Bei der Suche nach Tradition und Gemütlichkeit kann man in München dreimal jährlich auf dem Mariahilfplatz im Stadtviertel Au fündig werden. Maidult, Jakobidult und Kirchweihdult finden an jeweils neun Tagen im Frühling, Sommer und Herbst statt. Der Platz um die Mariahilfkirche bekommt dann einen Vergnügungspark sowie Verkaufsstände für Geschirr und Haushaltswaren, Töpferei und Keramik, Kunsthandwerk und Schmuck, Antiquitäten und Trödel sowie Neuheiten und Altbewährtes.
“Es gibt nix, was es ned gibt dort auf der Auer Dult, und wer ned hingeht, der is selba schuld,” sang Fred Rauch, der bekannte Textdichter, Sänger und Hörfunkmoderator. Das Warenangebot der Auer Dult hat sich im letzten halben Jahrhundert wenig verändert. Schwerpunkte sind nach wie vor eine große Auswahl an Töpferwaren und Geschirr sowie Haushaltswaren und Antiquitäten. Dazu gibt es Wunder für den Haushalt wie Fleckenmittel und Gemüsehobel. Alles wird meist unterhaltsam angeboten. Man kann schauen und staunen sowie naschen und kaufen.
Die Dult verfügt über 21 gastronomische Betriebe, wobei sieben nur Getränke, elf Speisen und Getränke im Stehen und drei beides mit Sitzgelegenheiten anbieten. Die Gesamtzahl der Marktteilnehmer mit Händlern und Schaustellern beträgt rund 300. Mit einer jährlichen Besucherzahl von 300.000 ist die Auer Dult im Vergleich zu Oktoberfest mit sieben Millionen und sogar zum Münchner Frühlingsfest mit einer halben Million sehr überschaubar. Die diesjährige Maidult in der Au hat trotz des schlechten Wetters wieder rund 100.000 Besucher.
Festplatz und Markt werden von der dazwischen liegenden Mariahilfkirche überragt. Der Platz am Eingang der Kirche ist nach dem Maler Rupert Stöckl benannt. Dieser war ein Münchner Original und zuletzt ein echter Auer. Die Volksschauspielerin Liesl Karlstadt hat einen Platz südlich der Kirche und ihr Partner Karl Valentin, der wohl bekannteste, gebürtige Auer, eine Gasse direkt neben der südlichen Neuheitengasse. Nach Norden zur Kirche hin folgen Schatzsuchergasse, Tandlergasse, Raritätengasse, Münchner-Kindl-Gasse, Herztropfengasse und das Kirchengasserl. Die Verkaufsstände drängen sich am dichtesten in der langen Ahornallee auf der gesamten Westseite des Platzes.
Im Bereich des nördlichen Festplatzes befinden sich drei kleine Bierzelte mit Gartenbereich: Wurst- und Hühnerbraterei Heinz, Fischer Vroni sowie Feisingers Kas- und Weinstubn. Dem Volksfestvergnügen dienen beispielsweise Kinderkarusselle, Spielmöglichkeiten, Schießbuden, eine Reitbahn, Autoscooter Steinhart, Flohzirkus Birk, Kaspertheater Ludwig Trollmann, Kinderschiffsschaukel Herbert Koppenhöfer, Kettenflieger Josef Kalb, Glückshafen der Arbeiterwohlfahrt und der Königlich Bayerische Hofphotograph Stephan Bastian. Besonderheit ist ein kleines historisches Riesenrad von 1925. Zwischendurch werden Süßigkeiten und Eis angeboten.
Die Vielfalt der Auer Dult macht es unmöglich, eine fotografische Gesamtheit vorzustellen. Man kann nur einen Gesamteindruck vermitteln. Im Internet wird das vollständige Angebot aber umfassend dokumentiert. Schwerpunkt der Veranstaltung ist der Markt und weniger das Volksfest. Blasmusik und Volkstanz am Eröffnungssamstag sowie das Seifenkistenrennen am Gebsattelberg sind hier nicht beinhaltet, im Netz aber leicht zu finden. Ich sammle bei vier Nachmittagsbesuchen 628 Fotos in zeitlicher Folge und ordne sie anschließend in 33 Motivgruppen.
