…ist nicht einfach, nein nein nein! Dieser Königin ist es aber leicht gelungen. Der Anspruch eines Musikanten- und Volkssängerzelts im Rahmen der Oidn Wiesn wurde in hervorragender Weise erfüllt. Schon allein deshalb, weil er innerhalb des diesjährigen Oktoberfests einzigartig war. Mein erster Beitrag zur Schönheitskönigin war ein Schnellschuss der Begeisterung nach dem Eröffnungstag. Er entstand durch den folgenden Regensonntag mit dem diesjährigen Trachten- und Pfützenumzug. So lautete eine Überschrift in der Süddeutschen Zeitung. Jetzt ist das Oktoberfest vorbei. Es war ein traumhafter Altweibersommer wie aus dem Bilderbuch.
Meine nachmittäglichen Biergarten- oder Wirtshausaufenthalte mit dem Ziel der Nahrungsaufnahme verlegte ich einfach auf die Oide Wiesn. Für 13 Besuche stärkte ich mich vorher mit Fahrradrundfahrten vom Tivoli zum Aumeister und zurück. Diese halbe Stunde gab mir die Kraft für die sich anschließenden Sitzungen in der Schönheitskönigin. Dabei trank ich häufig zwei Maß Bier. Zum Essen gab es vier gegrillte halbe Giggerl aus Niederbayern, fünfmal gesottene Bullenbrust, ein Kesselfleisch, zweimal geschmorte Ochsenbackerl, einen Schweinsbraten sowie sieben kleine Brezn und sechs Scheiben Brot. Diese meine persönliche Oide-Wiesn-Bilanz ist zwar nicht so sensationell wie die offizielle, aber mir hat es sehr gut geschmeckt und gefallen.
Mit meiner kleinen Nikon P7000 entstanden 2342 Bilder oder 4,87 Gigabyte, die ich nach dem jeweiligen Wiesnbesuch in zuletzt 54 Ordnern auf meinem Computer speicherte und benannte. Aufgrund der vielen Fotos versuche ich meine Artikel und Fotobücher aufzuteilen. Ein Beitrag soll sich den Wahlen zur Schönheitskönigin widmen, der zweite dem gastronomischen, kulturellen Bereich und der dritte nur den Musikanten und Volkssängern.
Meine Ausrüstung bestand aus MVV-Streifenkarte, Abendzeitung und Kamera. Ich fotografierte mit automatischen Einstellungen aus größerer Entfernung ohne Blitzlicht. Ein halbwegs ambitionierter Fotoamateur würde mich dafür auslachen. Die meisten Bilder sind nicht besonders scharf. Dafür nahm ich niemandem die Sicht auf die Bühne und konnte sitzen bleiben. Die Kompaktkamera passte in meine Jackentasche. Klassische Fotoregeln wie die Nähe zum Motiv und das Vermeiden von störenden Elementen, z. B. die Seile am Bühnenrand beachtete ich ebenso wenig wie den großen häufig verkleideten und betrunkenen Bruder in der Nachbarschaft der Oidn Wiesn.
Aus Angeboten ergeben sich Weiterentwicklungen und Gegensätze, z. B. Oktoberfest und Oide Wiesn. Und Veranstaltungen werden immer professioneller als vorher gemacht, z. B. Herzkasperlzelt und Zur Schönheitskönigin. Das ganze Musikanten- und Volkssängerzelt war gut gestaltet und geschmückt. Es hatte eine meist perfekte Organisation und Technik. Der kleine Bereich mit runden Tischen und Stühlen aus dem Herzkasperl ist einem üblichen Plattensee gewichen. Es gab keine dunklen Ecken mehr, sondern nur gleichmäßige Ausleuchtung. Der kulturelle Anspruch war mit Zeltdekoration, Programmheft und Speisekarte hervorragend erarbeitet. Geballte Kultur- und Gastronomiekompetenz spürte man überall. Man könnte die Veranstaltung dem letzten Jahr gegenüberstellen wie ein mit öffentlichen Mitteln betriebenes Theater einer privaten Kleinkunstbühne. Der Vergleich zwischen Herzkasperl und Schönheitskönigin wäre aber unfair, weil die Ansprüche unterschiedlich waren. Beide Konzepte waren sinnvoll und wurden hervorragend umgesetzt.
Einmal hatte ich das Bedürfnis nach Abwechslung. Ich wurde der Schönheitskönigin untreu und wechselte in das Festzelt Tradition. Es war eine Offenbarung. Ich erlebte die Stadtkapelle Leipheim. Das war eine Schau. Diese große Gruppe hätte gar nicht auf die Bühne der Schönheitskönigin gepasst. Das ist wieder ein anderer Anspruch.
Die Ideen zur Wahl der Schönheitskönigin, die Moderation und die Bewertungsstufen waren sympathisch sowie selbst Bravo, Pfenning guad und Ausgezeichnet. Das nette Durcheinander, das manchmal entstand, passte gut dazu.
