De Miaschbegga keman oda Speck mid am Lanz

Ich hätte auch schreiben können, dass die Miesbacher kommen. Aber es sind einfach keine Miesbacher, sondern eher Gaudibacher, die aus Miesbach kommen. Das stimmt aber auch wieder nicht, weil ein echter Gaudibursch nicht aus Miesbach kommt, sondern aus Miaschboch. Wenn aber einer aus Miaschboch kommt, dann ist er kein Miaschbocher, sondern ein Miaschbegga oder Miaschbecka. Damit bestätigt sich wieder die Aussage, dass die Bairische Sprache genauso schwer oder anspruchsvoll ist wie das Lateinische. Bei beiden Sprachen zeichnen sich die Sprecher durch Gscheitheit und hohen Bildungsstand aus. Ein User ist also praktisch gschudiert. Dazu muss man in Bayern aber keine Hochschule besuchen, es reicht auch ein Wirtshaus. Wer dauernd im Wirtshaus ist, den nennt man einen Wirt. In Bayern sind diese Personen meist sehr angesehen, in Preußen gilt der abgedroschene Spruch: Wer nichts wird, wird Wirt.

Der Komparativ von Wirt und Wirtshaus heißt Bräuwirt, weil man annehmen kann, dass eine Verbindung mit einer eigenen Brauerei besteht oder bestanden hat. Lateiner wollen natürlich jetzt auch den Superlativ wissen. Dieser nennt sich ganz einfach Wirtshaus und Metzgerei. Jetzt gibt es aber Wirtsleut, die so bescheiden sind, dass sie den Gast in den Vordergrund stellen. Schon sind wir beim Gasthaus. Ein Haus allein ist aber noch nichts Besonderes. Da muss ein Haus schon einen Hof haben. Das Ergebnis dieser kleinen Wortklauberei ist jetzt schon leicht zu erahnen. Es handelt sich um Gasthof und Metzgerei Bräuwirt in Miesbach. Und der Wirt ist der Nikolaus! Wer dies nicht glaubt, kann sich auf der Homepage von der Richtigkeit überzeugen. Klaus Huber ist nicht nur der Bräuwirt von Miesbach, sondern auch einer der drei Musketiere, die gelegentlich, aber regelmäßig selbige Ziele wie ich ansteuern, z. B. Hofbräuhaus, Viktualienmarkt, Oide Wiesn.

Im Hofbräuhaus hatte der Klaus mitbekommen, wie ich unserer Lieblingskellnerin Susi ein Fotobuch mit Bildern von ihrer Arbeit in der Schwemme geschenkt hatte. Er hielt es für ein sehr schönes Geschenk und brachte mich auf die Idee, ein Buch mit Fotos von unseren Miesbacher Gästen zu machen. Ich freue mich immer, sie an den Tisch 49 in der Hohen Schwemme kommen zu sehen. Eine Tischgesellschaft mit ihnen wird mit Sicherheit eine Riesengaudi. Noch mehr freuen sich Kellnerinnen oder Kellner über die Großzügigkeit der Bestellungen und des Trinkgelds. Diese Wirte haben einfach Wertschätzung der Leistungen und wohlwollendes Verständnis für Angestellte in der oberbayerischen Gastronomie.

Und schon ergibt sich ein neues Problem. Von den Dreien ist nur einer aus der Kreisstadt im bayerischen Oberland, aber noch einer aus dem gleichnamigen oberbayerischen Landkreis und schließlich der Dritte aus dem Nachbarlandkreis Rosenheim. In Altbayern kennt man aber Offenheit und Vereinfachung. Deshalb darf ein Münchner im Hofbräuhaus das Triumvirat als Miesbacher bezeichnen. Sollte es zu Diskussionen über die genaue regionale Zugehörigkeit kommen, ist aber höchstes Feingefühl geboten.

Die Stadtgesellschaft hebt sich natürlich von der bergigen Umgebung ab. Markus, der Wirt von der Tregler Alm, wird ironisch Buglwirt genannt. Dazu muss man wissen, dass als Bugl ein Hügel verstanden wird, der kein Berg geworden ist. Ein Rücken kann auch gemeint sein. Die Lippenstellung beider Wörter ist aber für Altbayern nicht einnehmbar, weil die Anstrengung des Spitzens zu groß wäre. Das ist vergleichbar mit den 951 Höhenmetern der Almlage. Die Drei-Kilometer-Wanderung oder die bestellte Fahrt mit dem almeigenen Kleinbus hat aber noch niemandem geschadet. Hingegen ist die Tregleralm eine der gefährlichsten Almen in Oberbayern, weil dort viel geheiratet wird. Markus Millauer, der Buglwirt, ist ein Wirt und Wirtshausbesucher, der wach wird, wenn andere müde werden. Mit ihm am Tisch erspart man sich bei guter Stimmungslage den Besuch in einem altbairischen Volkstheater. Außerdem ist auf der Tregleralm bei klarer Wetterlage die Aussicht bis nach Minga möglich.

