Schneidig, sittsam, honorig – Festzüge in Altbayern

Schneidig, sittsam, honorig – Festzüge in Altbayern

Dieser Beitrag wird aktualisiert – zuletzt am 29. Juni 2019

Fotoalben und Fotobücher mit Festzügen  
1200 Jahre Menzing
61. Huosigau Heimattage
Fotobuch23. Juli 2017
100 Jahre Edelweiss Unterföhring
Gaufest des Trachtengaus München und Umgebung
 25. Juni 2017
Gebirgstrachtenverein “Georgenstoana” Baierbrunn
91. Loisachgaufest
Fotobuch24. Juni 2018
125 Jahre Gebirgstrachten-Erhaltungsverein Murnau
73. Gaufest der Oberländer Trachtenvereinigung
Fotobuch08. Juli 2018
110 Jahre Stamm Ismaning
100 Jahre Isargau und 89. Isargaufest
 23. Juni 2019

Fotoalben gehören seit 2018 neben den Fotobüchern zu meiner Fotopräsentation mit Tivolifoto. Sie sind nicht auf WordPress.com, sondern bei Google Fotos gespeichert. Dieser Dienst ist kostenfrei, allerdings habe ich dort keine statistische Rückmeldung, wie dieses Angebot ankommt. Beispielsweise wird nichts zum Seitenaufruf und Download mitgeteilt. Inhaltlich gibt es bislang drei zusammengefasste Albenseiten zum Hofbräuhaus (1. 2. 3.) und eine zur Oidn Wiesn 2018 (1.). Dabei verweist eine Seite jeweils auf mehrere Alben. Die Aufteilung kann später erweitert werden, wobei keine Benachrichtigung über ein neues Fotoalbum oder Ergänzungen erfolgt. Mir wird aber berichtet, dass Erweiterungen gefunden werden und der Download für private Verwendung erfolgt. Das freut und motiviert mich, dieses Angebot neben den Fotobüchern weiter zu betreiben.

Insgesamt ist natürlich zu bedenken, dass die Fotos in den Alben nicht ausgewählt, angeordnet und bearbeitet sind. Gelegentlich lasse ich auch Unschärfe, Fehlbelichtung oder inhaltliche Gegensätze zu, weil ich für die Auswahl in Fotobüchern oft nur Ausschnitte brauche oder Fotos anderweitig verwenden könnte. Die Fotoalben haben einen vielfach größeren Umfang als die Fotobücher. Das kann bei der Betrachtung ermüdend sein, lässt sich jedoch mit der Überblicksansicht leicht abkürzen. Wenn diese als langweiliges Durcheinander angesehen wird, habe ich Verständnis. Deshalb ist nämlich meine Präsentation mit Fotobüchern entstanden. Ich wollte einfach keine sprach- und zusammenhanglosen Fotohaufen anbieten. Solche findet man häufig im Internet, weil jede andere Vorgehensweise Arbeit bedeutet. Für mein Onlineangebot arbeite ich gerne, aber gerne nicht zu viel. Das ist unter anderem ein Grund für die Fotoalben: Sie sind einfach schnell veröffentlicht. Meine Fotoalben sollen wie ein Werkstattarbeit sein, bevor ich etwas Fertiges herzeigen kann. Wenn es mir gefällt und mich drängt, folgt ein Fotobuch.

Auf jeden Fall haben meine Fotomodelle ein Recht auf ihre Fotos. Wer an einem Festzug teilnimmt, muss meist früh aufstehen, sich aufwendig herrichten und je nach Wetter und Gwand einiges aushalten. Diese Mühen möchte ich gerne mit Fotos belohnen. Schade, dass es mir nicht gelingt bei einem Festzug mit mehreren Tausend Teilnehmern alle Vereine und Personen aufzunehmen. Dies ist technisch und körperlich nicht möglich. In den Fotoalben befinden sich aber viele Trachtlerfotos, die ich wegen inhaltlicher Zusammenhänge in Fotobüchern weggelassen hätte.

Mit der Fotoübersicht in einem Album erkennt man meine Vorlieben. Bei einem Festzug stehe ich am liebsten auf der Damenseite und bevorzuge Kinder. Da denke ich auch gar nicht nach, das erfolgt intuitiv. Die Kinder werden von Eltern oder älteren Vereinsmitgliedern darauf hingewiesen, für Festbesucher oder besonders für Fotografen zu winken und zu lächeln. Taferlbuam und mittlerweile auch Taferlmadl drehen ihre Schilder für Fotos. Dirndl wollen schön sein und bringen dies durch entsprechende Mimik und Gestik zum Ausdruck. Ebenso verhält es sich mit Burschenkraft und Mannsbildstolz.

Die ältere Generation, zu der ich auch gehöre, marschiert nach Kräften mit. Wenn es halt gar nicht mehr geht, gibt es den sogenannten Marodenwagen. Ich finde diesen Sachverhalt und das Wort nicht herabsetzend, sondern praktisch, weil es alle Menschen betrifft und jeder irgendwann nicht mehr gehen kann. Die Trachtenvereine zeichnen sich dadurch aus, dass sie ältere Mitglieder ehren und nicht wie in der Gesamtgesellschaft abwerten. Ehrengäste in Festkutschen und auf Festbühnen sind meist aus der Politik. Hier ist die Ehre mit Vorsicht zu genießen, weil schon viele geehrt worden sind und danach zurücktreten mussten.

