
Eigentlich wollte ich keine Fotos vom Eisbach mehr herzuzeigen, damit Die Münchner Taufe (2013) nicht noch mehr zum Massenphänomen wird. Ein Nachbar hat mir nämlich beim ersten Beitrag über den Betrieb im Eisbach vorgehalten, dass ich Werbung mache. Mein zweiter Titel Die Schreischwimmer vom Eisbach (2019) sollte schon eher der Abschreckung dienen, indem er die Auswüchse zeigte. Beim dritten Mal muss ich aber über eine Sensation berichten: Die Schlangen im Eisbach (2023).
Werden die Kriechtiere bei uns in freier Wildbahn gesichtet, stehen sie natürlich unter strengstem Artenschutz. Dafür sorgen schon die grün-roten Stadtzerstörer im Stadtrat und in den Referaten. Alles was dem touristischen Ansehen der Stadt scheinbar dient, darf nicht beeinträchtigt werden, z. B. die zwei Eisbachwellen: die Surferwelle an der Prinzregentenstraße und die Babywelle an der Dianabadschwelle für Anfänger – und jetzt natürlich auch noch die zwei Schlangen im Eisbach.
Tatsächlich sind es ja vier, da die Wanderschlange in der Theodorparkstraße und die Trambahnschlange an der Haltestelle Tivolistraße ursächlich dazugehören. Die Wasserschlangen im Eisbach leben somit auch am Land. Mit einer Länge von mehr als neun Metern übertreffen sie die Anakondas und die Netzpythons an Länge und Gewicht.
Beim Fotografieren beschränke ich mich aber auf die zwei Wasserschlangen im Eisbach. Die Münchner Eisbachschlangen gehören zu den tropischen Tieren, weil sie tropische Temperaturen lieben. Ich bevorzuge bei Hitze allerdings meine kühle abgedunkelte Dachkammer über dem Eisbach. Da gehe ich zum Fotografieren doch nicht vor die Haustür, auf die Straße oder zur Trambahnhaltestelle, sondern wenn es hoch kommt auf den Balkon.
So entstehen 80 Fotos am Samstagnachmittag, dem 15. Juli 2023. Meine Bilder dokumentieren die Versäumnisse der Stadt, Eisbachschwimmer vor Gefahren und Anwohner vor Lärm zu schützen. Gleichgeschaltete Altmedien zeigen vermutlich keine vergleichbaren Fotos, um nicht ständig auf die andauernden städtischen Missstände hinzuweisen. Außerdem reicht meist ein jährlicher Artikel zum Problembach, um das Sommerloch zu füllen.
Jetzt betone ich nochmal, dass ich das Bad Eisbach nicht mehr fotografieren wollte, aber das Geschrei hat mich wieder dazu genötigt. Da muss ich doch nachsehen, wer im Eisbach wieder umgekommen ist. Und wenn es keine Toten gegeben hat, muss ich halt welche erschießen – natürlich nicht mit Schusswaffen, sondern mit dem Fotoapparat. Und dabei entdecke ich die Sensation.
Sensationelle Eisbachschlangen
Bislang war der Eisbachausstieg an den zwei Eisenleitern in der Theodorparkstraße verhältnismäßig zügig möglich. Bei der tropischen Temperatur von 35 Grad bilden sich aber zwei lange Schlangen: eine gegen die Fließrichtung und eine mit ihr. Die Zweite in der Gegenrichtung wäre wegen der nahen Tivolibrücke zu waghalsig. Insgesamt sind beide Wasserschlangen so gefährlich, dass einzelne Badegäste über die Kanalmauer fliehen. Diese Form des Ausstiegs bedarf jedoch besonderer Körperkräfte, so dass das Schlangestehen im reißenden Eisbach bevorzugt wird.
Verpasst man die Eisenleiter und die Kette vor der Tivolibrücke, wird es spannend. Die darauffolgende glatte Betonrinne kann nur schwer verlassen werden. Es kommt eine Staustufe mit einer lebensgefährlichen Walze. Da kann nur die Feuerwehr oder der Nordfriedhof helfen. Unter der Brücke mit der Tivolistraße wird deshalb nur selten durchgeschwommen.
