Die Zusammensetzung der Wörter Fahrrad und Freiheit in Verbindung mit dem Titelbild ist etwas ungewöhnlich. Das Wort Fahrrad ließe sich mit vielen Wörtern leichter zusammensetzen, z. B. Sport, Technik oder Tour. Ich wählte den Titel, weil Fahrradfreiheit für mein Leben eine sehr wichtige Rolle spielt.
Das Fahrrad gab mir als Kind und Jugendlicher die Freiheit, mich aus der Enge des Elternhauses und Dorfes auf den Landstraßen zu bewegen. Als Student in München entdeckte ich mit dem Fahrrad die Stadt, den Englischen Garten und die Isarauen. Dann kam in der ersten Hälfte der 80er Jahre eine Phase des Radreisens, vorwiegend in Südeuropa. Ich machte Fahrradreisen zu einer Zeit, als Fahrradfahren noch keine Trendsportart war, sondern eher belächelt wurde. Es gab keine Reiseliteratur und keine Veranstalter für Fahrradreisen. Nur Individualisten reisten auf diese Art, welche meine Einstellung zum Leben und zur Natur erheblich prägte. Ich konnte in meinem ganzen Leben auf ein eigenes Auto verzichten und bewahrte mir den Blick auf die Schönheit der Natur, wie ich sie mit meiner Fotografie zum Ausdruck bringen möchte.
Meine sechs großen Radreisen hatten Entfernungen von über 1000 Kilometern und erfolgten in den Sommern der Jahre:
1979 – Peloponnes-Rundfahrt
1980 – Österreich-Rundfahrt
1981 – Jugoslawische Adriaküste
1982 – Mailand-Neapel
1983 – München-Rom
1984 – Apulien-Rundfahrt.
Hinzu kamen noch kleinere Radreisen an Ostern oder Pfingsten, z. B. mehrere Rundfahrten in der Toskana, auf Korfu, im Trentino und in Oberbayern. Die Ausrüstung bestand aus Fahrrädern der Marken Motobecane und Koga Miyata, Gepäcktaschen von Karimor, Schlafsack, Matte und Zelt sowie das nötigste im Bereich von Kleidung und Körperpflege, aber immer Radio und viel Reiseliteratur.
Die Einstellung beim Reisen war, dass man an einem uninteressanten Ort mit langweiliger Gesellschaft umgehend weiterfahren muss, weil es nicht besser wird und dass man an einem schönen Ort mit angenehmer Unterhaltung nicht bleiben soll, weil der nächste Tag oder Abend sicher nicht wieder so schön werden kann. Wenn ich alleine reiste, war ich am Abend sehr schnell in Gesellschaft, weil meine Campingplatz-Nachbarn meist neugierig auf meine Reiseberichte waren, da sie selbst nicht viel erlebten.
1985 beendete eine Krankheit meine Fahrrad-, Trekking- und Outdoor-Karriere, die ihrer Zeit voraus war. Computer und Fotografie wurden zu meinen neuen Freizeitbeschäftigungen. Geblieben war die Vorstellung, dass ich bei weiteren gesundheitlichen Problemen wieder mit dem Fahrradfahren beginne, dann aber mit anspruchsvoller und neuer Technik. So ist es auch gekommen. Mein neues Fahrrad im Juli 2008 war ein Faltrad von Dahon mit 20-Zoll-Reifen, das man kostenfrei in öffentlichen Verkehrsmitteln mitnehmen durfte. Ich begann wieder im Park und an der Isar sowie auf kleinen Touren zu fahren. Heute habe ich ein modernes 28-Zoll-Trekkingrad der Firma Toutterrain aus Freiburg mit Stahlrahmen, Scheibenbremsen und Rohloff-Nabenschaltung. Auf diesen Komfort möchte ich nicht mehr verzichten.
