Woast as scho ausm Hofbräuhaus

Woast as scho ausm Hofbräuhaus

Erklärungen

Mein letzter Beitrag aus dem Hofbräuhaus betraf die Zeit vor und zu Beginn der Pandemie: Dahoambleim im Hofbräuhaus vom 2. Juni 2020. Heute befasse ich mich wieder mit dem berühmten Wirtshaus. Dabei kommt es zu Wiederholungen oder Überschneidungen in den vorherigen Kapiteln Kitsch, Küchen, Geschmack und Musik. Drei Jahre später gibt es aber neue Sichtweisen, Erkenntnisse und Erlebnisse zu den Verhältnissen nach der Pandemie.

Mit dem Titelfoto wird das Klischee bedient, im Hofbräuhaus geschwätzige Trachtler anzutreffen. Die beiden mögen mir die kleine Gaudi verzeihen. Wer ratscht und wer zuhört, ist nicht klar zu erkennen. Links meinen die Augen und rechts der Mund: „Woast as scho“. Sie könnten natürlich über alles Mögliche reden. Das Foto passt aber zum Austausch von Neuigkeiten. Gleichzeitig will ich mit dem Bild darauf hinweisen, dass Trachtler im Hofbräuhaus immer weniger werden. Außerdem versteht sich von selbst:

D’Leut ausgricht oda a weng auffegschossen wird in allen Wirtshäusern.

Der Titel fragt nicht, sondern stellt fest, dass man etwas Neues mitteilen will. Ob das jemanden interessiert, ist mir wurscht. Im Hofbräuhaus lässt mich aber einiges nicht mehr los, so dass ich es aufschreiben muss. Teilweise mache ich mir eine Gaudi und gebe tatsächlich Erlebtes mit satirischen Mitteln wieder. Passt jemandem etwas nicht, berufe ich mich selbstverständlich auf die Freiheit der Meinung und der Satire.

Geschichten aus dem Hofbräuhaus gibt es bei Tivolifoto schon

Man muss nur ein wenig die vorherigen Links, den Menüpunkt Wirtshaus in der Kopfzeile oder bei Mobilgeräten in der Seitenleiste von Tivolifoto bemühen, um fündig zu werden. Die letzte Geschichte hing mit der Pandemie zusammen, wie der Titel ausgedrückt hat. Sie war aber auch ein Rundumschlag gegen alles, was ich im Hofbräuhaus als rund oder schief laufend wahrgenommen habe. Diesmal schreibe ich frei, zwanglos und ohne Ausgangsbeschränkungen. Für mich besteht nämlich ein Erlebens- und Gedankenstau, der niedergeschrieben werden will.

Reservierungen

Neulich saß die Stammtischschwester bei meinem Eintreffen am hinteren Tisch in der Fensterreihe der hohen Schwemme. Das ist der zweite Tisch rechts von der Musikbühne und dem Durchgang zur niederen Schwemme. Normalerweise sitzen wir am ersten Tisch mit der ehemaligen Nummer 49 in nächster Nähe zur Blaskapelle.

Tisch 35 und 34 in der hohen Schwemme des Hofbräuhauses

Heute heißt dieser vordere Tisch 35 und der hintere 34. Beide Tische haben eine fest an der Wand montierte Sitzbank. Gegenüber stehen an den Tischen zwei freistehende Bänke, die einige Zentimeter niedriger sind. Größere Gäste bevorzugen die höheren Sitzplätz an der Wand, von denen man einen guten Überblick hat. Beide Tische haben jeweils Platz für acht bis zehn Personen.

Vor der Pandemie waren die Tische nur für Münchner Stammgäste reserviert. Sogar die Gästebewirtung der Brauerei Hofbräu München fand nicht an diesen Tischen statt. Damals legte das Hofbräuhaus größeren Wert auf Münchner Gäste als auf einmalige Teilnehmer der Brauereiführung oder auf Touristengruppen. Alters- und pandemiebedingt veränderten sich die Münchner Gäste.

Stammtischschild über dem Tisch 35 – vorher 49

Manche Stammtische, regelmäßige Gäste und eine Runde von Münchner Gästen, zu der ich gehöre, blieben dem Hofbräuhaus treu. Leider können wir nicht reservieren, weil alle zu unterschiedlichen Zeiten und einige manchmal gar nicht kommen. Wir sind also kein Stammtisch im üblichen Sinn mit festen Zeiten, sondern ein Bekanntenkreis mit großer Freiheit. Unsere Treffen finden aber regelmäßig ein- oder zweimal wöchentlich am Tisch 35 statt.

Verabredungen sind überflüssig, weil immer jemand kommt und mit dem Dazusetzen anfängt. Diese Unabhängigkeit will uns das gegenwärtige Reservierungsbüro des Hofbräuhauses wegnehmen, indem es die Tische 35, 34 und 33 für Gäste reserviert, die vorher an der Brauereiführung teilgenommen hatten. Außerdem wollen neue Oberkellner unseren Tisch für einmalig anwesende Touristengruppen freihalten. Manchmal kommt es zu Schein- oder ausbleibenden Reservierungen.

Meine Stammtischschwester musste auf den hinteren Tisch 34 ausweichen, weil sich am vorderen Tisch 35 ein Reservierungsschild mit der Aufschrift neun Personen befand. Der Kellner war nicht in der Lage, das Schild umzustellen, und verwies auf den Oberkellner, der sich aber lange nicht sehen ließ. Als er kam, erklärte sie ihm die Situation und bat ihn um den gewohnten vorderen Tisch 35. Nach kurzer Diskussion erfüllte er den Wunsch, stellte das Schild auf einen Nachbartisch und wir zogen an den gewohnten Tisch um.

Im weiteren Verlauf blieben die neun Reservierungsgäste des Nachbartisches einfach aus. Möglicherweise gab es gar keine Reservierung. Vielleicht wollte der Oberkellner den Tisch nur für eine zufällig eintreffende, wichtige Gruppe freihalten oder den Kellner während des Hauptandrangs entlasten. In jedem Fall verärgert so eine falsche oder ausbleibende Reservierung neue Gäste, die sich über freie Plätze freuen, dann aber enttäuscht weitersuchen müssen. Außerdem gibt es laut Internet keine Reservierungen in der Schwemme.

Wir bekommen unseren gewohnten Tisch üblicherweise durch das Dazusetzen zu bereits anwesenden Touristen. Diese bleiben meist nicht lange, so dass unsere Runde im Lauf des Abends wachsen kann. Selbstverständlich lassen wir andere Gäste dazusetzen, wenn von uns niemand mehr kommt. Das ist oft spannender als die eigene Runde.

Reservierungskarte Hofbräuhaus

Ein bestimmter, jeweils ersten Wochentag im Monat wird zur Ausnahme, weil unser Tisch tagsüber für eine Männerrunde aus dem Allgäu reserviert ist. Sie bekommt sogar eine Tischdecke und ein Reservierungsschild. Bei dem weiß man aber nicht, ob die Herren so viel Humor haben oder das Reservierungsbüro sich einen Scherz beziehungsweise Schreibfehler erlaubt hat. In der Beschriftung des Schildes geht es nämlich sowohl um das Allgäu als auch um eine große Greifvogelart, wie die nebenstehende Abbildung zeigt. Weil das Schild bis zum Abend stehen bleibt, können wir den Tisch übernehmen.

Insgesamt brauchen wir keine Reservierung. Über das Dazusetzen regelt sich die Tischgesellschaft bei unseren Treffen von selbst. Die Oberkellner müssten eigentlich Verständnis für Münchner Gäste haben und könnten andere Tische reservieren so wie vor der Pandemie. Außerdem könnte es dem Reservierungsbüro egal sein, welche Tische reserviert werden. Die wenigen Münchner Gäste wegzureservieren für einmalig anwesende Besuchergruppen, gleicht einer Niederlage des Hofbräuhauses im Kampf gegen die Auswüchse des internationalen Tourismus.

