2010 veranstaltete die Stadtverwaltung zum 200jährigen Jubiläum des Oktoberfests einen historischen Wiesnteil unter anderem mit dem Festzelt Herzkasperl und dem Fraunhoferwirt Josef Bachmaier. Das Programmangebot und die Gestaltung des Zelts waren nicht volksfest-, sondern wirtshaustypisch sowie künstlerisch und originell. Ich genoss das neue Angebot und fand viele Fotomotive. Die Kellnerin in einem gartenähnlichen Servicebereich mit runden Tischen hatte immer Platz für mich. Während und nach der Historischen Wiesn las man in der Presse, dass Gäste und Öffentlichkeit eine Fortsetzung dieses neuen Wiesnteils und besonders des Kultur- und Künstlerzelts Herzkasperl möchten.
Die Stadtverwaltung hatte ein Einsehen, und es kam 2011 zur Bezeichnung und Veranstaltung der Oidn Wiesn. Die Ausschreibung gewann überraschenderweise nicht der wegen des vorjährigen Erfolgs erwartete und siegessichere Fraunhoferwirt, sondern Peter Reichert, der Musikant und Seehofwirt aus Herrsching am Ammersee, mit einem neuen Festzelt Zur Schönheitskönigin.
In diesem Musikanten- und Volkssängerzelt traf ich die Kellnerin von 2010 wieder. Sie berichtete mir, dass der neue Festwirt Peter Reichert im Vorjahr so wie ich mehrfach Gast in ihrem Servicebereich war und sich Notizen gemacht hatte. Vermutlich dachte er sehr früh daran, dass sich aus dieser einmaligen Festergänzung eine Folge entwickeln könnte, und schrieb Bewerbungsideen auf. Sein neues Festzelt mit Musikanten, Volkssängern und Wettbewerben für Schönheitsköniginnen bekam von mir vier Fotobeiträge, die meinen damals einfachen Möglichkeiten entsprachen.
2012 gab es wegen des Zentrallandwirtschaftsfests keine Oide Wiesn. Die Niederlage von 2011 wollte sich das Fraunhoferumfeld aber nicht gefallen lassen. Bachmaier, Strixner und andere bewarben sich für 2013 mit einem aufwendig gestalteten Konzept. Der Herzkasperl plante besonders attraktive und teure Programmteile. Die Goldgrube war wegen vom Stadtrat nicht öffentlich festgestellter, bester Erfüllung der Anforderungen mit einem größeren Zelt zurückerobert. Peter Reichert und Hofbräu hatten 2013, 2014 und 2015 das Nachsehen. 2016 war wieder ZLF.
Die traditionellen Musiker bedauerten, dass ihr Musikantenwirt nicht mehr auf der Wiesn war. Dieser fand aber für 2017 mit Jürgen Kirner einen Partner, der sich durch Brettl-Spitzen, Vorstadthochzeit, Brunnenfest, Turmschreiberei und Couplet-AG hohe künstlerische Präsenz und Qualität aufgebaut hatte.
Daran und vielleicht zufällig auch am selben Spezl-Parteibuch wie Kirner kam der neue Wiesn-Chef Josef Schmid nicht vorbei. Vermutlich glaubte der so wie in der Politik üblich irgendwann sogar selbst, dass dieses Volkssängerzelt die eigene Idee gewesen war. Anstelle des eher unpassenden und gewinnsüchtigen Velodromzelts erstrahlte 2017 eine neue Schönheitskönigin.
Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung. Der Fraunhoferwirt hat die gereifte Turnschuhfraktion, die Tänzer und die Leichtgewichte der neuen Volksmusik, wobei er inzwischen wieder die eher preiswerteren engagiert. In der Schönheitskönigin ist die Haferlschuhfraktion und freut sich an der humoristischen und musikalischen Klassik in der Volksmusik mit dem gemeinsamen Singen. Vielfalt, Abwechslung und Wettbewerb sind besser als das vorherige Monopol. Das große Herzkasperlzelt kämpfte nachmittags mit Leere. Insgesamt und langfristig wird es aber nur Gewinner geben. Der 2017er Erfolg der Schönheitskönigin war zwar teilweise in der Neuheit und der gemütlichen Größe begründet. Alle Gäste wünschten sich jedoch, dass die einzigartige Stimmung mit dem traditionellen Angebot und dem Publikumsgesang in einem großen Festzelt möglich wird.
Stimmung in einem Festzelt kann man nach meiner Einschätzung nur sehr schwer mit textlichen, fotografischen oder filmischen Mitteln festhalten. Das natürliche Erleben mit Tischgesellschaft, Hören, Riechen, Schauen, Essen und Trinken ist entscheidend. Alles andere ist eine Annäherung, die gefilterte Eindrücke vermittelt. Pressetexte, Informationen, Fotos und Videos findet man zahlreich im Internet. Im Gegensatz zu den anderen Festzelten der Oidn Wiesn 2017 war die Schönheitskönigin vom Anfang bis zum Ende hervorragend im Netz dokumentiert. Ich erlebte bei Speisen, Bier, Service und Sicherheit ein Angebot, das die anderen Festzelte weit übertraf. Beim Fotografieren der Veranstaltungsteile war ein größerer Umfang als der hier vorgestellte wegen notwendiger Einlassbeschränkungen nicht möglich. Eine natürliche und einheitliche Lichtstimmung bei den Fotos wiederzugeben, ist durch Entfernungen, Kunstlicht und Blitzlicht erschwert. Meine Kompromisse erkennt man an der Verschiedenheit der Fotos bei Farbe und Licht, mit der ich nicht zufrieden bin.
Das gesamte Programm umfasste das folgende Angebot: 6-Egg-Musi, Äff-Tam-Tam, Altbaierische Musikanten, Barbara Preis, De Boarische Bris, Dellnhauser Musikanten, Die Boarische Roas, Die Couplet-AG, Häisd’n’däisd vomm mee, Hochberghauser Tanzlmusi, Kathrin Anna Stahl und Anton Leiss-Huber, Kapelle Kaiserschmarrn, Laddshosen, Maschant, Oimsumma Musi, Riederinger Musikanten, Ruasskuchl-Musi, Schladl Musi, Schleudergang, Stoabachklang, Südtiroler Tanzlmusig, Tanngrindler Musikanten, Tegernseer Tanzlmusi, Tom und Basti, Trumpf oder Kritisch-Musi, Weißngroana Tanzlmusi, Wiesn Buam, Wössener Tanzlmusi, Wuidboch-Blos, Zwiadfach.
Beim Ausklang der 2017er Volkssängerei stellte Jürgen Kirner zurecht fest, er habe in seinem Leben noch nie soviel Lob, Dank und Anerkennung für ein Projekt bekommen wie in der Schönheitskönigin. Bekannte, die ich auf der Oidn Wiesn oder danach getroffen hatte, schwärmten, wie schön und großartig es in der Schönheitskönigin war. Anderswo erlebt man ebenfalls gleiche oder vergleichbare Musikgruppen, z. B. in der Schwemme des Hofbräuhauses. Dort gibt es auch beste Stimmung, das gemeinsame Singen in der Schönheitskönigin ist aber einzigartig gewesen.


