Hofbräuhaus Homeoffice

Hofbräuhaus-Homeoffice

Ursprünge und Hintergründe

Wer kennt noch nicht das HHO? Auf dem Weg weltberühmt zu werden, musste ich diese Frage formulieren. Sie ist ein wenig angelehnt an den Textanfang des Isarmärchen von Josef Prell für seine Tochter Bally: Wer kennt sie nicht, die schöne Stadt?

Ursprung der Anfangsfrage ist meine Antwort Ende März 2020 auf die wahrscheinlich frühe Coronakrise. Es gibt viele kreative Aktionen. Meine ist natürlich das Schreiben für Tivolifoto München – unter anderem weil aushäusiges Fotografieren im gewohnten Lebensfeld gegenwärtig nicht möglich ist.

Angefangen hatte das HHO mit einer E-Mail vom Josef Zapf. Er schrieb, nicht zu wissen, wo er den Josefitag feiern soll. Das brachte mich auf die Idee mit der Josefifeier 2020 im Internet. Dann kam eine weitere E-Mail vom Volkstanz-Toni aus dem Bayerischen Wald. Als Computerexperte hatte er seiner Schwester einen Arbeitsplatz für Homeoffice eingerichtet.

Feierort und Thema der Arbeiten für Tivolifoto sind seit 2017 vorwiegend das Hofbräuhaus. Ich habe zwingend erkannt: Wenn das nicht mehr geht, dann brauche ich auch ein Homeoffice.

Bezeichnung und Bedenken

So ist das HHO entstanden. Weil mir bislang kein HHO bekannt war, rechtfertigt sich der Zusatz „erstes“. Damit das „erste“ nicht so allein dasteht habe ihm die Bezeichnung „offiziell“ gegönnt. In strenger Abgrenzung zu Nachahmern erhebe ich mein HHO zu einer offiziellen, staatlichen Dienststelle. Schließlich gehört das Hofbräuhaus dem Freistaat Bayern, und ich bin Staatsdiener. Ich handle somit im amtlichen Auftrag und habe daher eine besondere Glaubwürdigkeit. Wenn ich etwas schreibe, dann ist es praktisch eine offizielle Verlautbarung.

Meine Schreiberei hat aber auch den Charakter eines Angebots. Deshalb kamen mir Bedenken, ob nicht der Begriff Homeservice geeigneter als das Homeoffice wäre: HHS statt HHO? Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte, fiel es mir unangenehm auf, dass beide Bezeichnungen Anglizismen sind. So war der Heimdienst geboren. Das hört und liest sich jedoch fürchterlich altmodisch. Da wäre Daheimdienst schon besser. Mein Da-heimdienst soll sich nicht als Ge-heimdienst verstecken, sondern sich öffentlich in der Altbayerischen Onlineschau anbieten. Das brachte mich auf den Dahoamdienst. Leider ist dieser nicht möglich, weil HDD schon an die Computerfestplatten vergeben ist.

Jetzt müssen alle zugeben, dass das eben Gelesene etwas verwirrend war. Deshalb gab ich das Hinum-Herum-Denken auf und blieb bei HHO. Neue Abkürzungen einzuführen, erfordert natürlich große Sorgfalt und Verantwortung. So kamen mir Bedenken bei der Aussprache: Ha Ha Oh. Das hört sich ja an, als ob jemand über etwas lacht und sich hinterher wundert. Schnell hatte ich aber erkannt, dieses genau zu beabsichtigen. Ich muss also die Abkürzung HHO – zusätzlich zu beispielsweise HNO, WHO und H2O – weltweit bekannt machen.

Weitere Bedenken kamen mir mit dem Markennamen Hofbräuhaus. Ich will aber nichts verkaufen oder in irgendeiner Form Geld verdienen. Und das wird doch wohl mit meinem Homeoffice erlaubt sein. Nicht zuletzt gebietet mir der Ernst der Lage den Humor und die Gaudi.

Voller Stolz gebe ich deshalb insgesamt und hiermit die Gründung des Ersten offiziellen Hofbräuhaus-Homeoffice bekannt. Ich verzichte in der Abkürzung auf den ersten und zweiten Wortanfang, um nicht mit der Sprechweise Eh OH Ha Ha Oh in den Ruf der Lächerlichkeit zu kommen. Die Anglizismen sind mir mittlerweile auch wurscht geworden – also ab in die Wurst damit. Zusätze wie Original oder München erübrigen sich durch die Einbindung des HHO in das Gesamtangebot.

