Münchner Fußballfeiern

Mit Ausnahme einer kurzen Fußballbegeisterung, als mir mein Vater in der Kindheit einen Leder-Fußball schenkte, bin ich lebenslänglicher Fußball-Verweigerer. Es ist mir nicht verständlich, wie vernunftbegabte Menschen um einen Ball kämpfen und dabei sogar Verletzungen in Kauf nehmen. Doch ganz kann man sich diesem Phänomen nicht entziehen. Als Münchner wird man gezwungen die Erfolge des FC Bayern hinzunehmen, Sympathie für 1860 zu empfinden und die Feiern der Fans bei internationalen Meisterschaften wahrzunehmen.

Dass es sich beim Fußball um keine Sportart handelt, sondern um ein Geschäft, zeigen z. B. Spielergehälter, Ablösesummen, Fanartikel und besonders auffällig die Vergabe der Weltmeisterschaft an Katar. Es wird in der Öffentlichkeit hingenommen, dass dieses Geschäft bisweilen gewalttätige und betrügerische Züge annimmt.

Trotzdem scheint Fußball vielen Menschen eine Freude zu geben, die in Form von Feiern ausgedrückt wird. Etwas rätselhaft ist, was gefeiert wird, z. B. die Nation, der Verein, die eigene Person, der Alkohol oder die Autos – mit Sicherheit nicht die Sportart Fußball. Besonders fragwürdig in diesem Zusammenhang ist ein sogenannter Autocorso. Es gibt ja nichts unsportlicheres als Autofahren – auch wenn viele Menschen das anders sehen.

Wo gefeiert wird, da sind die Fotografen nicht weit. Auch mich als Nicht-Fußball-Fan zieht es gelegentlich zu diesen spontanen oder geplanten Feiern, die sich im Wandel des Zeitgeistes entwickelten. Kindheitserinnerungen Anfang der 60er Jahre sind Fußballübertragungen auf Schwarzweiß-Fernsehern in verrauchten Nebenzimmern von Dorfgaststätten. Dann kam die Zeit, als jeder Haushalt ein eigenes Fernsehgerät hatte und sich die Dorfgemeinschaft zur Fernsehwelt veränderte. Offenbar unzufrieden mit dieser Form der Vereinsamung entstanden wieder Zusammenkünfte zum gemeinsamen Fußball-Schauen. Der Höhepunkt war die Fußballweltmeisterschaft 2006 mit der öffentlichen Übertragung der Spiele auf Großleinwänden.

Die folgenden Fotos entstanden in München bei der Deutschen Fußballmeisterschaft 2000 sowie bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006. Die Bilder sind unkommentiert. Sie bedürfen keiner Begleittexte, weil sie für sich sprechen. Außerdem ist es mir nicht möglich Texte zu formulieren, weil mir das Verhalten der Menschen unverständlich ist. Die Fotoauswahl ist zufällig, weil diese Münchner Fußballfeiern an Tagen stattfanden, bei denen ich Lust und Laune zum fotografieren hatte und schönes Wetter war.

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5 Kommentare

  1. Zwei Fußball-Verweigerer aus dem Wald grüßen Josef, den Fußball-Verweigerer aus der Stadt. Deine Erzählung zu den Fotos ist sehr passend und entspricht durchaus auch unserer Meinung. Die gezeigten Lichtbilder gefallen uns ausnahmslos. Für besonders gut gelungen halten wir die Gegenlichtaufnahme des Fahnenträgers am Springbrunnen. Das Bild hat was…
    Rundum schöne Fotos – die Stimmung gut eingefangen.
    Viele Grüße von Stephan und Lucie

    • Vielen Dank für die Mitteilung des Einvernehmens und Gefallens. Ihr versteht, was ich einfangen und herzeigen will. Als Beispiel für meine Vorgehensweisen zeige ich Euch jetzt das Originalbild des Fahnenträgers, die beschnittenen Bearbeitung im Beitrag und so wie ich sie heute machen würde. Viele Grüße, Josef

      • Interessant…Danke für die Extra-Mühe.
        Im unteren Bild treten die Farben, insbesondere der Fahnen, deutlicher hervor und geben so dem Gesamtbild eine weichere Note. Die sommerliche Temperatur ist durch den leicht rötlicheren Schein sozusagen fühlbarer geworden. Schön gemacht.
        Insgesamt wirkt das Bild, dank der unterschiedlich agierenden Personen, dezent lebendig um nicht zu sagen sehr authentisch. Womit wir wieder beim Thema sind…
        Viele herzliche Grüße aus dem „Winterwald“ (ja, er ist zurück, leider)
        Stephan und Lucie

  2. Während Du Dich freiwillig in das Getümmel gestürzt hast, um diese unglaublich treffenden Fotos zu erzeugen, stand ich mit meinem Roller mittendrin und kam nicht an meinen Arbeitseinsatzort. Nur mit Hilfe der verständnisvollen Polizeibeamten war es nach einer endlos scheinenden langen halben Stunde gelungen, auf die andere Straßenseite zu meinem Arbeitsplatz zu gelangen. Aber die Stimmung auf der Leopoldstraße war unübertroffen. Elisabet L.

  3. Ja, auch wenn wir manchmal den Kopf schütteln über die „Fußball-Narrischen“, so macht sich doch München als Kulisse für die Feiern recht schön, findest du nicht auch? Deine tollen Fotos sprechen auf jeden Fall für sich!
    Liebe Grüße
    Renate

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