Gelegentlich musste ich auch schon um den Schildertausch betteln. Oberkellner zeigten sogar bei Brauereireservierungen Verständnis und versetzten die Schilder an andere Tische. Leider wurde ich aber einige Male abgewiesen. Dann verließ ich verärgert das Hofbräuhaus und beschloss nicht mehr hinzugehen, wenn das so bleibt und wenn dem Hofbräuhaus einmalige Gäste wichtiger sind als regelmäßige Münchner Gäste.

Zum Abschluss des leidigen Kapitels zitiere ich die Aussage aus dem aktuellen Internetauftritt des Hofbräuhauses wörtlich:

„In der Schwemme, unserer berühmten Bierhalle, kann man nicht reservieren.“

Bei meinem letzten Besuch standen auf den sechs Tischen im Servicebereich meines zuständigen Kellners drei Reservierungsschilder. Gäste saßen aber trotzdem an den Tischen, neue setzten sich dazu und wurden bedient. Das war kein Versehen, sondern eine fragwürdige und lächerliche Leistung von wem auch immer.

Der rasende Kellner

Dass es mit dem nicht gut gehen konnte, war meiner Stammtischschwester und mir klar. Er zeigte uns die ganze Vielfalt seines gastronomischen Könnens, wobei er seine Grundsätze bei uns und an anderen Tischen mehrfach wiederholte. Für uns war es unverständlich, dass wir die nachfolgenden fünf Auffälligkeiten nicht etwa bei Hochbetrieb, sondern ständig erleben mussten. Als regelmäßige Gäste akzeptieren wir die Steigerung der Servicegeschwindigkeit – nicht aber bei einem unbegründet rasenden Kellner.

  1. Sein erster Grundsatz war, dass er nur etwas macht, wenn ein Gast ihn dazu auffordert. Deshalb musste ihn die Schwester darauf hinweisen, dass sie am Tisch anwesend war. Das reichte aber für ihn nicht aus, um sie nach dem Bestellwunsch zu fragen. Auf ihre Bemerkung, dass er hier Bedienung sei, fragte er, was sie wolle.
  2. Das zweite Prinzip war, Bestelltes nicht vor dem Gast abzustellen, sondern es ihm in die Hand zu geben, wobei sich seine Hand natürlich am komfortablen Henkel des Maßkrugs befand. Als ich bei der zweiten Maß nicht hinlangte und nur auf das Bierfilzl zeigte, stolperte er fast und raste verärgert davon. Nebenbei bemerkt waren ihm Bierfilzl wohl nicht bekannt, weil sie von anderen Tischen besorgt werden mussten.
  3. Drittens hatte er für eine freundliche Bemerkung zur Bekömmlichkeit der Speisen und Getränke beim Servieren grundsätzlich keine Zeit. Ein Sonderwunsch wurde aber erfüllt, und nach dem Essen fragte er sogar, ob es in Ordnung war.
  4. Leere Gläser und Krüge sowie neu hinzugekommene Gäste haben ihn durchwegs nicht veranlasst, nach Bestellwünschen zu fragen. Er bemerkte die entsprechenden Veränderungen, raste aber mehrfach am Tisch vorbei.
  5. Die Schwester wies ihn auf einen neuen Gast hin und fragte, warum dieser nichts bekomme. Der rasende Kellner bremste und antwortete rasch, wieso, er könne ja bestellen. Leider kam die dann erfolgte Bestellung aber nicht an. Es bedurfte einer Beschwerde über die ausbleibende Lieferung. Er reagierte mit dem eiligen Hinweis „vergessen“. Eine Bitte um Entschuldigung war ihm fremd.

Wegen der vielen auffälligen Vorgehensweisen wurde die temporeiche Fachkraft zum Tischgespräch. Ich erklärte, bei diesem Kellner schon durch das Zuschauen nervös zu werden. Meine Stammtischschwester und ich beschlossen, Ihm wegen der unhöflichen Missachtung und des mangelhaften Servierens kein Trinkgeld zu geben.

Bei der Schwester nahm er das ohne erkennbare Reaktion hin. Für mich hatte er eine Überraschung bereit. Ich bezahlte die 45.70 Euro mit einem 100-Euro-Schein, und er gab mir nur auf 50 Euro heraus. Wieder verschwand er so rasend schnell, dass ich ihn nicht auf die fehlenden 50 Euro hinweisen konnte.

Rechnung Hofbräuhaus

Nach einigen Metern sortierte er den grünen Hunderter zu den anderen in seine Geldtasche. Spätestens jetzt hätte er ein Versehen bemerken müssen. Weil er nicht zurückkam, wollte er mich vermutlich vorsätzlich betrügen. Gelangweilt blickte er am Kellnerpult um sich, bis er meine erhobene Hand entdeckte.

Herbeigeeilt fragte er mit unschuldigen Blick nach meinem Wunsch. Als ich ihm mitteilte, einen Hunderter gegeben zu haben, war er nicht etwa überrascht. Vielmehr zog er mit rasender Geschwindigkeit seine Geldtasche und gab mir sofort einen 50-Euro-Schein mit dem Hinweis „keine Absicht“.

Ich nannte ihn einen Betrüger und warnte meine jetzt ebenfalls bezahlenden Stammtischgeschwister vor erneutem Betrug. Dann steckte ich die Rechnung in meine Tasche. Daheim las ich, dass mich Marco Salcedo bedient hatte – oder etwas machte, das er für Bedienung hielt.

Vorher hatte ich der Tischrunde erklärt, dass es wieder Zeit für neue Geschichten aus dem Hofbräuhaus wird. Normalerweise gebe ich bei gutem Service und entsprechendem Gesamtbetrag fünf Euro Trinkgeld. Lieber hatte ich sie aber dem Taxifahrer geschenkt, der sich bei der Heimfahrt diese Erlebnisse geduldig anhörte.

Zum Schluss der Geschichte weise ich darauf hin, dass sie ein Einzelfall war. Die Servicekräfte im Hofbräuhaus sind in der Regel ausgebildet, freundlich und fleißig. Und die Kellnerinnen schauen noch dazu gut aus. Der rasende Kellner hatte einfach das Pech, an Gäste geraten zu sein, die sich nicht alles gefallen lassen und noch dazu schreiben und veröffentlichen können.

Hausgemacht

Im Internetauftritt des Hofbräuhauses und auf den Speisekarten liest man häufig „hausgemacht“, z. B. elfmal auf der Speisekarte im März 2023. Diese Bezeichnung ist lebensmittelrechtlich nicht geregelt, Täuschungen sind aber verboten. Der Werbebegriff weist in der Regel darauf hin, dass etwas nicht stimmt. Werden nämlich Speisen als hausgemacht angeboten, sollten sie auch im Haus oder zumindest vor Ort hergestellt werden.

„Hausgemacht“ ist keine Aussage zur Fertigung und den Zutaten. Mengen können von Hand oder industriell ausgewählt und portioniert werden. Ein Gericht, eine Soße oder eine Beilage kann man mit dem Gaumen abschmecken und würzen oder mit einer industriellen Würzmischung versehen.

Beim Hofbräuhaus ist unklar, ob sich „hausgemacht“ auf das Gebäude am Platzl 9 oder das zehn Kilometer entfernet Lebensmittelzentrum im Gewerbegebiet Brunnthal Nord bezieht. Zu dieser Angelegenheit verweise ich auf das Kapitel Küchen des Dahoambleim-Beitrags. Jedenfalls soll „hausgemacht“ den Eindruck heimatlicher Wirtshauskultur erwecken, die es bei den Speisen im Hofbräuhaus nicht gibt.

