,
    so viele tolle Fotos, soviel Hintergrundwissen, ein in sich sehr runder Beitrag, der einfach Spaß macht. Man merkt, dass du in München einfach dahoam bist 🙂
    Liebe Grüße
    Marion

    • Liebe Marion, Unterhaltung, die Spaß macht, ist ein grundlegender Anspruch meines Angebots. Nach fast 40 Jahren als niederbayerischer Münchner möchte ich tatsächlich nicht anderswo leben. Ich kann es sogar noch genauer auf die Nähe zum Englischen Garten bestimmen. Herzliche Grüße vom Münchner Tivoli in die Schweiz, Josef

      • Lieber Josef,
        es ist etwas sehr Schönes sagen zu können: Ich möchte nirgendwo anders leben als gerade da, wo ich gerade lebe.
        Es geht mir im Moment auch so.
        Herzliche Grüße nach München
        Marion

  3. Beim Lesen deines Berichts über diesen neuen, typisch münchnerischen Biergarten, kam schon viel Sympathie auf. Es lugte nicht nur deine eigene deutlich durch, sondern sie wurde bei mir gleich mit ausgelöst! Was für ein schönes Fleckchen mit Herz! Ich hoffe sehr, dass die neuen Eigentümer weiterhin mit soviel Freude und auch Erfolg tätig sind und die Gäste selbst in einem Sommer, der vielleicht nicht so ideal ausfällt wie in diesem Jahr, zahlreich erscheinen.
    Die vielen klasse Aufnahmen haben den Eindruck aus dem Text dann auch zweifelsfrei bestätigt. In der Hirschau ist eine angenehme, gelöste Atmosphäre – ich glaube, dort kann man es sich gutgehen lassen.
    Schöner Blogpost, Josef!

    LG Michèle

    • Liebe Michèle, Du verstehst es, was ich mit diesem Beitrag vermitteln will. Nach Deiner Einschätzung ist mir das mit dem Text und den Fotos gelungen. Das freut mich sehr, und dafür danke ich Dir. Die Zauberwörter sind Gemütlichkeit, Entspannung und Gelassenheit. Ich kann nur empfehlen, dass es sich viele Menschen dort gutgehen lassen. Das Team der neuen Hirschau wird sicher alles dafür tun. Mit dem hervorragenden Musikangebot ist schon vieles gewonnen. Hinzu kommt ein Restaurant, das erfolgreich private und geschäftliche Veranstaltungen ausrichtet. Und mir schmeckt es dort. Herzliche Grüße vom Tivoli in München nach Hamburg, Josef

    • Vielen Dank für diese freundliche Bewertung meiner Ausflüge. Das Alphorn und die Reichersbeurer kommen wieder am Samstag den 14. September. Herzliche Grüße vom Münchner Tivoli, Josef

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