Man glaubt es nicht, was da schon am Morgen los gewesen war. Zuerst kam Markus Söder in seiner Funktion als zwischenzeitlicher Ministerpräsident des Freistaats Bayern. Böse Zungen behaupten, dass seine Amtszeit nur von kurzer Dauer sei, weil er bei der bevorstehenden Landtagswahl nicht genügend Stimmen bekommen werde. Manche nennen ihn deshalb jetzt schon den Zweng-Kreuzl-Markus. Das wollte er aber gerade beim Brunnenfest nicht auf sich sitzen lassen und verfügte, dass an jedem Volkssängerbrunnen gut sichtbar ein Kreuz anzubringen sei. Den Vollzug wollte er selbst vornehmen, um sich besonders münchnerisch zu geben.
Zu seiner Sicherheit hatte er eine Einheit der neuen Bayerischen Grenzpolizei dabei, weil seine CSU-Problempartei-Spezl die aufwieglerischen Volkssänger als eine „Drohende Gefahr“ angesehen hatten. Leider hatte es Söder mangels Format und Sympathie nicht geschafft, ein Landesvater zu werden. Ein volkstümlicher Brunnenfest-Auftritt hätte also gut zum bisherigen politischen Wirken des Luftnummern-Markus gepasst.
Das passte dem SPD-Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München aber gar nicht. Dieter Reiter kam mit einem Stoßtrupp vom Baureferat zur Anbringung eines Zaunes um den gesamten Viktualienmarkt. Er meinte berechtigterweise, dass sämtliche Verwaltungsvorgänge auf und um den Markt städtische und nicht staatliche Angelegenheiten wären. Der vom Oktoberfest-Anzapfen bekannte Ganz-Zaun-Dieter wollte den Kreuzzug gegen die CSU-Eroberung des Markts verhindern und somit auf seine Weise die Marktbesucher vor „Konkreten“-CSU-Gefahren schützen.
Wenn schon soviel politische Prominenz unterwegs war, durfte Münchens 2. Bürgermeister, Josef Schmid, nicht fehlen. Der Adabei-Seppi will ja ohnehin nach der Landtagswahl zur Söder-Truppe wechseln, weil er sich zu Höherem als zum Diener der undankbaren Münchner Bürger berufen fühlt. Seine politische Höchstleitung in der Landeshauptstadt war der Milchtüten-Test. Handtaschen, in die mehr als drei Milchtüten passen würden, dürfen nach seiner Vorgabe nicht auf das Ganz-Zaun-Oktoberfest mitgenommen werden. Er hatte nämlich mit einem komplexen mathematischen Verfahren erkannt, dass ab der dritten Milchtüte die Terrorgefahr überproportional ansteigen würde. Die Münchner dankten es ihm mit der liebevollen Bezeichnung Drei-Milchtüten-Seppi. Dieser rückte natürlich mit einem grimmigen, privaten Sicherheitsdienst an, der auch die kleinsten Damentäschchen durchwühlen sollte, um sich für alle Zeit unentbehrlich zu machen.
So standen sich am frühen Morgen drei feindliche Lager bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Beunruhigt schickten die Himmlischen Heerscharen eine Abordnung zu Petrus, ob er denn nicht mit einem kräftigen Regenguss die Schlacht verhindern könne. Dieser meinte aber, dass der Engel Aloisius im Hofbräuhaus die Angelegenheit schon regeln würde – wozu der bekannterweise nicht fähig ist.
Die Erste-Freitag-im-August-Sonne brannte gnadenlos auf den Markt, als Jürgen, der Kirnige, mit einem Volksängerheer von 120 mit Instrumenten bewaffneten Künstlern auftauchte. Angesichts der Übermacht räumten Zweng-Kreuzl-Markus, Ganz-Zaun-Dieter und Drei-Milchtüten-Seppi das Schlachtfeld Viktualienmarkt.
Und so ist es gekommen, dass 2018 der Tivoli-Fotograf mit seiner Mehr-als-drei-Milchtüten-Tasche und ohne Belästigung durch einen Sicherheitsdienst den Markt betreten konnte. Das geschah freilich erst nach der Mittagsruhe, damit die Fotografien dem Anlass nach angemessen entspannt ausfallen werden. Insgesamt wollte sich keine Konfliktpartei mehr lächerlich machen und die drei verfeindeten Gruppen vertagten ihre Fehde auf das Brunnenfest 2019.
Dieses wird es hoffentlich wieder geben, obwohl ich glaubte, Nachlässigkeiten bei Künstlern, Spielstätten, Blumenschmuck und überhaupt festzustellen: Was nix kost, is halt nix wert. Ich bin überzeugter Gast des Brunnenfests und habe dies bislang vermutlich genügend ausgedrückt. 2018 gab es in den Münchner Tageszeitungen nur Ankündigungen und keine Berichterstattung sowie kaum sonstiges Medieninteresse mit Ausnahme von muenchen.tv und ganz-muenchen.de. Damit wird die Öffentlichkeit den Leistungen und dem Engagement der aus ganz Bayern angereisten Künstler nicht gerecht. Schaue ich mir dann wieder Videos von früheren Brunnenfesten bei Youtube an, dann stelle ich fest, dass sich eigentlich nichts verändert hat. Es muss doch nicht alles gesteigert werden und soll doch auch so bleiben dürfen. Nachlassen geht aber gar nicht.
Beim 7. Brunnenfest auf dem Münchner Viktualienmarkt erlebte man am Freitag, den 3. August 2018, zwischen 11:00 Uhr und 17:30 Uhr über 120 Künstler, Musikanten und Volkssänger: Bauernseufzer, Bavarian-Mane, Blecherne Sait’n, Böhmische Filsermusi, Couplet-AG, d’Augnring-Blosn, d’Wuiderer Blosn, de junga Oidboarisch’n, Eschenrieder Tanzlmusi, Geschwister Laschinger, Giggerlgschroa, Gögginger Tanzlmusik, Hausbeng-Musi, Isarschiffer, Joe Heinrich, Knöpf und Soatn, Lochtrio, Lumpad, Martin Frank, Mia San’s, Moosgsangl, Moritatensänger des Bezirk Oberbayern, Ohdraaht, Original BayernKrainer, Quittengsangl, Rampensauer, Roggensteiner Bänkelgesang, Roland Hefter, S.M.S. – de Waidlerische Wirtshausmusi, Sängerkreis Ottobrunn, Trio Schleudergang, Zinsmeister Zwoagsang, Zupfer Moidla, Zwoagschroa u. v. a. m.
Ich bitte um Nachsicht, dass ich nicht alle fotografieren konnte und um Mitteilung bei den mir nicht bekannten Gruppen. Wer meine Fotos, auch die hier nicht gezeigten, weiterverwenden möchte, dem schenke ich sie gerne, wenn meine Vorgaben zur Fotoverwendung für Gäste bei tivolifoto.com beachtet werden. Ich wünsche gute Unterhaltung mit meiner Fotoauswahl von 146 aus 256 und danke den Mitwirkenden für das besonders schöne Fest.