Vor dem Festzelt sieht man Schönheitsköniginnen anderer Art. Hier gibt es viele Kronen, ehemals königliches und heute staatliches Hofbräubier.

Das Innenleben der Schönheitskönigin ist dem Stil eines alten Wiesenzelts nachempfunden und erinnert an die Wirtshäuser in München um 1900.
Stühle aus der alten Volksängerzeit, dem 1897 um- und neugebauten Königlichen Hofbräuhaus – König der neuen Volkssänger 2017, Jürgen Kirner
Eine der vielen Nachfolgerinnen von Bally Prell aus München ist Crizzy Zenzi Ertl oder mittlerweile Christina Simon aus der Oberpfalz geworden.
Musik braucht Musikanten und Veranstalter. Der Fest- und Musikantenwirt Peter Reichert ist beides. Der Erfolg gibt dem Seehof-Peter Recht.
Ohne Jürgen Kirner hätte es vermutlich keine Schönheitskönigin gegeben. Er glaubt seit vielen Jahren an den Erfolg der neuen Volkssänger.



Preisfrage: Wie heißt dieser bei Festwirten sehr beliebte Liedtext, den Frieder Roßkopf und Peter Reichert hier vortragen?
Bei den Dellnhauser Musikanten sind die anderen Fotos nicht scharf geworden. Der scharfe Blick von Karl Valentin hat dies wohl verhindert.
Peter Reichert stellt den Festgästen den Humorikus Bavarius, Peter Böhme, vor. Das Unterschwillacher Bauernballett wartet schon.
Nicht mehr wegzudenken bei einem fröhlichen Fest ist die Fotofreude der Gäste mit diesen kleinen Kästchen.
Arno Canins vom Loisachthaler Stamm und seine Tanzpartnerin nutzen die kleine Fläche vor der Bühne für ihre Bewegungsfreude.
Geistliches und prozentiges im Vorbeigehen. Nichts ist unmöglich in der Schönheitskönigin. Alle freuen sich, wenn sie fotografiert werden.
Festzelt als Wirtshaus um 1900 mit altmünchner Einrichtung und Gwand des Personals aus der Zeit der früheren Volkssänger
Couplet AG mit Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Bernhard Gruber und Berni Filser sowie mit dem Liedheft zum Singen mit dem ganzen Festzelt


Zelt und Bühne singen: Oh, wie herrlich ist das Leben, oh, wie schön ist doch die Welt, mia verkaffa d‘ Schwiegermuatta und versaufa ihra Geld.
Nur einer hält sich dran. Das Stehen auf Bänken bei Gästen und auf Stühlen bei Musikanten ist natürlich strengstens untersagt.
Unscharf und fehlbelichtet, aber wegen seiner Natürlichkeit einer der beliebtesten neuen Volkssänger, Roland Hefter zwischen Valentin und Kirner

Thomas Graf und Sebastian Hackl sind Tom und Basti sowie im besten Sinn neue Wirtshaus- und Volksmusikanten in der Tradition der Alten.

Schuhplattln und Fingerhackln mit Musikbegleitung sind natürlich gern gesehene und gehörte heimatliche Attraktionen in der Schönheitskönigin.

Oft erlebt man die Bühne als ein buntes Durcheinander von Künstlern, die gemeinsam musizieren und mit dem gesamten Publikum singen.

Die vielfach ausgezeichneten Tanngrindler Musikanten aus Hemau in der Oberpfalz am Hof ihrer Majestät, der Schönheitskönigin

Ein Festzelt Zur Schönheitkönigin braucht natürlich eine Königin. Die schönste und beste mit Gesang und Klarinette ist Daniela Scheuerer.
Die Nummer Zwölf im Liedheft ist das Trutscherl. Weil die Kapelle steht und der Steffelbauer Hans den Maßkrug erhebt, geht es vermutlich um ein Prosit.


Ludwig Eisenreich, erster Bürgermeister der Stadt Berching in der Oberpfalz, unterstützt die Tanngrindler Musikanten mit Gesang.
Dem Valentin wird vieles nachgesagt. Mindestens ein Auge für das Schöne hat er aber immer gehabt. Das Zweite war natürlich für das Komische.
Die Kapelle Kaiserschmarrn spielt zehn Mal im Zelt. Der große Publikumserfolg mit bayerischer Blasmusik gibt den jungen Musikanten Recht.



Höhepunkt der Stimmung im Festzelt ist die Kapelle Kaiserschmarrn nicht auf der Bühne, sondern mitten unter den Festgästen.
Die jungen Riederinger Musikanten aus dem Chiemgau begeistern mit einem hervorragenden musikalischen und heimatlichen Auftritt.