Im Internetauftritt des Hofbräuhauses ist zu lesen: „Eine eigene Metzgerei, Bäckerei und Konditorei – unser Essen ist von Grund auf bayrisch, ehrlich und hausgemacht.“ Der Text befindet sich über einem Foto mit zwei Kühen, die auf einer Bergwiese grasen. Die zwei Rindviecher sind offensichtlich als Nachweis für die Bezeichnung „hausgemacht“ gedacht. Wahrscheinlich gibt es etwas zu verheimlichen, sonst hätte man ja Fotos der Produktions- und Handwerksbetriebe mit Einrichtung und Personal zeigen können.

Auf die auswärtige Herstellung der Speisen in Brunnthal bei München wird sogar in der Speisekarte hingewiesen. Man bezeichnet die Gerichte als regionale, qualitativ sehr hochwertige Produkte, die in einer hauseigenen Bäckerei, Konditorei und Metzgerei hergestellt worden sind. Der Satz in der Speisekarte lautet:

„Unsere Speisen sind hausgemacht, regional und frei von Geschmacksverstärkern.“

Damit wird aber nichts über die handwerklichen Fähigkeiten des dortigen Personals, die verwendete Technik und die zugesetzten Mittel und Stoffe ausgesagt. Die Zusatzstoffe im Kleingedruckten sprechen die Sprache der industriellen Fertigung und vor allem Vorfertigung. Beispielsweise kommen Schweinshaxn und Hendl im Hofbräuhaus schon vom Grill, der stand jedoch zehn Kilometer entfernt.

Bei Braten- und Grillgerichten ist aber zwischen aufgewärmt und frisch ein gewaltiger geschmacklicher Unterschied. Ob bei Soßen oder Würsten Könner mit individueller Note am Werk waren oder angelernte, geringbezahlte Hilfskräfte, ist zu schmecken. Das Hofbräuhaus hat im Wettbewerb mit anderen gastronomischen Einrichtungen den riesigen Vorteil der weltberühmten Attraktivität. Und das wird bei den Speisen schamlos ausgenützt.

Richtige, gute heimische Wirtshausküchen sind in der gesamten Münchner Innenstadt selten geworden. Ich weiß, wo es noch hausgemachte Speisen gibt. Für diesen Genuss müsste ich aber danach ins Hofbräuhaus umziehen. Das ist mir zu aufwendig, deshalb esse ich zweimal in der Woche im Hofbräuhaus und kann für die Unterhaltung und Musik sitzenbleiben.

Wird häufig aus der gleichen Küche gegessen, kennt man die Stärken und Schwächen. Im Hofbräuhaus gibt es derzeit keine Tageskarte, sondern nur eine Speisekarte mit einer gelegentlichen Saisonkarte. Beide sind aber so geheim, dass sie der Internetöffentlichkeit verschwiegen werden.

Um es kurz zu machen: Jedes einfache Kantinengericht mit frischer Zubereitung schmeckt besser als das derzeitige Speisenangebot im Hofbräuhaus. Das bemerken aber die vielen Touristen nicht, weil sie Serviertes als Normal- oder Originalzustand wahrnehmen und nur einmal essen. Manche, ehrliche Servicekräfte sagen den Gästen sogar, was sie lieber nicht essen sollen.

Aus diesen Gründen bestelle ich nur wenige Gerichte von denen ich weiß, dass sie einigermaßen schmecken und bekömmlich sind. Beispielweise befand sich in der Saisonkarte Winter 2022/23 ein wohlschmeckender Gaisburger Marsch. Ich fragte mich allerdings, warum der schwäbische Eintopf-Klassiker angeboten wurde und nicht der bayerische Pichelsteiner Eintopf. Für den hätte man wahrscheinlich zu viele frische und nicht so haltbare Zutaten verwenden müssen.

Mein zweites Lieblingsgericht war die Surhaxn. Die kann ich aber nicht mehr essen, weil sie einer Stammtischschwester mit grauer Haut und rohem, rotem Innenleben serviert worden ist. So ein Kunstwerk muss man erstmal fertigbringen. Der Kellner nahm sie zurück, um eine andere zu bringen. Dann kam jedoch der Oberkellner und erklärte, dass alle so seien.

Auf der Frühjahrskarte 2023 befinden sich Krautwickerl mit einer würzigen Speckzwiebelsoße. Ich freute mich schon auf ein neues Lieblingsgericht. Leider geizt das Hofbräuhaus mit der schmackhaften Soße. Schade, dass es die Gerichte die Saisonkarte nicht an allen Tagen gibt und dass sie nach Auskunft eines Kellners nicht durchwegs empfehlenswert sind. Insgesamt ist das Speisenangebot gegenüber der Zeit vor der Pandemie verringert worden. Loben muss man die kleinen Brezn und das gute Sauerkraut. Ob beide hausgemacht sind, ist allerdings zu bezweifeln.

Manche Rostbratwürstl aus der hauseigenen Metzgerei erinnern in der Zusammensetzung an Sägespäne. Das ist aber jetzt wirklich eine Übertreibung, weil ich bislang noch keine Sägespäne gegessen habe. Jedenfalls sind die Würstl oft auffällig, gleichmäßig verbrannt. Wahrscheinlich werden sie in der auswärtigen Industrieküche vorgefertigt und im Haus nur mehr aufgewärmt. Vergleichbares gilt bestimmt für die hausgemachten Knödel, die selbstverständlich nicht nach Erdäpfeln oder Semmeln schmecken, damit der Einheitsgeschmack der ebenfalls hausgemachten Soße nicht überlagert wird.

Letztere gibt es auch als Beilage mit Knödel zum Preis von 4.60 Euro, eine Scheibe Hausbrot oder eine Semmel für 1.50 Euro und eine Breze für 1.90 Euro.

Man kann doch nicht fast zwei Euro und etwa 20 Prozent mehr
als vorher für eine aufgetaute Industrie-Brezn verlangen!

Kostet eine Scheibe Brot 1.50 Euro, darf man sich den astronomischen Preis für einen Laib oder Wecken gar nicht vorstellen. Er rechtfertigt sich bestimmt durch die Bezeichnung Haus-Brot. Wahrscheinlich ist die Scheibe schon in der zehn Kilometer entfernten Industrieküche geschnitten worden, weil sie in der Regel vertrocknet serviert wird. Oder in der Platzlküche werden einzelne Scheiben nicht vor dem Servieren geschnitten, sondern aus Rationalisierungsgründen gleich ganze Laibe im Voraus. Das ist leider eine weit verbreitete Unsitte.

Wegen der Inflation müssen sich Betriebswirte oder Scheinwirte mit Brotpreisen und der gesamten Preissteigerung endlich nicht mehr schämen. Solche Teuerungen im Hofbräuhaus um fast 20 Prozent sind aber unverschämt und zielen auf die Vertreibung von Einheimischen. Touristen, die nur einmal kommen, zahlen jeden Preis. Vergleicht man die Inflationsrate und die Lohnforderungen mit etwa zehn Prozent, entsteht der Eindruck, die Verantwortlichen wollen sich mit allen Mitteln und möglich schnell bereichern. Vergleichbares hat man ja bei Strom und Gas auch erlebt, bis gebremst worden ist.