Die Standortwahl bei Festzügen ist immer ein Kompromiss, z. B. zwischen Hintergründen, Zuschauerandrang, Verkehrszeichen, Befindlichkeit, Sonne, Schatten, Seitenwahl, Höhenwahl. Bei der Motivwahl entsteht ein intuitives Durcheinander, z. B. Festlegung auf Personen, Gruppen, Fahnen oder Taferl, Hochformat oder Querformat, Detail- oder Gesamtansicht. Nach bisherigen Erfahrungen ist mittige Schärfe die beste Wahl, weil ich später Ausschnitte festlegen kann. Trotzdem wähle ich manchmal rechts oben aus oder lasse die Kamera automatisch scharfstellen. Weil sich ein Festzug bewegt, ist die Schärfe gelegentlich wie ein Glücksspiel.

Ich fotografiere in der Regel mit Automatik für Belichtungszeit, ISO, Weißabgleich und den TTL-Rote-Augen-Blitz zum Aufhellen. Mein Objektiv hat einen Brennweitenbereich von Weitwinkel bis Tele, damit ich nicht wechseln muss. Es geht mir also weniger um fotografische Qualität, sondern um eine große Anzahl von Fotos und die Vielfalt der Motive. Insgesamt fotografiere ich nicht, wie mit Handys üblich, immer und überall, sondern mit Vorsatz und Ziel. Handychaos mit minderer Qualität gibt es vielfach im Internet, besonders bei Facebook. Dort möchte ich meine Fotos auf keinen Fall wiederfinden. Dafür ist mir meine Arbeit zu schade, auch wenn sie ohne Honorar erfolgt.

Und schon sind wir beim Titel meines Beitrags angelangt, weil er auch das Wort honorig beinhaltet. Dieses geht auf das lateinische honorarium „Ehrengeschenk“ zurück, und honor bedeutet „Ehre“. Und wer jetzt mitgedacht hat, weiß, woher die drei Adjektive im Titel kommen. Ich habe ein wenig von Georg Lohmeier aus dem Königlich Bayerischen Amtsgericht übernommen: „… die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger.“ Sind die heutigen Festzüge nicht genauso, wie wir uns die „gute, alte Zeit vor anno 14“ vorstellen? Das ist übrigens die Gründungzeit vieler Trachtenvereine, und mir sind die politischen und sozialen Probleme dieser Zeit bekannt.

Heutige Festzüge mit Trachtlern gefallen mir aber besser als die sogenannten Paraden – egal ob sie der Musik, Liebe oder sexuellen Orientierungen dienen. Zu diesen Übertreibungen zähle ich auch den zweistündigen Trachten- und Schützenzug mit etwa 8000 Teilnehmern zum Oktoberfest, den ich schon lange meide. Schnell erkennt man, ob eine Trachtenveranstaltung der Tourismusförderung dient oder Heimatverbundenheit, Tradition und Brauchtum von Einheimischen ausdrückt.

Trachtenverein bedeutet Ehrenamt. Mir ist es auch eine Ehre, meine Fotos zu verschenken. Bei meinen fotografierten Festzügen mit Blasmusik und Trachtlern gibt es keinen konservierten Verstärkerlärm wie bei den Paraden, sondern selbstgemachte Musik. Die Straßen sind anschließend nicht vermüllt, sie sehen wie vorher aus. Meine Burschen sind schneidig ohne den militärischen Beigeschmack, die Dirndl sittsam ohne übertriebene, schamhafte Zurückhaltung. Wer mich jetzt für hoffnungslos veraltet hält, der hat recht. Viel Altmodisches ist aber schon wieder modern geworden. Ich wünsche gute Unterhaltung mit meinen Fotoalben der Festzüge von Trachtenvereinen in Altbayern.

Schneidig, sittsam, honorig – Festzüge in Altbayern

2 Kommentare

  1. Hallo Josef, wieder was gelernt heute, unser Verein die Blutenburgler haben also für die Fusskranken einen ” Marodenwagen” organisiert, in Form einer sehr hübschen Kutsche, für den Wiesneinzug. Heinz und ich durften mitfahren, aber den Ausdruck werde ich bei nächster Gelegenheit einbringen, danke und liebe Grüsse Moni

    • Liebe Moni und Heinz, richtig muss es wohl Marodewagen heißen. Ich habe dieses Wort erstmalig bei den Teilnehmern des Festzugs in Menzing gelesen. Es ist wohl auch bei Wallfahrten verwendet worden. Für Festzüge gehört ein solcher Wagen oder eine Kutsche natürlich geschmückt. Das Gemeinte ist für manche Vereinsmitglieder und Festzugteilnehmer einfach sinnvoll. Mit gefällt das Wort, weil es so schön altmodisch und augenzwinkernd humorvoll anmutet. Herzliche Grüße, Sepp

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