Vernünftigerweise hätten Stadt- und Parkverwaltung schon längst die Ausstiegsmöglichkeit vor der Oettingenstraße ausbauen und dass Weiterschwimmen vom Englischen Garten in den Stadtbereich des nördlichen Lehels verhindern können. Das halsbrecherische Springen von der Brücke und die entsetzlichen Todesschreie beim Schwimmen darunter wären unterbunden.
Soviel Hirn haben aber nur die Anwohner und nicht die Verantwortlichen. Die machen lieber einen runden Tisch, bei dem ja bekanntlich nichts herauskommt. Und die Badesaison ist hoffentlich so wie jedes Jahr bald vorbei. Wieder ist nichts unternommen worden und das Spiel beginnt im Folgejahr erneut.
Als Anwohner hat man sich an den Badebetrieb gewöhnt. Ich gönne den vielen jungen Leuten die Badefreuden. Vor zwanzig Jahren waren sie gelegentlich zu beobachten und nicht auffallend laut. Heute ist das Geschrei unerträglich geworden. Aber es schreien nicht alle und nicht immer. Das Schwimmen im Park bis zum Eintritt des Eisbachs in den Wohnbereich des nördlichen Lehels verläuft verhältnismäßig ruhig.
Laut wird es erst vor, unter und nach der Brücke mit der Oettingenstraße. Dort gibt es nämlich die ersten Gaudi-Todesschreie. Der Hall unter der Brücke und entlang der Häuserzeile macht das Schreien sehr ergiebig. Danach werden Hinweise auf die beiden Eisenleitern lautstark zugerufen und bestätigt. In den beiden Schlangen wird es natürlich mit Ausrufen, Lachen und Schreien übertrieben laut. Beim Rückweg oder dem Gang zur Trambahn muss man sich selbstverständlich unüberhörbar über die erlebten Sensationen austauschen. Ein- und ausfahrende Bahnen müssen sich die Gleise freibimmeln.
Kein Gefahrenschutz für Eisbachschwimmer
Die hohe Zahl von Notdienst- und Polizeieinsätzen mit Verletzten und Toten ist bekannt. Schuld waren die Verunglückten natürlich selbst, z. B. wegen Unterkühlung, Alkohol und Selbstüberschätzung. Außerdem befinden sich auf dem Grund des Eisbachs Gegenstände und Unrat, die von der Oberfläche nicht zu sehen, aber gefährlich für Verletzungen sind. Dafür gibt es ja die jährliche Bachauskehr im Herbst.
Verantwortliche für den Gefahrenschutz können sich wunderbar den Schwarzen Peter zuschieben: Polizei der Stadtverwaltung, Stadt der Politik und der Parkverwaltung, Park der Stadt, Stadträte den städtischen Referaten. Für die Polizei gibt es kein Eisbachschwimmen, weil es ja verboten ist. Am wenigsten können die Anwohner etwas dafür. Aber sie laden Schuld auf sich, weil sie hier wohnen und sich über den Lärm und die gefährlichen Zustände beschweren.
Kein Lärmschutz für Eisbachanwohner
Leicht könnte die verantwortliche Stadtverwaltung mit einem Gitter an der Brücke Oettingenstraße das Weiterschwimmen, mit erhöhten Brückengeländern das Springen und mit nur kurzen Zäunen danach den Wiedereinstieg verhindern. Während der Bachauskehr im Spätherbst wären die Bauarbeiten ohne großen Aufwand möglich. Vor der Brücke müsste die Parkverwaltung ebenfalls handeln.