Dem Viktualienmarkt sieht man in der Mitte beim Maibaum und an den Standl nicht an, dass heute Brunnenfest ist.
Der Biergarten ist gut gefüllt, Günther steht wie immer an seinem Platz. Plötzlich fangen Musikanten zum Spielen an.
Am Biergartenrand bei der Liesl entdeckt man den Bavaria-Express vom Bayernmane. Brunnenpate Manfred Klein vom Dachauer Moosgsangl fährt damit immer S-Bahn. Daneben steht der Nachwuchs-Transporter von der Vorstadthochzeit.
Bettina von Haken ist die große Dame des Brunnenfests. 2018 ist sie bei Tivolifoto nur unter einem großem Hut zu sehen.
Heute ist der geschmückte Brunnen der Liesl Trinkwasserbrunnen und nicht wie so oft billiger Augustinerbrunnen.
Als Liesl Karlstatt (1882-1960) den Münchner Textilkaufmann (heute Kaufhaus Beck) und Vorsitzenden des Freundeskreises Münchner Volkssänger und Volksschauspieler, Gustl Feldmeier, an sein Versprechen erinnerte, ihr auch einen Brunnen auf dem Viktualienmarkt zu errichten, meinte dieser: “Richtig, aba zerscht stirbst.” (Valentin und Weiss Ferdl 1953, Liesl 1961)
Die Elise Aulinger ist bescheiden geschmückt und verweist auf einen nahen, schattigen Festplatz unter einem Baum.
Der ungeschmückte Roider-Jackl-Brunnen ist vermutlich wegen Schattenmangels oder Imbissumsatz keine Spielstätte.

Beim Valentin- und Schuhmacher-Brunnen ist großer Andrang, weil die Besucher im Schatten der Bäume stehen können.