Mit 20.50 Euro hat der Schweinsbraten mit Krautsalat im Hofbräuhaus endlich die 20 Euro Grenze überwunden. Für diese hausgemachte Delikatesse braucht man ein wenig Glück, um wegen der hohen Qualitätsstreuung kein faseriges, vertrocknetes und festes Exemplar zu erwischen. Das habe ich aber schon im Kapitel Geschmack des Dahoambleim-Beitrags geschrieben. Zwischen Schweinsbraten und Spanferkelbraten besteht nur ein preislicher, kein qualitativer oder geschmacklicher Unterschied.

Statt Schweinsbraten versuchte ich es wieder mit dem Bierbratl. Dieses Bauchfleisch ist durch Fettanteile vor dem Austrocknen ein wenig geschützt, dafür gibt es kaum Soße. Beim Bierbratl vermutet man, dass die Soße von einer Maschine vorportioniert worden ist, weil sie immer die gleiche geringe Menge hat. Eine menschliche Hand am Schöpflöffel hätte Mitleid wegen des trockenen Knödels.

Für Soßennachschlag musste man vor der Pandemie zwei Euro extra bezahlen. Wo gibts denn sowas? Hier bestätigt sich wieder die Einmaligkeit des Original-Hofbräuhauses als berühmtestes Wirtshaus der Welt. Der Preis rechtfertigt sich wahrscheinlich durch die Bezeichnung „hausgemachte“ Natursoße. Damit bin ich wieder beim Titel des Kapitels angelangt und beende lieber dieses Trauerspiel um das Essen im Hofbräuhaus.

Feste Kapelle oder Festkapellen

Beim Tischgespräch über die Musik nach und vor der Pandemie brachte es eine Stammtischschwester mit der Formulierung des Kapiteltitels auf den Punkt. Bis März 2020 gab es ein monatliches Musikprogramm in der Schwemme mit wöchentlich fünf meist auswärtigen Festkapellen. Bei sieben Mittags- und sieben Abendauftritten in der Woche war das Verhältnis zwischen der Hauskapelle und den Festkapellen neun zu fünf.

Gegenwärtig ist es elf zu drei, wobei sich die Termine der Festkapellen auf den Samstagmittag, Samstagabend und Sonntagmittag beschränken. Somit wurden Donnerstagabend und Freitagabend von der Hauskapelle übernommen. Die restlichen drei Programmpunkte sind ohne monatliches Musikprogramm nur mehr im Internet zu ergründen.

Festkapellen März 2020

Daraus folgt: Wer das Wochenende im Hofbräuhaus wegen des Ballermann-, Landkreis- und Fußballgschwerls meidet, erlebt nur mehr die Hauskapelle. Und das ist gut so, weil die Obermüller Musikanten, zu denen die Bräuhaus Musikanten gehören, in vielen wechselnden Besetzungen spielen. Bei häufigen Besuchen wird man jedes Mal von einer anderen Kapelle unterhalten.

Regelmäßige Gäste an bestimmten Wochentagen haben aber wenig Abwechslung. Vielleicht wird sogar die Eigenart von anderen Musikgruppen ein wenig vermisst, z. B. aus Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Schwaben und Tirol. Mit dieser Aussage verweise ich auf meine Fotosammlung zu den Festkapellen im Hofbräuhaus bis zur Pandemie. Für diese Kapellen war der Auftritt im Hofbräuhaus ein Ereignis, das zu besonderer Spielfreude motivierte. Eine feste Kapelle zeichnet sich dagegen mehr durch Routine aus.

Ich wünsche mir, dass es künftig beim Musikangebot wieder spannender wird. Dann hätte mein Fotoapparat im Hofbräuhaus wieder mehr zu tun. In jedem Fall danke ich den Musikanten und dem Hofbräuhaus für die großartige musikalische Unterhaltung.

Aus finanzieller Sicht wird für die Musik in der Schwemme geschätzt ein jährlicher Betrag von etwa einer Million Euro aufgewendet. Das ist wahrscheinlich eine weltweit einmalige Leistung des Hofbräuhauses und trägt neben dem guten Bier wesentlich zum Erfolg bei. Gästen ist es egal, wie dieses Geld verteilt wird – Hauptsache die Musik gefällt. Irgendwie werde ich aber den Eindruck nicht los, dass bei der Musik künftig gespart werden soll.

Die Wirtshausmusik im Hofbräuhaus ist eine weltweit einmalige Leistung.

Und schon sind wir bei einem neuen Problem: die heimatliche oder weltweite Ausrichtung der Musik. Vor 2020 bestand die überwiegende Hinwendung zur bayerisch-böhmischen Blasmusik. Nach der Pandemie fällt eine Orientierung an internationaler Schlager- und Stimmungsmusik auf. Gelegentlich waren schon Titel der Partymusik zu hören. Das gleicht einer Anbiederung an die Auswüchse des fragwürdigen städtischen Oktoberfests.

Oft erlebt man eine musikalische Weltreise. Sie beginnt am Strande von Rio mit dem Wunsch mit mir in die Heimat zu fliegen. Die Reise geht aber nicht über Hawaii, weil es dort nur Hula Hula und kein Bier gibt. Dann muss man Tulpen aus Amsterdam mitnehmen oder Dankeschön mit roten Rosen sagen. Ein strammer Deutscher hat sich schon Preußens Gloria von der Kapelle gekauft.

Für mich bleibt es offen, welche Musik und welche Kapellen als wünschenswert anzusehen sind. Da ist so vieles zu berücksichtigen. Ich möchte nur an die Zeit vor Corona erinnern und gönne allen Musikanten viele Auftritte. Die Zeit kann man aber nicht anhalten oder zurückdrehen. Es wird immer eine Weiterentwicklung in alle Richtungen geben.

Der Internetauftritt

Man könnte Begriffe wie Website, Webpräsenz, Internetplattform oder Internetpräsenz verwenden. Für das Hofbräuhaus passt aber das Auftreten besser, weil es Peinlichkeiten einschließt. Allerdings muss es nicht gleich ein Sich Aufführen im Sinne des Benehmens sein. Auffällig ist das grafik- und fotolastige Design, mit dem man auf großen Bildschirmen fast erschlagen wird.

Internetauftritt des Hofbräuhauses

Der Internetauftritt bleibt seit Jahren inhaltlich und gestalterisch unverändert. Er stammt aus einer Zeit, als das Hofbräuhaus noch von vielen Russen besucht worden war, weil er sogar in deren Sprache und Schrift angeboten wird. Das Hofbräuhaus steht also wie ein Fels in der Brandung, dem eine Pandemie oder ein Krieg nichts anhaben kann. Mit anderen Worten: Das berühmteste Wirtshaus der Welt verschläft internationale Entwicklungen und internettechnische Neuerungen oder hat es gar nicht nötig, sie zur Kenntnis zu nehmen. Die zweite Sprache ist italienisch, womit eine dortige Bevölkerungsschicht angelockt wird, die außer Fußball und Bier nicht viel im Hirn hat. Englisch bedient den Rest der Welt.

Alle Fotos des Internetauftritts sind sehr ansprechend. Sie präsentieren eine hohe Qualität in inhaltlicher, gestalterischer und technischer Sicht. Der große Nachteil ist das Alter. Es gibt keine neuen Fotos. Ein Internetangebot lebt aber auch von der Aktualität. Die Anzahl der Fotos ist nicht besonders hoch. Hat man sie einmal gesehen, werden sie langweilig. Da hilft das ständige Ein- und Ausblenden nichts – im Gegenteil: es stört beim Anschauen.

