Der Münchner Fahrradbiergarten

Diese Örtlichkeit ist schon deshalb der Münchner Fahrradbiergarten, weil man sie mit dem Fahrrad vom Marienplatz aus in siebeneinhalb Kilometer Entfernung ohne nennenswerte Berührung mit dem Autoverkehr erreichen kann. Kennen Sie den Biergarten, der von einem Fahrradschnellweg durchquert wird? Dort hört man eine Autostraße und eine Eisenbahnlinie über die Isar. Anstandshalber und vernünftigerweise werden Fahrräder natürlich durchgeschoben. Mittlerweile zwingen Schranken zum Absteigen. Die meisten Radlerinnen und Radler haben es aber offensichtlich sehr eilig und steigen für die 45 Meter wieder auf. Es ist ihnen egal, wie viel Betrieb an diesem Ort ist.

Das Radfahren wird in besagtem Biergarten als ein Grundrecht angesehen. Dies ist besonders zu beobachten, wenn Schrankenhälften manchmal umständehalber geöffnet sind. Am nördlichen Gebäude befindet sich ein kleiner Durchgang für Fußgänger, der ebenfalls von eiligen Radlern genutzt wird. Ein spannendes Ereignis war die Durchfahrt eines schlauen, schnellen, aber offenbar kurzsichtigen Radlers, der die Schranke mit einem schweren Mountainbike wegrammen wollte. Es ist ihm aber nicht geglückt. Er stürzte ohne Verletzungen, so dass Zuschauer applaudieren konnten.

Wer diesen Biergarten mit dem Fahrrad besucht, der möchte sein Gefährt natürlich am liebsten neben dem Tisch abstellen. Hierzu eignen sich Bäume, aber auch Tische und Masten für Hinweisschilder. Um gegen diese Unsitte vorzugehen, befindet sich entlang des Fahrradschnellwegs ein Schilderwald mit Hinweisen, z. B. Fahrräder anlehnen nicht erlaubt! Werden sonst entfernt! Wahrscheinlich werden diese Anweisungen nicht beachtet, weil die Formulierungen nicht in Form einer Bitte vorgetragen und weil sie grammatikalisch problematisch sind. Zudem ermöglicht der große Fahrradparkplatz neben dem Garten keinen Sichtkontakt mit dem geliebten Drahtesel und wird deshalb nur an Sonn- und Feiertagen sowie bei Hochbetrieb genutzt. An Teilen entlang dieses vermeintlichen Durchfahrtswegs sind Begrenzungen aus Holzstämmen angebracht. Sie eignen sich hervorragend als Fahrradparkplatz und werden mit großer Beliebtheit genutzt. Das Entfernen der dortigen Fahrräder wäre nur mit Motorsägen möglich. Es ist anzunehmen, dass diese Vorgehensweise im Blick auf die Geschäfte nicht angewendet wird.

Wer meinen Fahrradbiergarten nicht besuchen möchte, könnte ihn auf einem ausgeschilderten Radweg umfahren. Diese Strecke um die Anlage würde aber die Fahrt ohne zweimaliges Absteigen um 90 Meter verlängern. Selbstverständlich stellt der erhebliche Umweg eine unzumutbare Schikane für den modernen Großstadt-Rennradler oder Flachland-Mountainbiker dar. Außerdem wird man dann von den Biergartengästen nicht gesehen.

Jetzt wollen Sie natürlich wissen, um welchen Biergarten es sich handelt. Aus historischer Sicht ist es seit 1810 der Dienstsitz eines Königlichen Jägers. Für Spaziergänger und Hundehalter ist es ein beliebter Treffpunkt im nördlichen Teil des Englischen Gartens. Für Radfahrer stellt er die wohlverdiente Einkehrmöglichkeit nach dem anstrengenden Durchfahren des fast sieben Kilometer langen Volksparks dar. Wegen der Nähe wird er gerne von Beschäftigten des Bayerischen Fernsehens besucht. Der Biergarten und das Restaurant befinden sich somit im Münchner Stadtteil Freimann. Die Preise sind aber ebenso hoch wie im Zentrum. Ein Grund ist wahrscheinlich, dass man Speisen, Getränke und Personal an diesen entlegenen Biergarten am Stadtrand aufwändig transportieren muss. Weiter ist das Besondere ja immer schon teuer gewesen, und Exklusivität ist durch die Anwesenheit der vielen Radler überall zu spüren. Autos haben ja als Statussymbole ausgedient.