Jürgen Kirner hat immer an die alten Volkssänger geglaubt. Heute ist er mit den Brettl-Spitzen der Chef der Neuen.
Links sieht man den Münchner Kuckuck von hinten. Seit Jahren will er in drei Tagen seine Schulden bezahlen.

Auf dem Titelbild hat nicht der Gendarm, sondern der bärtige Vater aus dem Firmling zwischen die Musikanten gepasst.
So schauen Valentinbrunnen und Musikanten des Titelbilds aus, wenn sie gerade nicht als solches missbraucht werden.

Karl Valentin steht seit 1953 auf dem Viktualienmarkt in einem Fragezeichen mit vier Masken: der Radfahrer Wrdlbrmpfd, der bärtige Vater aus dem Firmling, der Gendarm aus den Raubrittern vor München, Teufelsfratze und Sonne.

Die neue Spielstätte am Kartoffelbrunnen lässt sich von großen und kleinen Münchnern vielfältig nutzen.

Die Blumenpracht bei der Münchner Suppenküche gehört zwar nicht zum Brunnenfest, schaut aber einmalig schön aus.
Jürgen Kirner, der künstlerische Leiter des Brunnenfests, wird interviewt und ist traditionell Brunnenpate beim Valentin.
Der Isarrider, Roland Hefter, und das jüngste Mitglied der Couplet-AG, Berni Filser, sind bei jeder Gaudi mit dabei.
Bernhard und die Böhmische Filsermusi gibt es sogar ohne Publikum bei der etwas versteckten Freifläche am Müllhäusl.
Nochmal Böhmische Filser mit Berni, weil er so fleißig ist und wir uns ständig bei einschlägigen Veranstaltungen treffen.

Das Volkssänger-Duo Doro und Rainer Berauer unterhält das Publikum als Isarschiffer mit dem Programm Pax beim Hax.

Zupfer-Moidln und da Gerhard sind zum ersten Mal beim Brunnenfest: Renate und Waltraud Zupfer sowie Gerhard Reber.

Mit und ohne Schatten ist der Ottobrunner Sängerkreis Urgestein des Brunnenfests. Joe Heinrich moderiert etwas abseits.

Musikalische Griass von da Stefan, da Martin und da Sepp. Sie sind De Waidlerische Wirtshausmusi oder kurz SMS.

Der Bass vom LochTrio hat mir im Vorbeigehen zehn Euro für ein Foto versprochen. Oder war das umgekehrt gemeint?

Weil der Tisch einfach zu groß gewesen ist, passen die drei Blechernen Saitn leider nicht gemeinsam auf die kleine Bühne.
De junga Oidboarischen sind Christian Dauber mit Ventilposaune/Trompete und Georg Krammer mit Ziach/Trompete.
Herta Wanner mit Gitarre und Okarina sowie Horst Huber mit der Steirischen Harmonika sind Knöpf und Soatn.
Die Rampensauer sind Magnus, Andi, Wolfgang und Hannes mit Gesang und Moderation, der leider auf den Fotos fehlt.
Links wären Karten mit dem Gruppennamen gelegen, aber ich war leider wieder viel zu schnell mit dem Vorbeigehen.
Der Name des Duos war nicht zu ergründen. Ich bitte um Mittteilung, damit ich die Volkssängerkarriere fördern kann.
Die Original Bayern Kryner mit Stefan Hoch können erst nach der Tagesarbeit kommen. Dementsprechend ist der Durst.

De Crissy, da Markus und da Stefan san mitananda de Bauernseufzer. Wers ned woas, des san a Würscht.
Da könnte ich lange für gleiche Farben hinarbeiten. Es wäre aber wegen der zwei verschiedenen Waschmittel sinnlos.
Vermutlich handelt es sich hier um eine Mischung von Zwoagschroa und Mia sans.

Die Gögginger Tanzlmusi sind Andreas Hofmann, Klarinette, Andreas Federl, Flügelhorn und Trompete, Johann Lorenz, Steirische Harmonika und Akkordeon, Sandra Federl, Gitarre und Kontrabass, Jonas Fuchs, Bariton, Wolfgang Resch, Tenorhorn, Konrad Resch, Tuba und Bariton.
Hausbeng-Muse aus dem niederbayerischen Alkhofen und Sandbach. Bei Instrumenten gefallen mir besonders Klarinetten.