Jetzt beabsichtige ich, meine Wahrnehmung mit meinen Mitteln wiederzugeben. Dabei muss ich zunächst über das Wetter, die Gastronomie und einige Marktleute ein wenig granteln. Ich bin Schönwetterfotograf und Genussmensch. Beides ist nur eingeschränkt möglich. Die Maidult 2015 findet überwiegend im April statt und hat entsprechendes Wetter. Für kulinarische Freuden mit einer gemütlichen Sitzgelegenheit gibt es wenig Anlass.
Das Fotografieren wird in Einzelfällen durch Bemerkungen von Marktleuten kommentiert, z. B. vorher fragen, nur private Fotos, keine Fotos. Man muss aber nicht fragen und hätte bei 300 Marktständen viel zu tun. Es gibt ein Recht am eigenen Bild, aber keines am eigenen Gegenstand, wenn dieser von einem öffentlich zugänglichen Ort fotografiert wird. Wem das nicht passt, der kann ja einen Sichtschutz anbringen. Ansonsten gilt Panoramafreiheit auch mit Personen, die nicht im Mittelpunkt stehen.
Wahrscheinlich sind aber einzelne Marktteilnehmer durch schlechtes Wetter und eingeschränkte Verkäufe genervt. Vielleicht wird es auch als unangenehm empfunden, wenn schon wieder jemand kommt, der nichts kaufen, sondern nur schauen und fotografieren will. Die meisten Marktanbieter nehmen meine Fotoabsichten aber mit Gelassenheit zur Kenntnis, weil klar ist, dass sich diese nicht auf Personen richten.
Die Präsentation des Warenangebots ist besonders abwechslungsreich und attraktiv. Einzelne Gegenstände werden täglich neu angeordnet und phantasievoll ausgestellt. Puppen tragen neue Kleider und Stände werden mit Blumen geschmückt. Insgesamt gefällt mir die Maidult in der Au 2015 sehr gut. Meine Suche nach Münchner Tradition und Gemütlichkeit ist erfolgreich.
Die nächste Dult ist die Jakobidult und findet vom 25. Juli bis 2. August 2015 statt. Wahrscheinlich ist die Maidult aber am schönsten. Die Bäume um den Mariahilfplatz haben ein frisches Grün. Gelegentlich zeigt sich der Himmel weißblau und unterstreicht den gemütlichen Vorstadtcharakter der Auer Dult. Wahrscheinlich ist das Frühlingswetter für meine Fotostreifzüge sogar günstiger als die Sommerhitze. Ich wünsche gute Unterhaltung mit 264 Fotos von einer Münchner Veranstaltung, zu der man sagen kann: “Selber schuld, wer nicht war auf der Auer Dult.” Behauptet jemand, vom umfangreichen Angebot erschlagen zu werden, gilt auch: “Selber schuld, Auer Dult.”
Kommt man von der Trambahnhaltestelle Mariahilfplatz in der Ohlmüllerstraße, dann geht es auf der Dult entweder geradeaus und westlich der Mariahilfkirche in die Ahornallee oder mit einer Abbiegung südlich in die Neuheitengasse.
In beiden Richtungen kann es je nach Wochentag, Tageszeit und Wetterlage eng werden auf der Auer Dult.
Unter der Woche löst sich ein Stau im Personenverkehr auf dem Mariahilfplatz aber meist schnell wieder auf.
Rainer Maria Strixner kann sich nur schwer von seinen Schätzen trennen. Gelegentlich macht er aber Ausnahmen.
Bei wahrscheinlichem Regen hält sich diese Dame ohne Unterleib lieber im Stand von Holareidulijö auf.
Ich bin einige Male vorbeigegangen. Beim Betrachten der Bilder kehrt die Erinnerung an den Wohlgeruch immer zurück.
Heinz Wurst- und Hühnerbraterei hat das größte Platzangebot auf der Auer Dult im Biergarten und in der Stube.
Wenn viele Fische vorgegrillt werden, dann… Etliche Gäste kommen aber zur Fischer Vroni nur wegen Augustiner Bier.