Jetzt sind wir wieder bei meiner These, dass es gute Fahrräder nicht beim Discounter, sondern nur im Fachhandel gibt. Qualität bekommt man meist nur, wenn der Preis richtig weh tut. Und solche Räder sind am Aumeister gar nicht so selten. Ein Diebstahl dieser wertvollen Verkehrsmittel oder verstaubten Schönheiten ist aber durch den Fahrradstellplatz mitten im Biergarten unmöglich. Und auf dem Fahrradschnellweg durch den Garten müsste jemandem schon das Rad unter dem Hintern weggezaubert werden. Solche Attraktionen gibt es am Aumeister nicht, aber jährlich wird ein respektabler Veranstaltungskalender für Restaurant und Biergarten bereitgestellt. Das gesamte Angebot ist für 2011 im Internet zeitgemäß und angemessen dokumentiert. Großer Nachteil für Fahrradfahrer aus anderen Stadtteilen ist nur der Nachhauseweg. Für einen Biergarten üblich sind die Speisen und Getränken, wobei ich zu Rollbraten und frisch vom Grillspieß kommenden Hendlhälften sowie zu Kaminwurzen und Brezn nie nein sagen kann. Bemerkenswert ist die Freundlichkeit für Kinder und Familien sowie die besondere Freundlichkeit des Personals. Man erkennt eine angenehme und wohlwollende Lenkung im Hintergrund, die sogar einen Fragebogen für die Zufriedenheit der Gäste anbietet. Ich bin es mit meinem Münchner Fahrradbiergarten auch ohne Fragebogen.

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Die weltbekannte Biergartenkultur ist am Aumeister sehr münchnerisch und gemütlich

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Lebendiger Schmuck mit Blumen und Zierpflanzen ist die Krönung eines jeden Gartens

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Der Frühling am Aumeister ist nicht nur für Kinder ein Anfang mit neuer Lebensfreude

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Kindern gefällt es, leider müssen sie Kunststoffteile in der Zukunft aufwändig entsorgen

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Natur sendet Botschaften mit Licht, Menschen erfinden Schilder um Verhalten zu lenken

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Der beste Radlparkplatz befindet sich nicht dort, wo das Fahrrad gerade abstellt ist

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Gefahr der Überfüllung auf dem beliebten Fahrradabstellplatz am Fahrradschnellweg

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Bei Hochbetrieb in Biergarten und Restaurant ist sogar der Fahrradparkplatz gut gefüllt

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Missbrauch des Fahrradschnellwegs durch Fußgänger, Transporte und andere Sportarten

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Musikanten am Nachbartisch, der Aumeister bereitet sich wie die Landeshauptstadt mit dem Oktoberfest mit einem Septoberfest auf das Ende der Biergartensaison vor

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Fotoposition des Stammplatzes von Tivolifoto direkt neben dem Fahrradschnellweg

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Fahrradschönheit eines Tout Terrain 5th Avenue, Trend ist Radeln mit Kind und Hund

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Absteigen, Schieben und wieder Aufsteigen oder gut getarntes Umfahren der Schranke

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Der Bayerische Rundfunk mit den Studios in Freimann ist in der Nachbarschaft, dieses Kamerateam ist aber vom Zweiten Deutschen Fernsehen in Unterföhring

2 Kommentare

  1. Hallo Josef, wie wahr. Die meisten Radfahrer schaffen die 45 Meter nicht. Sie geben sich besonders sportlich in ihren Outfits, aber die Sportlichkeit abzusteigen besitzen sie nicht. Trotzdem ist der Aumeister, wenn man nicht direkt an der “Rennstrecke” sitzt, ein besonders schöner Biergarten. Liebe Grüsse von Elisabet

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