Ab Juni 2009 machte ich große Radtouren in Oberbayern, wobei mich die längste mit 104 Kilometern von meiner Wohnung bis zum Bahnhof in Mühldorf brachte. Die gesamte Fahrleistung in diesem Jahr betrug zirka 6000 Kilometer. Sehr hilfreich war die Fahrradmitnahme in S-Bahnen und Eisenbahnen. Ich fuhr auf Landstraßen und ausgeschilderten Fahrradwegen, z. B. Münchner Radl-Ring, Münchner Wasserweg, Ammer-Amper-Radweg, Isar-Radweg, Sempt-Isen-Radweg. Besonders schöne Touren waren die Rundfahrten um die großen Seen in Oberbayern, z. B. Chiemsee, Starnberger See, Ammersee und Staffelsee. Als einen Höhepunkt erlebte ich die Fahrt vom Tegernsee nach Valepp, dann zum Spitzingsee und hinunter zum Schliersee.
Meine heutigen drei Stammstrecken sind mit vielen Varianten:
1. Tivoli, Englschalking, Johanneskirchen, Feringasee, Poschinger Weiher, Aumeister, Tivoli – gesamt 22 km – 70 Minuten Fahrtzeit;
2. Tivoli, Englschalking, Dornach, Aschheim, Feringasee, Poschinger Weiher, Aumeister, Tivoli – gesamt 28 km – 90 Minuten Fahrtzeit;
3. Tivoli, Englschalking, Dornach, Feldkirchen, Kirchheim, Landsham, Speichersee, Finsinger Alm, Privatstraße am Speichersee, Unterföhring, Poschinger Weiher, Aumeister, Tivoli – gesamt 43 km – 140 Minuten Fahrtzeit.
Einkehrmöglichkeiten sind Aumeister, Poschinger Weiher, Feringasee, Finsinger Alm sowie Cafe und Restaurant am Tivoli bei der Rückkehr.
Fahrradfahren ist für mich Genuss in Verbindung mit Essen und Trinken, Natur und Kultur, Freude und Humor. Ich bevorzuge schönes Wetter, richtige Kleidung, leichtes Gefälle, starken Rückenwind und keine Pannen. Gelegentlich würde ich mich über Begleitung freuen, aber meine Fahrradfreiheit wäre dadurch natürlich beeinträchtigt. Manchmal ist die Freude an der Bewegung beim Fahren wie Fliegen. Fahrradfahren als Wettkampf im Bereich von Geschwindigkeit und Ausdauer sowie als Sport in unwegsamem Gelände ist für mich nicht verständlich. Diese Zwänge würden meiner Fahrradfreiheit widersprechen.
Jetzt stellt sich die Frage, wie fotografiere ich meine Fahrradfreiheit bzw. welche Auswahl an Fotos aus meinem Archiv treffe ich. Es ergibt sich die Schwierigkeit, dass ich mich selbst mit oder sogar auf dem Fahrrad nur schwer fotografieren kann. Also müsste ich meine Fahrradtouren mit Texten beschreiben oder beim Fahren anhalten und fotografieren. Fahrtunterbrechungen überlegt man sich aber zweimal, weil man danach wieder auf Touren kommen muss. Es bleibt das Fotografieren bei geplanten und beabsichtigten Pausen, sei es bei einer Besichtigung oder einer Einkehr. So beinhaltet dieser Fotoartikel oder dieses Fotobuch Bilder von Biergärten und Gartenlokalen, von Fahrrädern und Personen beim Fahren sowie von Bereichen, Besonderheiten, Beeinträchtigungen und vom Ende der Fahrradfreiheit.

