Zuageh duads wia im Hofbräuhaus

Irgendwann 2019 übergab ich Stefan das neue Monatsprogramm aus dem Reservierungsbüro für die Musik in der Schwemme. Wir bemerkten den ungewöhnlichen Titel „Festkapellen im Hofbräuhaus“. Unsere gemeinsame Erkenntnis war, wenn Musikanten als Festkapellen benannt werden, dann sind wir sicherlich Festgäste. Zudem stellten wir fest, uns ausschließlich im hohen Teil der Schwemme aufzuhalten. Stefan erkannte sofort, dass man bei der Hohen Schwemme die Großschreibung verwenden müsste, um sich von irgendetwas Niederem abzugrenzen. So ist der neue Titel „Festgäste in der Hohen Schwemme“ entstanden.

Dann brachte mich Hans auf eine Idee. „Do geht’s ja zua wia im Hofbräuhaus“, hatte er gerufen, als er sich wieder einmal über die Zustände an Nachbartischen und in der gesamten Schwemme wunderte. Eifrig nahm ich mein Notizbuch aus der Fototasche und notierte mir diese sinnen- und ereignisfreudige Erkenntnis, wobei ich sie ein wenig umstellte. Stefan war sofort mit dem „Zuageh duads“ einverstanden.

„Zuageh“ hat natürlich mit dem Wort „zugehen“ im Sinne der Annäherung nichts zu tun. Gemeint ist nämlich, dass irgendwo sakrisch viel los ist. Und das kann man doch wohl von der Schwemme des Hofbräuhauses mit gelegentlich trubelhafter Füllung behaupten. Mir ist das „Zuageh“ als Teil der Baierischen Sprache seit der Kindheit bekannt, z. B. im Heimatdorf mit Verhältnissen in Beziehungen, Räumen oder Höfen. Positiv humorvolle oder negativ kritische Zusammenhänge konnten gemeint sein.

Eigentlich ist dieser Ausdruck nichtssagend, weil es ja überall irgendwie zuageh duad. Der Titel erlaubt jedoch einen mehrfachen Themen- und Inhaltswechsel. Zuerst wollte ich eine Verbindung von Festgästen und Personal zeigen, dann kam Stefans Geburtstag dazu, und ich verschob die Personalfotos in ein eigenes Projekt. Mein „Zuageh duads“ soll sich also bei Personal, Musikanten und Touristen auf wenige beschränken. Ich möchte vorwiegend mir bekannte Gäste in der Schwemme zeigen. Trotzdem soll aber ein lebensfreudiges Miteinander aller Anwesenden ausdrückt werden.

Außerdem hat man auch im Niederbayern der 1960er Jahre die Verhältnisse in der Großstadt so bezeichnet, z. B. am Münchner Karlsplatz oder Stachus. „Da geht’s ja zu wie am Stachus!“ war nicht nur Münchner Redewendung, sondern in ganz Bayern bekannt. Der Stachus war damals als Generalknoten der verkehrsreichste Platz Europas. Darüber hinaus wurde in manchen bayerischen Gemeinden der jeweils belebteste oder vielbefahrenste Platz scherzhaft „Stachus“ genannt. Wenn einer einem versehentlich auf die Füße trat, dann hieß es „Nächst´ mal steigst am Stachus um“.

Wie es heute im Hofbräuhaus zugeht, erlebt man am besten selbst mit einem Besuch vor Ort. Die zweitbeste Möglichkeit ist, meine Fotostrecken, Fotobücher und Fotoalben anzuschauen. Ein einmaliger Besuch vermittelt nur einen Eindruck, ich habe jedoch bei vielen Gelegenheiten Fotos gesammelt.

Bestimmte Sachverhalte kann man aber nicht fotografieren, z. B. den Wohlgeschmack von Essen und Trinken, die Annehmlichkeit von Tischgesellschaften und Gesprächen, die Qualität und heimatliche Passung der Musik, die Überforderung mancher Touristen mit der freien Platzwahl. Einige Gäste haben sich schon über freie Plätze gefreut, sind aber dann bald wieder gegangen, weil sie bei Hochbetrieb zu lange auf das Bedienungspersonal warten mussten.