Gestaltung und Tipps

Seit der Bekanntgabe der Einrichtung des ersten offiziellen HHO bekomme ich schon E-Mail-Werbung, z. B. „Lieber Josef, plötzlich Homeoffice – und jetzt? Bei uns erfährst du, worauf es beim Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden ankommt, wie du mit Kolleginnen und Kollegen in Kontakt bleibst und nach Feierabend gut abschaltest. Herzliche Grüße dein REWE Team“.

Liebes REWE Team, jetzt klaue ich Euch die zehn Tipps und versuche meinen mehr oder weniger launischen Senf dazuzugeben. Eure Tipps sind Empfehlungen. Mein Senf ist nur eine würzige Zutat und nicht zur Nachahmung empfohlen. Den Origninaltext von REWE kann man mit dem Link in diesem Satz vergleichen.

1. Arbeitsplatz einrichten

Ein separates Arbeitszimmer habe ich schon seit dem Einzug in meine Dachkammer am Tivoli im Jahr 2004. Die damalige Bezeichnung war Computerstüberl in Anlehnung an das frühere Cowboystüberl im Lehel, welches ein Nachfolger des ehemaligen Wirtshauses Hammerschmiede war. Mein Schreibtisch ist zum Computertisch umfunktioniert worden. Beim Arbeiten achte ich darauf, dass Unnötiges auf dem Tisch bleibt, damit ich viele Anregungen bekomme. Wegen des Stüberlsterbens halte ich Hofbräuhaus-Homeoffice für eine bessere Bezeichnung als Computerstüberl. Es hört sich gescheiter an und liest sich moderner.

2. Unnötiges aus dem Weg räumen

Ein privates Smartphone brauche ich nicht aus dem Weg räumen, weil ich keines besitze und dieses nicht vorhandene Teufelszeug somit nicht für das HHO nutzen kann. Telefonate führe ich nur, wenn es nicht anders geht. Deshalb werde ich auch nicht unnötig abgelenkt. Statt 100 Mal am Tag auf das Handy schauen, genieße ich meine Freiheit.

3. Nicht zu lange trödeln

Kaffee vertrage ich nur nach dem Aufstehen in milder Form, und ins Bett lege ich mich zwischendurch mehrmals. Das hat nichts mit der Verlockung oder mit dem Arbeitsstart Hinauszuzögern zu tun, sondern ganz einfach mit der Augenpflege wegen der Bildschirmarbeit und der Entspannung nach dem Sitzen. Weiterer Grund ist sinnvolle und anregende Buchlektüre anstelle von dämlichen Internetvideos. Die Uhrzeiten für den Anfang oder das Ende der Arbeiten entsprechen meiner Befindlichkeit sowie dem Motivationsdrang und Freiheitsbedürfnis.

4. Kaffeepausen mit Kollegen weiter pflegen

Den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen in den Pausen halte ich mit E-Mail und Kommentaren zu Internetangeboten. Eine Videokonferenz mit mehreren Teammitgliedern ist leider nicht möglich, weil ich nur mit Bademantel und häuslicher Körperpflege vor dem Bildschirm sitze.

5. Arbeitsplatz ergonomisch einrichten

Für die Sitzhaltung nutze ich ein Geodreieck, um ständig den 90-Grad-Winkel für Ober- und Unterschenkel sowie Ober- und Unterarme zu messen und einzuhalten. Handflächen und Ellenbogen befinden sich nicht auf einer Ebene mit Tastatur und Maus, sondern genießen die Freiheit der Bewegung – ebenso wie die Füße, der Kopf und die Augen. Somit beuge ich Rückenschmerzen ausreichend vor.

6. Bewegte Pausen einbauen

Bewegung habe ich durch den Gang zum Kühlschrank reichlich. Was ich dort hole, ist ein großes Geheimnis. Ich gebe aber zu, dass aus dem HHO gelegentlich ein AHO wird, wobei sich das A auf eine beliebte Münchner Flüssigkeit bezieht. Diese Form der Bewegung und die Ergreifung der AHO-F sind in meinem Homeoffice extrem wichtig, weil mir der Weg zum Hofbräuhaus und zurück fehlt. Die Alternative vom Achim darf ich natürlich nicht verschweigen. Er hat eine große Wohnung und stellt in jedes Zimmer zwoa Flaschl A, um eine Wirtshaustour machen zu können.

Gelegentlich gehe ich den inhäusigen Weg zum Briefkasten, Müllstüberl und Wäscheraum. In der Wohnung mache ich zwischendurch Bewegungsübungen mit Fotografieren aus dem Fenster oder vom Balkon. Das Aufstehen zur Öffnung des HHO-Fensters ist leider nicht immer möglich, weil der Nachbar unter meiner Dachkammer raucht und seine Wohnung parfümiert. Außerdem will ich mir in Coronazeiten keine zugbedingte Erkältung holen.