Feisinger’s Kas- und Weinstubn mit dem kleinen Garten wird zu meinem bevorzugten Einkehrort in den Fotopausen.
Seit 1973 macht Familie Trollmann Kinder mit dem Kasperl von der Au im selbstgebauten Puppentheater glücklich.
Reitbahn Kaiser, Autoscooter Steinhart, Flohzirkus Birk, Hofphotograph Bastian und Nostalgie-Karussell Lingnau
Einen preiswerten und sinnvollen Glückshafen gibt es von der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband München-Stadt.
Pfeilwerfen Ehrhardt, Schützenhaus Lingnau, Armbrustschießen Boppel, Kinderkarussell Kraus und Clownballon Hanika
Die Kinderschiffsschaukel Koppenhöfer regt zu Höchstleistungen an, während Eltern im Hintergrund Augustiner trinken.
Ein Flug um den Turm der Mariahilfkirche in der Au ist traditionell die Aufgabe des Kettenfliegers Kalb.
Das kleine Riesenrad von 1925 mit der Konzertorgel der Gebrüder Bruder aus Waldkirch i. B. wird Russenrad genannt.
Schau dir Russenrad, Konzertorgel und Auer Dult genau an, solange es sie noch gibt!
Es sind ja wirklich viele wunderschöne Fotos über die Dult und ihre Besonderheiten. Es fehlt aber noch so einiges: der Bücherstand für München Liebhaber, neue Bücher über fast alle Themen einer Stadt, ein Stand mit Holzfiguren, einer mit Marmeladen, die für die Dult typischen Stände in der Ahornallee!
Vielen Dank für die lobende Bewertung und den Kommentar. Bei meinen Fotorunden auf der Auer Dult habe ich selbstverständlich ein Mehrfaches von Motiven und Ständen eingefangen. Weil meine Beiträge auch gedruckte Fotobücher sind, muss ich mich aber beschränken. Außerdem eignen sich nicht alle Bilder zum Herzeigen. In der Ahornallee ist das Fotografieren durch die Enge und die vielen Besucher erschwert. Der hervorragende Stand mit den München-Büchern ist für mich immer Pflicht.
Herzliche Grüße vom Münchner Tivoli, Josef
Ich bitte um Verständnis, dass ich den Kommentar erst nach zwei Wochen freischalten und beantworten kann, weil ich Opfer einer dreiwöchigen Internet-Störung geworden bin.
I’m looking forward to my trip to Germany! I will be going to Berlin to VEGAN STRASSE. Have you ever been there?
I LOVE the blue pottery in your photos and also have a few jugs and pots. 🙂
Liebe Grüße aus Canada!
<3 carmen
Liebe Carmen, ich war schon einmal in Berlin, aber diese Straße kenne ich nicht. Blaue Töpferei ist in Bayern eine große Tradition. Viele Grüße aus München, Josef
Dear Carmen, I was already in Berlin, but this road I do not know. Blue pottery is a great tradition in Bavaria. Greetings from Munich, Josef
Ein unglaubliches Angebot, wo ich auch mal gerne stöbern würde. Dabei brauch’ ich eigentlich gar nix 😉 Sehr interessant fand ich deine Informationen vorher, die hübschen Namen der Straßen rundherum.