Schönheiten gibt es in der Schönheitskönigin natürlich im Vordergrund und im Hintergrund, z. B. Maßkrüge, Musikantinnen und Musikinstrumente.
Zum Ausklang des Abends bestimmt der Wirt, dass die Bayernhymne gesungen wird: Gott mit dir, du Land der Bayern, Heimaterde, Vaterland.
Fast alle Gäste stehen auf und singen aus ganzem Herzen mit. Es ist ein ergreifender Abschluss eines traditionellen und heimatlichen Festabends.
Das königliche Fest ist aus, aber der Glanz von Schönheit, Natürlichkeit, Heimat und Tradition bleibt.

Liebe Gäste, meine Vorhersage ist eingetroffen. Zwischendurch-Zweit-Bürgermeister und Wiesn-Chef Josef Schmid, erklärt im TZ-Interview am 15. September 2018: „Lassen Sie uns noch zur Schönheitskönigin gehen. Das ist auch mein Baby … Da dachten wir uns, es fehlt noch etwas typisch Münchnerisches, nämlich die Gstanzlsänger, wie eine Bally Prell. Da brauchten wir ein Zelt, das die Lücke füllt. Die Schönheitskönigin ist im ersten Jahr sehr gut angekommen.” Schmid weiß offensichtlich nicht was Bally Prell gesungen hat, nicht was Gstanzl sind und nicht was typisch Münchnerisch ist, aber er und seine CSU-Bande haben natürlich alles erfunden, sogar das Festzelt Zur Schönheitskönigin, obwohl es dieses bereits 2011 gegeben hatte. Solche Geistesgrößen bestimmen über unser Volksfest. Demnächst will er dann im Landtag solche Babys für ganz Bayern zeugen. Herzliche Grüße, Josef
Lieber Josef, wir haben Dich lange nicht gesehen und gehört, wünschen Dir aber von Herzen ein gutes ” Neues Jahr ” und hoffen Dich gesund und munter wieder zu treffen.Liebe Grüsse Moni und Heinz
Liebe Moni und Heinz, vielen Dank für die Wünsche und Grüße. Einen kleinen Teil von mir habt Ihr aber mit diesem neuen Beitrag, der erst ein paar Tage alt ist, gesehen. Ich freue mich ebenfalls, Euch wieder zu treffen. Auch von mir die besten Neujahrswünsche und herzliche Grüße, Josef
Ein schönes Fest. Am meisten imponiert mir, wenn du schreibst, dass sich alle freuen, wenn sei fotografiert werden. Das möchte ich auch einmal erleben. Ich muss immer jeden Einzelnen fragen, ob ich das Bild veröffentlichen darf. Also lasse ich inzwischen Personen ganz weg.
Liebe Ute, ich kann die Aussage nur bestätigen. Man sieht es den Leuten ja an. Vielleicht hat es ein wenig mit Tourismusfreundlichkeit und Lebensfreude in München und Bayern zu tun. Wenn ich bei Veranstaltungen unterwegs bin, fragen mich oft Leute spontan, ob ich sie fotografieren will. Ich orientiere mich als privater Anbieter an dem, was bei kommerziellen Medien üblich ist. Auch dort werden bei Veranstaltungen Teilnehmer im Publikum hervorgehoben, wenn nicht die Person, sondern die Situation gemeint ist. Künstler wollen und dürfen ungefragt fotografiert werden. Bei Privatpersonen übergebe ich in Zweifelsfällen eine Tivolifoto-Visitenkarte. Nach meiner Meinung dürfen sich Anbieter ohne Gewinnabsichten und ohne Rechtsabteilung im Hintergrund ruhig mehr trauen. Ich hatte bei meinen bisher 12.000 Tivolifotos im Netz noch kein Problem. Im Gegenteil: Leute haben mir schon Bücher abgekauft, wenn ich Ihnen zeige, dass sie abgebildet sind. Vielen Dank und herzliche Grüße, Josef