Die davor zuständige Verwaltung des Englischen Gartens könnte einen komfortablen Ausstieg mit Haltevorrichtungen, Rettungsringen, Beschilderung und Beleuchtung gestalten. Ja, Sie haben richtig gelesen: Beleuchtung. Das Nachtschwimmen im Eisbach erfreut sich nämlich zunehmender Beliebtheit. Man trägt Stirnlampen. Das Geschrei ist ergiebiger als am Tag, weil viele Umgebungsgeräusche wegfallen. Die Anwohner sind noch mehr zu stören und zu erschrecken. Nachteil ist, dass sich bei Dunkelheit keine Schlangen im Eisbach bilden.
Maßnahmen wie Gitter und Zäune würden aber spießige Spaßbremsen darstellen. Die touristische Attraktivität von München wäre um die 100 Meter Eisbachschwimmen entlang der Theodorparkstraße ärmer, weil nur noch 800 Meter im Englischen Garten übrigblieben. Dieser Verlust würde der Stadt schwer schaden. Die Anwohner brauchen doch gar nicht so viel Ruhe. Sie wollen doch gar nicht die Balkone nutzen und die Fenster öffnen. Die Stadt hat doch anderswo notwendigere Aufgaben. als sich um gesundheitliche Gefahren zu kümmern.
Fun und Action der Eisbachbezwinger sind wichtiger als die Menschen, die an diesen 100 Metern leben. Zur Action gehört das Unterschwimmen von Brücken mit Todesgeschrei und das Springen von denselben in hüfthohes Wasser möglichst kopfüber. Selbstverständlich muss man dabei schreien, sonst merkt ja niemand, wie schön das ist. Beim Springen von der Brücke wird schon niemand gerade unten daherkommen. Man riskiert ja nur gebrochene Wirbelsäulen mit Querschnittslähmungen. Dafür kommt man in den Genuss eines Hubschrauberflugs in die Unfallklinik und eines lebenslänglichen Rollstuhls.
Mit einer Verhinderung der letzten 100 Meter Eisbachschwimmen würde sich der Missbrauch der Trambahn durch Schwarzfahren erübrigen. Dann hätten aber die zahlenden Fahrgäste nicht mehr das Vergnügen von nassen Sitzplätzen, rutschigen Fußböden und überfüllten Trambahnen. An der Haltestelle Paradiesstraße wäre es nicht mehr so schön, zu beobachten, wie Fahrgäste nicht mehr einsteigen können, weil alle Sitz- und Stehplätze von triefendem, zusammengepferchten Jugendlichen belegt sind.
Aber zurück zu den Schlangen. Sind sie nicht schön anzuschauen und ein echter Ausdruck von Lebensfreude? Oder werden sie zum Zeichen für ein ungebremst wachsendes, übles Massenphänomen aufgrund des Versagens der Stadtverwaltung. Niemand hat die Schlangestehenden vor den Gefahren des Eisbachs und die Anwohner vor dem Lärm der Gefährdeten geschützt. Etwas zu unternehmen würde ja nur heißen, dass die Gefährdung zugegeben wird und Haftungsansprüche berechtigt wären. Die ganze Angelegenheit ist doch beste Münchner Freiheit!













Wer meine Ophiologie nicht glaubt oder sein Wissen vertiefen möchte, kann sich alle 80 Fotos zur Schlangenkunde im Eisbach vom 15. Juli 2023 im hier verlinkten Fotoalbum anschauen (Fotoverwendung für Gäste).
He, ihr Dauerschläfer in der Stadtverwaltung.
Wie lange wollt ihr euch noch blind stellen und beide Augen zudrücken?
Wieviel Tote braucht ihr noch?
Am Eisbach hat im Verantwortungsbereich der Stadt eine Entwicklung stattgefunden, die gesundheitsschädlich bis tödlich ist.
Als Zugabe zeige ich noch einige Archivbilder, die euch aufwecken sollen.








Der Eisbach ist ein fotografischer und inhaltlicher Schwerpunkt bei Tivolifoto mit den Beiträgen:
- Eisbach-Ansichten 2011
- Die Münchner Taufe 2013
- Sommer im Park 2015
- Die Schreischwimmer vom Eisbach 2019
- Die Schlangen im Eisbach 2023