Ein Service-Erlebnis muss ich erzählen. Bei meinen Besuchen war ich mit Bedienung, Essen und Trinken sehr zufrieden. Einmal erblickte mich eine Kellnerin als neuen Gast und ergriff sofort die Flucht. Ich musste eine Viertelstunde warten, bis sie wiederkam. Sie erschien mit einem überraschten und vorwurfsvollen Blick, weil ich immer noch da saß. Ich bestellte Bullenbrust, Brot und Bier. Beim Servieren vermisste ich einen Löffel. Ich bat darum und bekam ihn mit einer erneuten Bitte nach dem Essen. Es störte mich, dass auf dem Tisch keine Bierfilzl waren, weil durch die nassen Krüge kleine Pfützen entstanden. Ich bat zweimal um diese sehr sinnvollen Untersetzer. Da die Bedienung meine Bitten nur im Vorbeigehen aufnahm, brachte sie mir eine neue Maß. Mein erster, natürlich nicht einsehbarer Steinkrug war aber noch halb voll, so dass ich ihr die Maß nicht abnehmen konnte. Sie bewertete mein Verhalten lautstark als unmöglich. Der Tisch blieb weiterhin nass. Das war die so wichtige Ausnahme zur Bestätigung der hervorragenden Regel im Service des Festzeltes.
Ich danke dem gesamten Personal des Festzelts Zur Schönheitskönigin, den Musikanten und Volkssängern sowie den Gastgebern und Organisatoren. Mir hat es großen Spaß gemacht. Herzlichen Dank an alle Beteiligten.
Den Künstlern an den Wänden hätte dieser hintergründige Vordergrund sicher gefallen
Man bekommt schon beim Anschauen Appetit auf diese Oide Wiesn Schmankerl
Gilbert Bécaud besang sie 1964, obwohl sie erst Ende der 80er Jahre auf die Welt kam
Mit Lebens- und Arbeitsfreude sowie mit Klugheit und Schönheit ist man immer Königin
Erhard Schiele und die ESG Kräuter GmbH haben Besuch von Kundschaft aus Holland
Der Tanzboden ist meist gut gefüllt, vor der Bühne ist das Tanzen genauso möglich,
Video 1, 2, 3, 4
Volkstanz des Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins “Edelweiß” Unterföhring
Eine wahre Schönheitskönigin steht zwar draußen, ist aber ein echter Oide-Wiesn-Promi
Die Nachbarschaft der Schönheitskönigin und der Oidn Wiesn ist nicht zu übersehen
Mitglieder von Trachtenvereinen aus dem Festzelt Tradition in der Schönheitskönigin
Zwischendurch bereichern immer wieder Goaßlschalzer das Unterhaltungsangebot
Häufig besuchen Musikanten und Trachtengruppen das Festzelt zur Schönheitskönigin
Gäste aus Südtirol tragen auf Einladung der Blaskapelle ein Lied aus ihrer Heimat vor
Der Blick aus der großen Fensterfront ist bei Tag und Nacht traumhaft schön, Video 1, 2
Hoffentlich finden die Stadt und der Bauernverband kluge Entscheidungen für 2012. Unser Münchner im Himmel möge ihnen dabei helfen. Eine Eintrittskarte für das nächste Jahr gibt es schon bei Tivolifoto München.
Lieber Josef,
auch diese Fotoserie ist gelungen, denn sie zeigt dem Betrachter das Geschehen unverfälscht. Die Bilder zeigen den Festbetrieb so wie ihn der Gast sieht. Den Profi-Fotografen gelingt das nur selten. Sie machen meist “außergewöhnliche” Aufnahmen, zeigen aber nicht das Echte. Natürlich ist das eine Frage des Gefallens. Jeder wird es anders sehen. Uns gefallen Deine Fotos, so wie sie sind, weil sie zeigen, wie’s wirklich ist.
Viele Grüße von Stephan und Lucie
Liebe Stephan und Lucie, herzlichen Dank für diese Wahrnehmung und Bewertung. Ich hatte wirklich keine besonderen fotografischen Ansprüche, sondern wollte als Gast gut essen und trinken sowie volkstümlich unterhalten werden. Vor und auf der Bühne sowie im Festzelt wurde ständig mit professionellen Geräten und mit Handys fotografiert. Genauso wie ich damals zum Fotografieren am Biertisch sitzen geblieben bin, lehne ich mich heute zurück und frage mich, wo die ganzen Fotos geblieben sind. Meine vier Beiträge zur Oidn Wiesn 2011 haben zusammen 423 Fotos und wurden bislang 1174 Mal aufgerufen, und dieser Artikel hat jetzt einen ersten Kommentar, über den ich mich sehr freue. Viele Grüße, Josef
Kurzer Nachtrag – die Schönheitskönigin verdient den Namen zu Recht! Fesch und Resch, wie man so sagt…
Freut mich, dass Euch die Bavaria auch so gut gefällt wie mir.
Äh, ja, die gefällt uns auch 😉