Wer sich weiter für fernsichtliche, festliche oder gemütliche Aussichten interessiert, bekommt einen besonderen leiblichen Genuss beim dritten Wirt, dem Speck-Alm-Sepp. Der Berggasthof auf 1403 Metern mit Übernachtungsmöglichkeiten mitten im Skigebiet Sudelfeld bietet eine hauseigene Räucherkammer, einen Speckkeller und einen Onlineshop. Im Sommer kann man die Speck-Alm sogar direkt mit dem Auto erreichen. Außerdem ist der Sepp Ettenhuber ein Zauberer, dem es mit seinem Zauberhut gelingt, sein Körpergewicht in jede gewünschte Richtung zu beherrschen.

Die drei Wirte beeindrucken mich durch Lebens- und Genussfreude, Spontanität und Unternehmungslust, Großzügigkeit und Gaudi. Dazu kommt das Natürliche und Normale des Zusammenseins mit ihnen. Der bestimmte Artikel mit D‘Miaschbegga wird der Sachlage nicht ganz gerecht, weil die Ankommenden nur zu zweit oder dritt sind. Nach meinem niederbayerischen Sprachverständnis muss der Titel somit heißen: Miaschbegga keman. Irgendwelche, unbestimmte Miesbacher sind es dann aber auch wieder nicht. Ich einige mich mit mir selbst auf: De Miaschbegga keman. Außerdem freue ich mich, wenn man mit diesen altbairischen Worten bei internationalen Suchmaschinen im Internet auf schwierige bayerische Wörter hingewiesen wird.

Der zweite Titelteil, Speck mid am Lanz, erscheint unsinnig, erklärt sich aber durch meine spektakulär speckigen Fotos bei der Oidn Wiesn 2018 von selbst.

Weil wir schon beim Gscheithaferln sind, muss ich aber noch erwähnen, dass des Kema das Gegenteil vom Abwesendsein ist. Lateinisch heißt das abesse. Nimmt man aber den Indikativ Aktiv in der zweiten Person Plural des Futurs, bekommt man aberitis. Wortgemäß ist das aber nämlich die Krankheit, an der ich leide, weil dieser Text über zwanzig Mal aber beinhaltet. Gottseidank bin ich aber mit dem Leiden nicht alleine. Mein Neologismus Aberitis ist kennzeichnend für die Bairische Sprache und Lebensart. Die Häufung erklärt sich, weil aba a aber auch heißt und in meiner inneren Sprache vielfach mitklingt. Und diesmal will ich meine Aberitis endlich ausleben.

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De Miaschbegga keman oda Speck mid am Lanz
Markus, Klaus und Nick
Markus Millauer und Klaus Huber
Markus Millauer und Klaus Huber
Markus Millauer und Klaus Huber
De Miaschbegga mit dem Tuba-Sepp, Max Obermüller, Stefan und Karl
Klaus bei Faschingstreff der Jungen Musikanten im Bräustüberl
Markus, Markus und Klaus
Markus, Markus, Josef Zapf, Herbert Gretschmann, Willi
Markus, Hacklinger Schorsch, Klaus und Tisch 49
De Miaschbegga, da Stefan, Gisela und Michi Bockhorni
Peter Schwaiger, Markus Millauer und Wolfgang Steppes
Christian, Markus, Klaus und Iris
Gaudi auf dem Viktualienmarkt
Peter Schwaiger, Asmir, Markus, Klaus
Sepp Ettenhuber
Sepp Ettenhuber
Sepp Ettenhuber, Gerda Reichert
Sepp Ettenhuber, Gerda Reichert, Klaus Huber
Scheckschneidvorführung mit Lanz Bulldog
Speckschneidvorführung vor dem Museumszelt
Gerda Reichert, Sepp Ettenhuber
Rundfahrt mit dem Lanz Bulldog
Rauch, Ruß, Lanz
Rauch, Ruß, Lanz
Keilriemen wird montiert
Speck wird geholt
Maschinen sind einsatzbereit
Letzte Funktionsprüfung
Vorbereitung des Specks
Schneiden des Specks
Wichtige Zwischenbesprechung
Speck und Brot für alle
Speck und Brot für alle
Speck und Brot für alle
Speck und Brot für alle
Speck und Brot für alle
Das Ende naht
Sepp räumt die spektakuläre Schneidemaschine auf
Klaus dreht einige Runden mit dem Lanz
Klaus dreht einige Runden mit dem Lanz
Das Foto ist von vorher, passt aber auch gut nachher
Die drei Musketiere

5 Kommentare

  1. Da dachte ich immer, als Schwäbin verstehe ich den bayrischen Dialekt gut. Aber das täuscht. Euer Dialekt ist noch um einiges schwieriger als unserer. 🙂 🙂

    • Liebe Ute, manche hätten gerne, dass Bairisch nur ein Dialekt ist. Es handelt sich vielmehr um eine eigene Sprache mit anderen Ursprüngen, Entwicklungen, Wortschatz und Grammatik als der Schreib- und Medienstandard Deutsch. Die Bairische Sprache hat aber auch Dialekte. Herzliche Grüße, Josef

  2. Beim Bräuwirt z‘Miaschboch hob i vor siemahoib Johr an Miaschbecka g‘heirat … aber den Buglwirt kenn i no ned, da muss i a moi hi 👍

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