Claudia Atzenberger, Klarinette, Philipp Niederhofer, Tenorhorn, Christop Mühlbauer, Steirische, Andreas Gerstl, Akkordeon

Wie man hier recht schön sieht, sind die Hausbeng-Muse und die Gögginger Tanzlmusi befreundet.
Jürgen Kirner erhebt seine schützenden Hände über alle Künstler, hier aber über den Peter vom Giggerlgschroa.
Skandal am Brunnenfest! Stefan ist Tanzpartner von Monika. Diese sitzt aber mit einem Herrn im Cafe Nymphenburg Sekt.

Roland Stetter, Florian Weinmann und Raimund Pauli sind das Trio Schleudergang. Tragisch ist, dass der dritte Mann fehlt. Valentin würde sagen, dass man doch wohl auch jemanden herzeigen dürfe, den man gar nicht fotografiert gehabt hätte.
Fehler beim Brunnenfest! Der Weiss Ferdl fehlt traditionell bei den Brunnenfesten, weil er mitten im Biergarten steht. Deshalb zeige ich hier Ferdinand Weisheitinger (1883-1949) mit Blumenschmuck an seinem 132. Geburtstag im Jahr 2015.
So eine Ansicht ist typisch für die Gaudi und das Durcheinander beim Brunnenfest.

Chronik der Brunnenfeste bei Tivolifoto
lieber Sepp,
dein Beitrag und die Fotos: wieder einmal Spitzenklasse!
die Herz-Moni
Vorsicht mit solchen leichtsinnigen Bewertungen, liebe Monika! Der Text kann als Respektlosigkeit vor den derzeit bescheiden besetzten, hohen Ämtern missverstanden werden. Bei den Fotos gibt es Skandale und Fehler. Vielen Dank und herzliche Grüße, Sepp
Wieder mal Volltreffer, superschöne Fotos, man kann die gute Stimmung direkt spüren, und Dein Text, ja wenn den die betroffenen Herren halt mal lesen würden…… ja dann….. Liebe Grüsse Moni und Heinz
Liebe Monika, ich war selbst überrascht, was dabei herausgekommen ist. Immerhin musste ich die zwei Stunden Fotorundgang dreimal unterbrechen, um mich bei Heinz und Horst am Tisch zu stärken. Danach haben mir die Hitzetage in der kühlen Wohnung für die schnelle Fertigstellung des Fotobuchs geholfen. Wenn wir uns morgen auf dem Markt treffen, kann ich Euch das Buch schon zeigen. Vielen Dank und herzliche Grüße, Sepp
Mit deinen Bildern ist man wieder mitten drin im Geschehen. Was für ein schönes Fest.
Das Brunnenfest fügt sich ohne große Bühnen und Verstärker einfach in das Marktleben ein. Es freut mich, wenn es mir gelungen ist, das Mittendrin und die Schönheit auszudrücken. Vielen Dank und herzliche Grüße, Josef
Servus, da hast du dir echt viel Mühe gemacht, Die Eingangsgeschichte ist so was von gut, da Wahnsinn. Und die Bildgeschichten sind einfach Klasse. Hast du was dagegen, wenn ich die Geschichte unter meinen Freunden auf FB teile?
Danke, das war keine Mühe. Der Begleittext ist einfach geflossen, weil mich die versuchte Freiheitsberaubung dieser Herren schon länger beschäftigt. Nach meiner Meinung sind alle drei eine Fehlbesetzung, und die Öffentlichkeit lässt sich den Schmarrn gefallen, den sie uns für ihren Machterhalt aufzwingen. Gerne können alle die Geschichte verlinken und teilen, damit die Lächerlichkeit dieser sogenannten, nicht vom Volk gewählten Volksvertreter verbreitet wird.
Kommentar und Bilder sind hervorragend, lieber Josef! 🙂 Ich liebe das Brunnenfest auch sehr, bin diesmal allerdings erst so ab zwei Uhr nachmittags dort gewesen, um einige Runden mit der Kamera zu drehen.
Liebe Grüße von der Maxvorstadt! 🙂
Liebe Margot, ich bin sogar erst um Drei gekommen und musste mich bis Fünf zwischen den 256 Fotos mehrfach im Biergarten stärken. Trotzdem bin ich selbst auch mit dem Beitrag zufrieden. Vielen Dank für die besonders lobende Bewertung und herzliche Grüße vom Tivoli in die Maxvorstadt, Josef