Nach den Geschäften im Rückgabestüberl ist höchste Sparsamkeit mit dem Papier geboten. Auf bewegte Pausen mit Radeln im Englischen Garten verzichte ich, um mich nicht über die Dummheit von Mitmenschen ärgern zu müssen. Da erscheint mir derzeit der Heimtrainer sinnvoller. Selbstverständlich ist das Wohnungsradl eigentlich ein Fitnessbike und gehört natürlich zum Homeoffice dazu.

7. Mittagspause fest einplanen

Gottseidank verlangt mein Arbeitgeber keine gesetzlich vorgeschriebenen Pausen von mir. Energiereserven tanke ich, wann mir die Erholung passt. Für Arbeitsgeschwindigkeit und Arbeitsdauer brauche ich mir nichts vorschreiben zu lassen. Schnell durcharbeiten, um früher aufzuhören, gibt es nicht.

8. Mittagessen gut organisieren

Meine Nahrungsaufnahme entspricht dem Freiheitsdrang. Da muss ich nichts organisieren oder planen. Gänzlich überflüssig sind Portionen Vorzukochen oder 10-Minuten-Rezepte. Ich brauche kein fertiges Mittagessen für den nächsten Tag oder keine spontane Kocherei.

9. Feierabend ist Feierabend

Wichtiger als der Arbeitstag ist für mich die Arbeitsnacht. Das Abschalten des Computers und gar des Hirns ist im HHO nicht notwendig. Arbeitsunterlagen dürfen auf dem Computertisch bleiben. Verlassen und Absperren des Arbeitsraums bis zu den nächsten Großtaten braucht es nicht, weil sich das Erholungs- und Schlafbedürfnis sehr unterschiedlich einstellt. Feierabend in Form von Fernsehkonsum am Computerbildschirm ist sehr schlaffördernd.

10. Gönn dir etwas Leckeres

Zum wohl verdienten Abendessen verwende ich nur die köstlichen REWE-Feierabend-Gerichte – schon aus Dank für die vielen Anregungen zu diesem Text. Gerne lasse ich so den Homeoffice-Tag ausklingen. Bei diesem Tipp ist aber nicht berücksichtigt worden, dass lecker in Bayern als Unwort gilt. Bei uns sagt man beispielsweise guad oder gschmackig. Lecker löst bei mir einen Würgereiz aus, den ich überhaupt nicht brauchen kann. Außerdem hören mein Lernen und Arbeiten im HHO nie auf.

Andere Homeoffice-Tipps im Internet

Die Menge solcher Empfehlungen ist nicht überschaubar, weil Möglichkeiten und Bedingungen vielfältig sind. Aktuelle Tipps in der Coronakrise finden sich ebenfalls zahlreich. Ich bleibe bei REWE, weil ich mit dem Text und dem Link auf diese zehn Tipps tatsächlich angeschrieben worden bin und weil Beschränkung auch eine Kunst ist. Und bestimmt haben ohnehin alle voneinander abgeschrieben – so wie ich auch.

Unterhaltungs- und Schreibangebote

Ich betreibe mit Tivolifoto München ein Unterhaltungsangebot im Internet. Damit können nur kleine Personenkreise mit E-Mail, WordPress, Facebook und Twitter erreicht werden. Normalerweise lege ich keinen großen Wert auf die Verbreitung der Beiträge. Mittel und Wege für eine Vergrößerung der Reichweite sind mir bekannt. Ich will sie aber wegen Bedenken über Aufdringlichkeiten und Massenanpassungen nicht nutzen. Außerdem möchte ich nicht verdächtigt werden, Verkaufen, Geldverdienen oder Beeinflussen zu beabsichtigen. Sogenannte Influencer sind mir zuwider. Heimatpflege gefällt mir trotz der altmodischen Anmutung besser.

Das Coronavirus verändert meine bisherige Einstellung, weil ich daheimbleiben muss und als Herdentier ein Kommunikationsbedürfnis habe. Deshalb lade ich ganz einfach zu privaten E-Mails und öffentlichen Kommentaren für diesem Beitrag ein – auch wenn er in großen Teilen ein Schmarrn oder eine Gaudi ist. Jüngere die trotz der Krise weiterarbeiten müssen, haben natürlich schreibfrei – so wie alle, die in systemrelevanten Bereichen arbeiten und höchstes Lob verdienen.

Mein Kontaktumfeld befindet sich überwiegend in der dritten Lebensphase. Für alle gilt: Das Kontaktverbot ist kein Schreibverbot, weil Schreiben Kontakt ermöglicht und schließlich gelernt worden ist. Angst vor Schreibfehlern und vor Schreibanstrengung braucht angesichts der Krisenlage niemand zu haben. Natürlich kann man auch telefonieren. Schreiben ist mir aber wegen negativer Erfahrungen mit dem Telefon lieber und ermöglicht viele Freiheiten.