Mit den Fotos bleibt man in der Heimat. Auf einem Foto befindet sich sogar noch der Jeansanzug-Hubert, der schon seit Jahren wegen der Beleidigung eines Kellner Lokalverbot hat. Hauptgrund war aber, dass Hubert nicht um Entschuldigung bitten wollte. Ein weiteres Foto zeigt den Extremtrachtler Kaspar, wie er mit seiner Wampn und der Pfeife vor dem Haupteingang steht. Dort ist er schon lange nicht mehr gesichtet worden, da er bereits vor der Pandemie das zeitliche gesegnet hat. Der ebenfalls abgebildete Willi aus der Au hat sein Altenheim in Giesing für die Schwemme nicht mehr verlassen. Irgendwie erinnern mich die Fotos an eine gute alte Zeit, die es nicht mehr gibt – so wie viele Stammgäste.

Das wissen die Fotos, weil sie dauernd davonlaufen. Dieses dauernde Her- und Wegzoomen der Fotos, Gafiken, Wörter und Texte bewirkt Unruhe. Ich will selbst entscheiden, was ich anschaue und lese. Dazu brauche ich kein Webdesign, das mir etwas vorschreibt, und keinen alten Hut wie den animierten Aloisius, der ins Bild schwebt. Kann das Hofbräuhaus 2023 nicht mehr als die Ludwig-Thoma-Geschichte von 1911 und eine Karikatur von 1962 immer wieder auszuschlachten? Zur tatsächlichen Geschichte gibt es nur eine alte Abbildung und die fasche Aussage: „Vor fast 500 Jahren wurde das heutige Hofbräuhaus erbaut.“ Wenn die Erklärungen zum Datenschutz und zu Informationspflichten nicht wären, würde der Text des gesamten Internetauftritts auf ein Blatt Papier passen.

Das ist Internet für Leseschwache.

Im Menüpunkt Räumlichkeiten erfährt man: „Das Hofbräuhaus bietet eine Vielzahl historischer Räumlichkeiten mit einzigartigem Charme.“ Was für eine Aussage! Um welche es sich handelt, wie sie eingerichtet sind und was sie anbieten wird verschwiegen.

Halt, jetzt habe ich es entdeckt!

Man muss nur lange genug warten, den Browser wechseln, das Mausrad verwenden oder auf einem Mobilgerät nach unten wischen, dann gibt es mehr Informationen. Damit werde ich zur Interaktivität gezwungen. Die Freiheiten des auswählenden Lesens und Anschauens gehen verloren.

Das ist Internet mit Zwang.

Außerdem sind die beschriebenen Animationen nicht mit allen Browsern möglich. Bei der Verwendung des derzeitigen Marktführers Google Chrome funktionieren sie beispielsweise nur in der mobilen und nicht in der Desktop-Version. Microsoft Edge ermöglicht in den Standardeinstellungen kein Scrollen, Mozilla Firefox funktioniert. Im Menüpunkt Anfahrt wird man in den drei Browsern und auf Mobilgeräten hingewiesen, dass Google Maps auf dieser Seite nicht richtig geladen werden kann. Das gleicht dem Witz mit der Frage nach dem Weg zum Hofbräuhaus. Ein Gästefoto mit einer Speiskarte verweist auf das Entstehungsjahr 2017 des derzeitigen Internetauftritts.

Das ist Internet von vorgestern.

Auf der Hauptseite wird die Aufforderung mit einem Pfeil eingeblendet „Jetzt entdecken“. Klickt man darauf, wechselt das Foto. Es kommt der geistreiche Satz: „Das Hofbräuhaus steht seit eh und je im Herzen Münchens.“ Und so geht es weiter. Man muss aber mit dem dreistrichigen Menüsymbol zu einer Seitenleiste wechseln. Mit den dortigen zwölf Unterpunkten werden jeweils einige Fotos mit einem Satz erreicht. Die nachfolgenden sechs Unterpunkte finden sich teilweise in einer Kopfleiste wieder. Von etlichen Unterpunkten sind keine Queraufrufe zu anderen Seiten möglich, so dass man zur Startseite zurückkehren muss. Solche Umwege sind in Zeiten von Mega-Menüs mit allen Designelementen und angehefteten Menüs mit möglicher Ein- oder Ausblendung veraltet.

Menü des Internetauftritts im Hofbräuhaus

Das Hauptmenü wird in einem Menü mit 18 Punkten wiederholt. Dort befindet sich ein zweites Menü, das erneut Wiederholungen, drei Social Media Icons und Rechtliches beinhaltet. Die chaotische Benutzerführung hat vier Menüs, bei denen Unterpunkte mehrfach wiederholt werden. Dieser Überfluss verwirrt. Argumente wie Notwendigkeit für Desktop-, Tablet- oder Mobilnutzer rechtfertigen das Chaos nicht. Wischt oder klickt man sich lange genug durch das Angebot, wird ein fünftes Menü in der Fußleiste entdeckt. Dort werden Rechte, Plichten, Kontakt- und Stellenagebote versteckt. Hier gibt es dann viel Text, den niemand liest, z. B. eine 90seitige PDF-Datei über Informationspflichten.

Auf allen Seiten befinden sich die Schaltflächen „Gutschein kaufen“ und „Tisch reservieren“. Der erste Button ist überflüssig, weil der Shop ohnehin schon dreimal anderweitig verlinkt ist. Der zweite Link führt zu einem fragwürdigen Tischreservierungsprogramm, weil es etliche Tage und Personenzahlen ausschließt. Zudem ist die Räumlichkeit nicht zu bestimmen, wobei doch die Schwemme ohnehin laut einer anderen Internetaussage reservierungsfrei sein soll.

Höhepunkt ist das Fehlen der aktuellen Speisekarte.

Jedes mickrige Vorstadtwirtshaus hat mittlerweile die Speisekarte im Internet. Vielleicht schämt sich das berühmteste Wirtshaus der Welt wegen der Preisgestaltung. Oder werden möglicherweise Kosten für die ständigen Aktualisierung der Speisekarte eingespart? Eventuell will man Preise verschweigen oder Vergleiche verhindern. Für eine Speisekarte muss man den Gästeupload bei Google bemühen. Das andauernde Fehlen der aktuellen Speisekarte ist eine Missachtung der Gästewünsche.

Was ist denn da so los im ganzen Hofbräuhaus?

Seit dem Ende der Pandemie sind die Veranstaltungshinweise aktuell und richtig, betreffen aber nicht alle Räume und sind umständlich zu bedienen. Man benötigt nämlich eine völlig überflüssige Klick- oder Wischorgie um zu den Informationen zu gelangen. Ein Überblick zu den gegenwärtigen drei Gastkapellen in der Woche würde genügen. Die Hauskapelle in der Schwemme braucht keine wöchentlich elfmaligen Veranstaltungshinweise.

Ein monatlicher Überblick zu allen Veranstaltungen im ganzen Hofbräuhaus kann doch nicht so schwer sein! Mit dem Internet wäre er noch dazu ständig aktualisierbar. Dazu sind keine Kenntnisse in Webdesign und Programmierung notwendig. Textverarbeitung und PDF-Speicherung wird von allen Verwaltungsangestellten beherrscht. Wenn es die Leitung nicht kann, dann sollen es halt Praktikanten übernehmen.

Im gesamten Internetauftritt fehlen Links zu externen Angeboten und Informationen, z. B. den Festkapellen, Musikantentreffen und Festsaalangeboten. Damit werden deren Leistungen nicht gewürdigt. Deswegen verlinke ich hier wenigstens die Hauskapelle mit den Obermüller Musikanten und danke ihnen für die vielen Auftritte.

Lobenswert sind Facebook-Auftritt, Google-Rezensionen und WLAN.