Der Aumeister ist wohl der Münchner Fahrradbiergarten. Am nördlichen Ende des sechs Kilometer langen Englischen Gartens ermöglicht er eine leichte Radtour auch für ungeübte Sportler in Verbindung mit einer gemütlichen Biergarteneinkehr. Fahrradparkplatz und Durchfahrverbot werden meist nicht beachtet.





Der Seegarten am Poschinger Weiher in Unterföhring ist eine knappe halbe Fahrradstunde vom Tivoli entfernt. Er bietet ländliche Abwechslung zum Großstadtbetrieb mit einmaliger Megaphon-Ausrufung der vorher bestellten Speisen zur Selbstabholung und zur Personaleinsparung des wetterabhängigen Betriebs.





Restaurant, Kiosk, Terrasse und Umgebung am Feringasee bieten dem Radfahrer die Freiheit der Einkehr, des Badens und des Zuschauens bei sportlichen Aktivitäten.

So leer wie auf den Fotos ist es auf der Finsinger Alm bei Fahrradwetter nur selten. Das beliebte Ausflugslokal für Radfahrer ist in einer Fahrradstunde vom Tivoli aus zu erreichen.

Der nördliche Dammbereich des Speichersees ist nur an Wochenenden befahrbar, weil sich Einblicke auf das BMW-Testgelände ergeben. Die Ausblicke auf die Vogelwelt sind aber viel interessanter als neue Automodelle. Die geteerte Privatstraße am Testgelände eignet sich für Geschwindigkeitstests mit dem Fahrrad.



Bereiche meiner heutigen Fahrradfreiheit sind Lebensfreude und Genuss, Bewegung und Gesundheit, Natur- und Kulturerleben in Bayern, z. B. bei Fahrradausflügen wie Schloss Schleißheim, Ähndl im Murnauer Moos, Forsthaus Valepp, Klosterkirche Fürstenfeld, Kugler Alm und bei einem wohlverdienten Schmankerl.

Besonderheiten der Fahrradfreiheit, z. B.
– wilder Fahrradparkplatz am Isartorplatz
– Fahrradschilderwald in Erding
– Fahrradsprung bei der Bike-Expo
– Mountainbike am Fröttmaninger Berg
– nichts geht mehr bei alljährlichen Hochwasser an der Isar
– die Weiterfahrt ist nur mehr auf dem Kanaldamm möglich

Beeinträchtigung der Fahrradfreiheit durch mehrere Personen und große Lasten

Ende der Fahrradfreiheit, z. B. bei Fahrradleichen im abgelassenen Eisbach
Schlachtrösser, Stahlrösser und Drahtesel am Isartor und davor beim Altstadtringfest 2008 anlässlich des 850jährigen Jubiläums der Landeshauptstadt München
Hier hast Du wieder einmal besonders gut die Münchner Fahrradkultur eingefangen. Mir bereiten Deine Bilder immer große Freude, weil wir viele Orte kennen und teilweise selbst schon erradelt haben, vor vielen Jahren. An Deine Leistung kommen wir sicherlich nie heran. Super.
Danke für die freundlichen und lobenden Worte. Gerne mache ich mir selbst die Freude des Herzeigens von Fotos, wenn ich Interesse bemerke. Besondere Leistungen beim Radeln sind mir nicht so wichtig wie die Freude und Freiheit von Unternehmung und Bewegung.
Herzliche Grüße lieber Josef,
und alle Achtung zu Deinen respektablen Radltouren! 6000km im Jahr, das ist eine Leistung!
Radlfahrn macht ja auch Spaß – Bewegung an frischer Luft und schöne Landschaft dazu, mehr braucht es nicht fürs kleine, große Glück.
Und wenn das wie zurzeit nicht geht dann benutze ich einen Heimtrainer oder besser gesagt mein Fitness-Bike im Computer-Stüberl bei gekipptem Fenster. Bei dieser Gelegenheit habe ich dann endlich Zeit, mir eine halbe Stunde Fernseh-Schmarrn am Computer-Bildschirm anzuschauen. Herzliche Grüße vom Tivoli in München, Josef
Sauba sag’n ma! Ja Sport hält jung und fit. Wir sind auch begeistere Radler und radeln oft nach Waldkirchen oder Freyung zum einkaufen, das fördert den gesunden Appetit.
Es grüßen die Zwoa vom Woid
Die vier Heiligen Dreikönige…
Ich verlinke wegen unserer Fahrradtour auf seine Fahrradfreiheit, außerdem muß ich Loyalität zum dort erwähnten Stichwort “Peloponnes” zeigen….
Hallo Josef,
spannende Fotos – und viel “Stoff”. Genug für einen eigenen Blog…
Die Bilder im Eisbach würden übrigens prima auf rottenbike passen! Die Besitzerin von rottenbike nimmt gern “fremde” Bilder an.
Viele Grüße aus Berlin,
BikeBlogger
Lieber Andreas, danke für den freundlichen Kommentar. Ich habe die Bilder an rottenbike gesendet. Viele Grüße aus München, Josef