Liebe Grüße aus Köln,
Ingrid
Liebe Ingrid, außer einem Lebkuchenherz für meine Lieblingskellnerin in der Marktschänke habe ich auch nichts gekauft. Es stimmt, dass sich bei diesem Angebot Lust zum Stöbern entwickelt, aber mit Fotografieren ist man ausreichend beschäftigt. Dein Interesse an den Informationen freut mich. Die Auer Dult ist im Internet sehr gut dokumentiert. Einiges musste ich aber aus meiner Sicht wiederholen und bewerten. Vielen Dank und herzliche Grüße aus München, Josef
Das war wieder ein schöner Rundgang mit dir. Für alle Lebenslagen lässt sich etwas finden. Die Puppen musstest du wenigstens nicht um Erlaubnis zur Veröffentliohung fragen. Diese Schilder an Ständen “Fotografierverbot” kenne ich nur all zu gut. Auf Messen und Märkten sollte es ein Verbotstafel-Verbot geben 🙂
Liebe Ute, wenn man auf Veranstaltungen, Festen und Märkten fotografiert, dann übernimmt man schon ein wenig die Ideen anderer Leute – oder anders gesagt: das Leben ist doch auch ein ständiges Kopieren. Ich würde meine Freude ausrücken, wenn jemand mein Warenangebot und meine Präsentation mit einem Foto festhält. Es gibt aber widrige Umstände, durch die sich Anbieter genervt fühlen können. Eine Verbotstafel habe ich noch nicht erlebt. So einen Schmarrn würde ich vermutlich gnadenlos nicht beachten. Ich freue mich, dass Du mich beim Rundgang begleitet hast und grüße herzlich aus München, Josef
Alle Achtung Josef,
da hast du aber ein tolles und buntes Bildprogramm zusammen gestellt und ich habe mir jetzt richtig Zeit genommen, um nichts zu verpassen bzw. zu übersehen 😉
Solch ein Angebot von Händlern und Gastronomie sieht man selten und gibt es ganz sicher auch nur in München. Da benötigt man doch ein paar Tage, um wirklich alles zu sehen, oder täusche ich mich jetzt, wegen der Flut der Bilder ?
Auf alle Fälle ein großes Kompliment für deine Mühe, solch einen Blog zu präsentieren und ich bin sehr gerne mit über die Auer Dult gebummelt und jetzt habe ich großen Hunger und muss unbedingt in die Küche *grins
Liebe Abendgrüsse und danke,
für’s mitnehmen,
Uschi
Liebe Uschi, alles kann man auf der Auer Dult nicht anschauen oder fotografieren und schon gar nicht herzeigen. Mittlerweile habe ich sogar ein wenig die Befürchtung, dass meine Beiträge zu umfangreich werden. Wenn ich dann aber wieder so einen freundlichen und wohlwollenden Kommentar bekomme, dann wird aus Menge und Mühe Leichtigkeit. Es war mir eine große Freude, Dich mitzunehmen. Herzliche Grüße nach Plattling, Josef
Was es da alles gibt! April ist tatsächlich ein wettermäßig recht unsicherer Termin im Jahr. Ich glaube, im Juli ist es schon ein wenig angenehmer dort auch zu sitzen.
Es war wieder sehr interessant, sich durch deine Fotosammlung zu klicken und an der ein oder anderen Sache auch ein bisschen länger hängenzubleiben, Josef. Ich finde es irgendwie schön, dass nicht ausschließlich Verkauf stattfindet (obwohl spezielle Waren dabei sind! ^^) , sondern auch so etwas wie Karussell fahren oder Ponyreiten dazugehören.
Danke für deinen virtuellen Rundgang!
LG Michèle
Liebe Michèle, ich freue mich, weil Du schreibst, dass Du einen Rundgang wahrgenommen hast. Das war genau mein Anspruch. Ich wollte nur vorbeigehen, schauen und fotografieren. Die Auer Dult ist keine Sensation, sondern ein sich ständig wiederholender Normalfall in München. Manches zieht das Interesse an, woanders kann man vorbeigehen. Im Juli wird man dabei vielleicht der Sommerhitze ausgesetzt. Ohne den Schaustellerteil würde der Auer Dult ein Wesensmerkmal fehlen. Für mich reiht sich der Beitrag in einen Rahmen für München ein so wie Deine Artikel zu Hamburg. Ich freue mich immer sehr über Deine Kommentare und grüße herzlich aus München, Josef
Ja, die Auer Dult lieb’ ich sehr. Leider ist es mir heuer aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich gewesen, über die Mai-Dult zu bummeln – aber das durfte ich virtuell jetzt ja dank deiner vielen Fotos nachholen. 😉
Liebe Grüße aus der Maxvorstadt zum Tivoli!
Ich freue mich, dass ich Dir einen virtuellen Rundgang ermöglichen konnte. Sicher sieht es zur Jakobidult für Dich wieder besser aus. Ich wünsche es Dir und grüße herzlich vom Tivoli in die Maxvorstadt, Josef