Beim letzten muss man dazuschreiben: wenn es funktioniert. Lange Zeit war das dem Zufall überlassen, mittlerweile scheint es zu klappen. Bemerkenswert ist der Facebook-Auftritt des Hofbräuhauses. Er unterscheidet sich weitgehend vom Schmarrn anderer sogenannter Wirtshäuser der Innenstadt. Dem Hofbräuhaus gelingt das ein wenig leichter, weil es zahlreiche Besonderheiten gibt, z. B. Traditionen, Veranstaltungen, originelle und berühmte Gäste. Allerdings verschweigt das Facebook-Angebot die Festkapellen in der Schwemme, die Musikantentreffen im Bräustüberl und weitere Veranstaltungen in anderen Räumen. Über diese erfährt man bei Google mehr als beim Facebook- und Homepageauftritt.

Bei den Google-Rezensionen sind die vielen Antworten vom sogenannten Inhaber erwähnenswert. Dort wird sogar vom Hofbräuhaus Team gedankt und gegrüßt. Die vermutlich von Google vorgegebene Bezeichnung Inhaber trifft aber nicht zu. Das Hofbräuhaus gehört allen Bayern. Es gibt allerdings Personen, die es mehr oder weniger gut im Auftrag der Allgemeinheit zwischenzeitlich verwalten.

Was geht denn das den vom Tivoli überhaupt an?

Mit dem Internetauftritt des Hofbräuhauses wird bei vielen Touristen Bayern repräsentiert und damit gelegentlich blamiert. Als regelmäßiger Gast im Hofbräuhaus und als Betreiber eines eigenen Internetangebots muss ich mich ebenfalls für Mängel im Internetauftritt schämen. Er ist keine Visitenkarte, sondern in Teilen eine Peinlichkeit für das staatliche Hofbräuhaus. Es stellt sich die Frage:

Geht es in anderen Bereichen auch so zu wie beim Internetauftritt?

Die Verwendung eines jeden modernen Themes mit Starter-Sites oder Vorlagen für die Gastronomie wäre besser als dieser Auftritt mit seinem selbstgeschusterten, veralteten Durcheinander. Das Webdesign ist 2017 nicht stehengeblieben. Man darf nicht krampfhaft am alten Design und am vordergründigen grafischen Schnickschnack festhalten. Mit dem Internetauftritt wird die Arbeit von vielen Menschen nach außen hin dargestellt. Eine Webseite soll aktuell, ansprechend, überzeugend und begeisternd sein. Sie ist mehr, als die vielzitierte Visitenkarte.

Besser kein Internetauftritt, als eine alte oder mangelhafte Webseite!

Beim sachlichen Kritisieren sollen Alternativen aufgezeigt werden. Ich würde den Schwerpunkt nicht auf die Gestaltung legen, sondern auf die einfache, übersichtliche Zugänglichkeit zu Informationen. Versetze ich mich in die Sichtweise eines Touristen, will ich zunächst über die wichtigsten Fotomotive informiert werden. Das sind die Deckenbemalung und die Blaskapelle in der Schwemme. Dann interessiert mich die Speise- und Getränkekarte, gefolgt vom Überblick der Veranstaltungen. Bin ich noch nicht vor Ort brauche ich natürlich eine funktionierende Karte zur Lage und die Angabe der Öffnungszeiten.

Als einheimischer Gast ohne Vorwissen würde ich ähnlich vorgehen. Mit Vorwissen will ich je nach Interesse und Bildungsstand tiefer einsteigen. Es gibt doch Literatur über das Hofbräuhaus und sogar ein Museum. Das Hofbräuhaus ist nicht nur Gaststätte, sondern auch Kulturgut. Ich will wissen, worin die Berühmtheit begründet ist und stelle mir beispielsweise die folgenden Fragen:

  • Woher kommt das Lied und wie ist der Text?
  • Wie war das mit dem Münchner im Himmel?
  • Von wem und wann sind der Hauptraum und das Gebäude gestaltet worden?
  • Warum baute man in dieser Zeit einen Bierpalast?
  • Wem gehört das Hofbräuhaus?
  • Wer verwaltet es mit welchen Organisationsstrukturen?
  • Wer ist mein Gastgeber?

Man braucht nur ein einziges Hauptmenü mit inhaltlich verwandten Unterpunkten, nicht 18 gleichrangige Punkte, die sich noch dazu mehrfach wiederholen. Kritisieren ist aber leichter als etwas besser zu machen. Ich wünsche dem Hofbräuhaus, dass es ihm gelingt, aus dem veralteten Internetauftritt künftig ein würdiges Angebot zu machen, das alle Gäste mit ihren Erwartungen bedient. Außerdem gebe ich natürlich zu, mit meiner Kritik durch das eigene Internetangebot etwas voreingenommen gewesen zu sein.

Die Pandemiefolgen

Böse Menschen behaupten, dass es während der Pandemie im Hofbräuhaus schöner war als danach, z. B. weniger Preißn, Amerikaner, Italiener und Asiaten. Ich habe ja nichts gegen die Völkerschau, aber leider zeigt sie auch Grade der mangelnden Kultivierung.

Vor Corona waren es die Chinesen mit ihren unappetitlichen Tischorgien und noch davor die Russen mit den Saufgelagen. Heute strengen sich die Amerikaner und Italiener an, die Hofbräuhaus-Meisterschaft im schlechten Benehmen zu gewinnen. Höfliche Asiaten besonders aus Korea und Japan schicken meist ihre Kinder ins Hofbräuhaus. Dabei frage ich mich, wie sich diese Jugendlichen die Reise leisten können. Auf jeden Fall sind die Möglichkeiten des Gesprächs und der Unterhaltung mit den Fast-noch-Kindern am Tisch nicht nur sprachlich eingeschränkt. Bei Amerikanern und Italienern trifft dies ebenfalls zu, weil sie sich als Horden an Nachbartischen versammeln. Sie werden ganz einfach so laut, dass die ganze Umgebung gestört wird.

Preißn verfügen über das gesamte Repertoire aller Unarten. Das habe ich aber schon in der Tivoligeschichte Die Verpreußung vom Wirtshaus umfassend dargestellt.

Die Pandemie scheint nicht zum Umdenken beim internationalen Flugverkehr im Blick auf Gesundheits- und Klimafolgen geführt zu haben. Beispielsweise frage ich mich, ob ein Punktspiel der amerikanischen Football-Profiliga wirklich in München ausgetragen werden muss. Und das Hofbräuhaus brüstet sich noch dazu, dass es von den Tampa Bay Buccaneers zum vorübergehenden Hauptquartier erklärt worden ist. In Wirklichkeit mussten etliche Stammgäste ihren Besuch vorzeitig beenden, weil sich das Football-Gschwerl unmöglich aufgeführt hat.

Engel Aloisius, Alois Hingerl, Münchner Dienstmann Nr.172

Über Spätfolgen von Covid oder Long Covid darf man sich nicht lustig machen, aber offensichtlich sind auch manche Hirne erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Am besten beginne ich mit einer Nebensächlichkeit: Dem erhängten Engel Aloisius in der Schwemme. Während der Pandemie musste er einen historischen Kronleuchter ersetzen und bekam eine alte Tischdecke als Maske.

So einen Werbegag lasse ich mir ja noch eingehen, aber dauerhaftes Erhängen ist eine Grausamkeit und sicherlich nicht kompatibel mit dem Denkmalschutz. Nicht einmal alle Münchner wissen, was mit dem Pappmache-Monster gemeint ist, und schon gar nicht die internationalen Touristen mit ihrem Gästeanteil von 99 Prozent in der Schwemme.