Umfangreiche Texte sind nicht notwendig. Zum schriftlichen Kontakt reichen kurze Mitteilungen, Befindlichkeitsfragen, Wünsche oder Grüße. Schreiben ist meine Handlung geworden, auf jemanden oder etwas irgendwie zu reagieren. Ist das nicht ein herrlich nichtssagender Satz? Ich könnte auch schreiben: … mit Angelegenheiten umzugehen, die mich auf einmal in irgendeiner Form betreffen oder zu denen ich irgendwie Stellung nehmen will. Dieses Virus ist so ein Sachverhalt, und meine gegenwärtige Reaktion ist dieser Text, der nur unterhalten soll – mich und die Gäste von Tivolifoto.

Möglichkeiten

Ich verstehe und akzeptiere selbstverständlich, wenn jemand andere Wege des Kontakts geht, z. B. mit dem Telefon oder mit dem direkten Austausch von wichtigen Themen.

Außerdem muss ich natürlich bei allen Betroffenen mit einem alten oder aktuell bedingten Arbeitsplatz im Homeoffice um Nachsicht bitten. Ich gebe zu, dass mein HHO etwas ungewöhnlich ist. Wenn es mir aber gelungen ist, jemanden in dieser schwierigen Zeit zum Lachen oder wenigsten zum Schmunzeln zu bringen, dann ist dieser Beitrag sinnvoll gewesen.

Wichtige Schreibinhalte

  • Bitten: daheim bleiben
  • Wünschen: gesund bleiben, Erfolg haben, z. B. mit dem HHO
  • Grüßen: z. B. viel, lieb, freundlich, herzlich, hochachtungsvoll
  • Helfen: auch, wenn es nur mit so einer kleinen Gaudi ist
  • Verschieben: in der bayerischen Heimat einkaufen und reisen
  • Zusammenhalten: das persönliche Lebensumfeld und die bayerische Heimat stärken
  • Danken: allen, die gegenwärtig ihr Heimatland am Laufen halten, besonders unser schönes Bayernland

Blick in die HHO-Glaskugel

Wenn jemand etwas zur Glaskugel schreibt, dann gibt es immer welche, die anderer Meinung sind. Keiner weiß, was die Zukunft bringt. Glauben kann man beispielsweise im Sinne des Betens, des Vermutens oder der Zukunftsforschung. Einen meisterlichen Text zu Letzterem hat Matthias Horx geschrieben: https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona.

Nachtrag am 21. April 2020

Aus dem Office Dahoam in Ramersdorf, ursprünglich benannt als MHO, erreicht mich die Nachricht, dass mein HHO-Beitrag mit großem Vergnügen gelesen worden ist. Im E-Mail-Anhang befindet sich “eine akustische Kleinigkeit zwecks zusätzlicher Aufmunterung … und eventuell Be-und-Anreicherung Deines HOO … Die Melodie ist nicht nur eigenhändig … abgespielt, sondern auch selbst aufgenommen worden und sollte somit virenfrei sein, jedenfalls ohne Corona.” So eine Gaudi muss ich natürlich zum HHO nachtragen.

Herzlichen Dank, lieber Helmut,
ich werde immer dazu singen: “In München steht ein He Ho Oh.”

Nachtrag am 25. September 2020

Homeoffice ist natürlich ein Anglizismus, und gehört somit zu Wörtern, die ich eigentlich vermeiden will. Ein angemessenes deutschsprachiges Wort wäre Heimbüro. Schon sind wir aber bei einer neuen Gaudi.

Englische Muttersprachler verstehen unter Homeoffice nur ein Innenministerium.

Sepp Obermeier, der Vorsitzende des Bundes Bairische Sprache, erklärt Homeoffice zu seinem Lieblingsanglizismus und meint, dass wir mit dieser Wortverwendung müde belächelt werden.

5 Kommentare

  1. Ein schon länger bestehendes CHO hat mich heute angeschrieben. Hoffentlich lässt sich diese erfreuliche Geschäftsbeziehung mit baldigen Treffen bei den Festgästen ausbauen.

  2. Vor etwa einer Stunde hat mich die erfreuliche Nachricht erreicht, dass es in Ismaning zu einem SHO-Partnerbetrieb gekommen ist. Das HHO wartet auf die erste Mitteilung, um sie zu verteilen.

  3. Mit Freude und Verständnis gebe ich hiermit bekannt, dass in München-Ramersdorf das erste MHO gegründet worden ist, welches meine Tipps zur inneren Erbauung wiederholt lesen wird.

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