Diese Zumutung habe ich stellvertretend für alle Kenner der Geschichte des Engels Aloisius bereits im Kapitel Kitsch des Dahoambleim-Beitrags ausgeführt. Die Geisterbahnfigur verstößt gegen den Denkmalschutz und den guten Geschmack. Bei Ludwig Thoma und im Zeichentrickfilm schwebt Alois nicht ins Hofbräuhaus, sondern geht hinein und sitzt am Tisch. Vorher sind ihm die Engelsflügel abgefallen. Wer auch immer auf die Idee mit dem Aufhängen gekommen ist, hat keine Ahnung von der Geschichte gehabt.

Aloisius geht ins Hofbräuhaus

In Oberammergau gibt es Holzschnitzer, die sich gerne so einer originellen, heimatlichen und humorvollen Figur angenommen hätten. Es wäre möglich gewesen, den sitzenden Aloisius sowie den Text von Ludwig Thoma und das Zeichentrick-Video an einem Tisch mit einem QR-Code anzubieten. Dann hätte das Hofbräuhaus eine wirkliche Attraktion, die sogar verstanden würde. Aber so ein nichtssagender, aufgehängter Kitsch ist einfach unmöglich. Der vorherige Kronleuchter war dagegen ein denkmalgeschütztes Kulturgut, das zur Deckenbemalung gepasst hat.

Aloisius sitzt im Hofbräuhaus

Wie schön ist es doch, sich über so eine Nebensächlichkeit aufregen zu können – auf jeden Fall besser als überhaupt nicht. Eine zweite Spätfolge der Pandemie ist der Virus der neuen Sparsamkeit im Hofbräuhaus. Geiz ist geil gilt schon längst als überwunden. Das trifft aber nur auf Konsumenten zu. Jetzt ist der Virus bei den Anbietern angekommen. Im Hofbräuhaus zeigt sich die neue Sparsamkeit beispielsweise in den folgenden Bereichen:

  • Öffnungszeit ab 11:00 Uhr statt vorher 9:00 Uhr
  • Weniger Musikkapellen und Musik nur bis 23:00 Uhr statt vorher 23:30 Uhr
  • Reservierung der von Münchnern bevorzugten Tische
  • Einsparungen bei Tischdecken und Bierfilzl
  • Verkleinerung der Speisekarte von vorher sechs auf derzeit vier Seiten
  • Geringere Anzahl der angebotenen Speisen
  • Kein Tagesgericht und keine Saisonkarte an allen Wochentagen
  • Kein aktueller und technisch zeitgemäßer Internetauftritt
  • Unverhältnismäßige Preiserhöhungen

Das Gifthaferl Dablecka

Eigentlich passt dieses Kapitel nicht ganz zu den anderen, deshalb kommt es nahe an den Schluss. Gründe für diesen Fast-Anhang oder die Zugabe sind mein aktuelles Erleben, die gegenwärtige Starkbier- und Fastenzeit mit ihrem Dablecka und meine Befreiung von Aufregungen durch das Schreiben. Mit dem Berichten der Wahrheit würde ich wahrscheinlich langweilen, also verwende ich Mittel der Satire.

Beim Gifthaferl handelt es sich um keine neue Getränkekreation oder kein Trinkgefäß im Hofbräuhaus. Ein Haferl ist ein mit einem Henkel versehenes keramisches Trinkgefäß – nicht zu verwechseln mit einem Nachttopf. Der Inhalt besteht nämlich nur aus Erregung und Ärger. 

Mit einem Haferlschuh, einem Gscheidhaferl oder gar dem Arbeitsgefäß eines Apothekers hat das Gifthaferl wenig gemeinsam. Für mich gehört das Wort nicht zu den Schimpfwörtern oder Beleidigungen, sondern mehr oder weniger zum Wortschatz des schmunzelnden, augenzwinkernden Humors – so wie eine verständnisvolle Gaudi. Das Bairische Wörterbuch im Internet beinhaltet hierzu:

Gifthaferl, das Aussprache: [giffdhàfàl], Gifthaferl, aufbrausender, unbeherrschter, zu Jähzorn neigender Mensch (…du bist a richtigs Gifthaferl! …so a Gifthaferl konn i ned habn!)“

Das sind natürlich Übertreibungen oder Auswüchse des Gifthaferl Seins. In Wirklichkeit werden schon empfindliche und leicht reizbare Menschen so bezeichnet. Mit einem Gifthaferl am Wirtshaustisch hat man es nicht einfach, weil Aufregen und Fremdschämen bewirkt wird. Aufregen hat zwei Bedeutungen: jemanden erregen und in Erregung geraten. Diese Gemüts- und Gefühlsbewegungen musste ich schon mehrfach im Hofbräuhaus erleben. Verursacher war ein Gast, den ich schon lange kenne und der früher viel umgänglicher war.

Mit diesem Beitrag muss das Gifhaferl selbst eine Aufregung aushalten, weil ich es dablecke – so wie sich das in der bayerischen Fasten- und Starkbierzeit gehört. Eine Besonderheit ist allerdings, dass nur wenige wissen, um wen es sich überhaupt handelt. Außerdem verwende ich lediglich die Bezeichnung Gifthaferl und keine sinnverwandten Wörter, um die Aufregung nicht zu verstärken. Das ist ein wenig schade, weil die bairische Sprache besonders schöne Möglichkeiten anbietet.

dablecka – derblecken Aussprache: [dàbläggà], ausspotten, verhöhnen, verspotten (…auf `m Nockherberg dean s‘ d‘ Politiker oiwei gscheit derblecken! …an Burgermoasta ham s‘ sauber derbleckt!)“

Wird jemand dableckt, der leicht erregbar ist, empfiehlt es sich, zuerst die Vorzüge zu nennen. Solche Menschen können willensstark, furchtlos und entschlossen sein. Erregbarkeit ist keine Diagnose von medizinischen Symptomen.

Das Gifthaferl im Hofbräuhaus hat viele gute Seiten, z. B. musikalische und sportliche Fähigkeiten. Mit guter Laune kann der Gast als Musikant und humorvoller Erzähler Tisch- und Wirtshausgesellschaften unterhalten. Beim Kegeln und Stockschießen hat er viele Erfolge. Bemerkenswert sind sein Gedächtnis und Geschick beim Schafkopfen. Die Neigung zu Wohlwollen und Friedfertigkeit macht Freude. Oft ist sogar ein Einvernehmen mit ihm möglich.

Im Seniorenalter kann das Gifthaferl endlich sein Gift in Richtung Sanftmut überwinden. So einen braucht jede Tischgemeinschaft, damit sie weiß, wie schön ein ruhiges Tischgespräch ist. Wegen seiner nur kurzen Anwesenheit sind die angenehmen Unterbrechungen ohnehin eine erfreuliche Abwechslung.

Erscheint das Gifthaferl in die Schwemme, gibt es vor, nur wegen der Musik und nicht wegen der Gesellschaft zu kommen. Irgendwo muss es sich aber dazusetzen und dabei bevorzugt es denselben Tisch wie ich. Praktischerweise erledigt es vorher seine Haushaltseinkäufe und kommt dann mit den Tüten in die Schwemme. Setzt sich jemand ein bisschen zu nahe neben die Tüten, wird natürlich völlig berechtigt eine Schimpfkanonade losgelassen.

Lobenswert ist die Sparsamkeit bei der Kleidung. Bevorzugt kommt der Gast in der billigen Trainingsjacke der Sportgruppe seines früheren Arbeitgebers, weil die so praktisch ist. Am Tisch sieht man ihn nicht als Platzversitzer an, sondern als einen wertvollen Platzfreihalter, weil er bald wieder geht und somit Platz für andere Bekannte schafft.

Im Gespräch ist das Gifthaferl sehr geistreich und beschränkt die Beteiligung auf Fernsehsport und Politikbeschimpfung. Andere Gäste bewertet es mir gegenüber meist wohlwollend, weil ich ihm geduldig zuhöre und nicht widerspreche. Vor allem Frauen werden wegen seiner Erfahrungen in den Himmel gelobt. Die Tischgemeinschaft und ich haben den verständnisvollen Umgang mit diesem Verhalten gelernt und freuen uns über die Anwesenheit.

Mit Klopapier im Hofbräuhaus

Leider radelt das Gifthaferl nach zwei Gläsern Wasser samt seinen Einkaufstüten wieder heim. Bemerkenswert ist, dass es der einzige Gast ist, der sogar mit Klopapierrollen ins Hofbräuhaus kommt.

Das Trinkgeld für die Kellner sucht es sich aus den Cent-Münzen vom Einkaufs-Wechselgeld zusammen. Einmal auf diese sparsame Tugend hingewiesen, bemerkte es sanftmütig zu mir, ob das kein Geld sei.

Insgesamt sind leise Töne sein bevorzugtes Mittel, um auffälliges oder abweichendes Verhalten zu rechtfertigen. Immer versucht der Gast, seine erfreulichen Lebensverhältnisse auf die Tischgemeinschaft zu übertragen. Mittlerweile wird das von den Anwesenden ebenfalls mit Freude geduldet. Einige lässt er nach anfänglich leisen, wohlwollenden Auseinandersetzungen in Ruhe. Andere waren einfach noch nicht dran.

Leider wird das Unschuldslamm gelegentlich provoziert. Nachdem es für den Kellner die Trinkgeld-Münzen zusammengesucht und übergeben hatte, fragte ein anderer Gast:

“Host eam nix gebm, wei a mi so bes ogschaut hod?“

Dass dem Gifthaferl da das Gifthaferl überging, ist leicht verständlich. Die beleidigende, provozierende Frage löste lautstarke Beschimpfungen aus. Ruhig bemerkte ich, wer schreit, habe nicht recht, und war erfreut über den großartigen Auftritt vor den anderen Gästen.

Eine Woche später wollte sich das Gifthaferl wieder neben mich setzen. Ich wies aber darauf hin, dass der Platz von einem Wiederkommenden bereits besetzt sei. Liebenswürdig erwiderte es, den Platz gar nicht zu wollen, und setzte sich auf den Bankplatz daneben, der zwischen unserem und dem Nachbartisch frei war.

Nach einer Extraeinladung wechselte das Gifthaferl zu dem unbesetzten Platz auf der gegenüberliegenden Seite unseres Tisches. Sein wertvoller Gesprächsbeitrag beschränkte sich auf ein ungewöhnliches Fußballereignis, weil er Interesse bei einem Anwesenden vermutet hatte. Beim Aufbruch wurde ich aber ohne Anlass das Ziel seiner Liebenswürdigkeiten. Offensichtlich lösten nur meine Anwesenheit und die Bemerkung der letzten Woche die erneute, wohlwollende und sanfte Giftspritze aus.

Mit dem Aufschreiben dieser Annehmlichkeiten versuche ich mich, zu befreien. Wahrscheinlich muss ich das Spiel zwischen Duldung und Aufregung noch lange aushalten. Mein großer Trost ist die Erkenntnis:

I reg mi ned auf, aba de andan regn mi auf.

Irgendwas stimmt aber nicht mit dem Spruch. Eigentlich wollte ich schreiben, dass ich mich nicht mehr aufrege und mich nicht mehr fremdschäme. Jetzt habe ich es: Ich lasse mir nichts gefallen, erfreue ihn mit diesem Dablecka und danke ihm für sein häufiges Dazusetzen.

So eine schöne Würdigung des eignen Verhaltens bekommt nicht jedes Gifthaferl, die muss man sich erst verdienen. Wer sich so weit aus dem Fenster lehnt, hat aber damit zu rechnen, dableckt zu werden. Wie beim Dablecka auf dem Nockherberg wäre es ohnehin viel schlimmer für ein Gifthaferl, nicht erwähnt zu werden. Außerdem war mein Dablecka nur eine harmlose Schmeichelei – so wie die Fastenrede 2023 beim Starkbieranstich.

Das Gscheidhaferl

Eigentlich bin ich ja mit dem Hofbräuhaus bis auf das Essen sowie manchmal mit dem Service und mit den ausgrenzenden Reservierungen zufrieden. Wo kämen wir aber hin, wenn wir etwas Gutes nicht verbessern wollten. Im Schlusskapitel möchte ich mich selbst als Gscheidhaferl bezeichnen.

Gscheidhaferl Gscheidhafal, das Aussprache: [gschaidhàfàl], Gscheidhaferl – Gscheidhafal – Gscheithaferl – Gescheithaferl, Besserwisser, Klugscheißer, Neunmalkluger, Klugschwätzer (…du woaßt ja eh oiss besser, du Gscheidhaferl! …i konn dein Schmarrn nimmer hörn, du Gscheidhafal! …Gscheithaferl brauch ma ned!)“

Ich möchte es ja nur und tue es natürlich nicht ganz, aba i dadats hoit a weng gern a bissl blos. Der Konjunktiv wird in der bairischen Sprache nicht nur als Möglichkeitsform, sondern auch als Ausdruck der Höflichkeit verwendet. Diese gebietet mir, meine Kritik im Blick auf die Wirklichkeit und die Möglichkeit einzuschränken.

Selbstverständlich weiß ich als Gast im Hofbräuhaus alles viel besser als die dortigen Verantwortlichen. Ich muss mich ja nicht um die Bewältigung des hohen Gästeaufkommens und der gewünschten Speisenangebote kümmern. Als Gscheidhaferl habe ich ja nicht die Probleme von Reservierungen, Personal, Küche, Musik, Internet und Pandemiefolgen sowie von Hintergründen des Aufregens. Ich muss ja nicht für meinen Geldbeutel, für die Brauerei Hofbräu und für den Finanzminister Geld erwirtschaften.

Ein Gscheidhaferl neigt dazu, Sachverhalte möglichst ausführlich darzustellen. Und damit soll jetzt endlich Schluss sein. Bevor aus diesem Schluss nicht auch noch ein umfangreicher Gscheidhaferl-Schluss wird, schreibe ich ganz einfach die Kurzform:

Dankschee Hofbräuhaus, nix fia unguad, gerne wieda, aber …

Weitere Geschichten aus dem Hofbräuhaus ein halbes Jahr später im Herbst 2023

Von Hirschen und anderen im HofbräuhausVon Hirschen und anderen im Hofbräuhaus
Alle sagen zwar Stammtisch zu ihm, wollen aber gar keinen solchen. Einen freien Platz will aber jeder. Das geht nur, wenn sich jemand darum kümmert. Wer das übernimmt, wird unfreiwillig zum Platzhirsch. Über ihn und andere sind einige neue Geschichten aus dem Hofbräuhaus entstanden, z. B. über Maßkrugwanderer, Oberschlaukellner, Trachtenpreißn und Mausdoudschmatza.

2 Kommentare

  1. Sehr gut geschrieben und beurteilt.
    Hinzu kommt noch das der Chef zum Personal nur Grias God sagt wenn er mal gut aufgelegt sein sollte.
    Hr.[…] Liebe Grüße

    • Vielen Dank für den Kommentar, bei dem ich einen Namen durch Klammern mit Punkten ersetzt habe, weil die Person im Beitrag nicht vorkommt. Ein Kommentar soll eine Anmerkung zu Textaussagen bleiben. Beim Hofbräuhaus gibt es viele Chefs, z. B. in Service, Küche, Betrieb, Brauerei und Finanzministerium.

Einladung zu Kommentaren und Grüßen

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