Einheimische trifft man nur wenig. Touristen finden im Hofbräuhaus wie überall auf der Welt nicht das, was sie eigentlich suchen. Folglich begegnen sich Touristen eher untereinander oder versinken gleich in die Einsamkeit der Handynutzung. Gelegentlich ärgere ich mich über Touristen, weil sie altbayerische Wirtshauskultur für eine Form der Abartigkeiten des Oktoberfests halten. Dann zeigen sie Verhaltensweisen, die sie sich zuhause nicht trauen würden oder erlauben dürften, z. B. Geschrei, Auf-Bänke-steigen oder Maßkrugklopfen. Der Sicherheitsdienst unterbindet dies zuverlässig so wie Überfüllung und andere Übertreibungen. Meist wird nicht im Übermaß getrunken. Einige Touristen neigen aber dazu, sich zu überschätzen oder mit Schnapsrunden zu protzen. Tischsitten beim Essen erlebt man als sehr unterschiedlich und bisweilen katastrophal. Speisen werden auswärts vorgefertigt, dann angeliefert und vor Ort aufgewärmt und dekoriert.

Anderseits erlebe ich eine hervorragende, traditionelle musikalische Unterhaltung. Leider wird dies von Touristen häufig nicht erkannt und von Einheimischen zu wenig geschätzt. Das Hofbräubier ist für mich ein Genuss. Ich halte es für das beste Münchner Bier wegen des vollmundigen, eher herben Geschmacks und der gekonnten Bierpflege. Was ich zum Essen bestelle, schmeckt mir. Mit dem Personal bin ich zufrieden. Die Tischgesellschaft ist in der Regel freundlich, unterhaltsam und wohlwollend.

„Fia mi geht’s im Hofbräuhaus goa ned so zua, wia d’Leit oiwei moanan. Mia ham oba oft a Gaudi, und schee is scho, wenn’s g’scheit zuageh duad.”

Nach dem 2017er Fotobuch „Zamkemma in da Schwemm“ verriet ich Stefan meine Idee für einen neuen Hofbräuhaustitel „Nomoi Zamkemma“. Er meinte nur, dass ich dann den dritten Teil „Scho wieda Zamkemma“ nennen könnte. Es hatte ihm also gefallen. Der Titel eines neuen Projekts war geboren. Karl May hatte für den Winnetou auch mehrere Teile gebraucht. Heutige Unterhaltungsmedien nutzen die Wiederholung von Titeln ebenfalls. Mein Anspruch war natürlich, mit einem neuen Fotobuch auch neue Motive präsentieren zu können. Gesammelt hatte ich viel. Im Jahr 2018 passte das „Nomoi Zamkemma“ für die Auswahl meiner Gästefotos in der Schwemme. Bis zum Jahresende hatte ich aber keinen richtigen Einstieg gefunden und beschloss einfach meine sämtlichen Hofbräuhausfotos mit Fotoalben ohne Auswahl, Schnitt und Text im Internet herzuzeigen.

Link für den freien Download des Artikels als PDF-Fotobuch
Link für Buchansicht oder Nachbestellung bei fotobuch.de
Zuageh duads wia im Hofbräuhaus
Geburtstagsgäste an den Tischen 49 und 50 in der hohen Schwemme

Stefan Sers feiert seinen 40. Geburtstag
Zuageh duads wia im Hofbräuhaus: Stefan Sers hat zu seinem 40. Geburtstag in die Schwemme eingeladen.

Anzapfen mit der Hand
Das Anzapfen des Fassls ist natürlich hervorragend geglückt. Schließlich hat es ein Schäffler mit der Hand gemacht.

Stammgastkrüge warten mit geöffneten Zinndeckeln
Geburtstagsgäste mit Stammgastkrug warten mit geöffneten Zinndeckeln, bis sich das Bier im Fassl beruhigt hat.

Brotzeitbrettl und Selbstgemachtes
Brotzeitbrettl werden auf die Tische gestellt. Weibliche Gäste bringen Selbstgemachtes mit, z. B. Salate, Brote, Kuchen.

Brotzeitbrettl im Hofbräuhaus
Mit Brotzeitbrettl im Hofbräuhaus kann man nichts falsch machen. Sie sind reichlich belegt und schmecken gut.

Eintreffen und gratulieren
Neue Gäste mit weiter Anfahrt treffen ein. Kellner und Oberkellner schauen zum Gratulieren vorbei.

Tischgesellschaft
Tisch 49 und Musikantenbühne am Durchgang von der hohen zur niederen Schwemme

Tanngrindler Musikanten
Festkapelle des Abends und somit der Geburtstagsfeier sind die hervorragenden Tanngrindler Musikanten.

Dr. Frieder Roßkopf

Dr. Frieder Roßkopf
Dr. Frieder Roßkopf mit meisterlichem Tenorhornspiel und Gesang sowie mit gutem Stehvermögen auf Bierbänken

Steffi Kögel, Tanngrindler

Steffi Kögel, Tanngrindler
Steffi Kögel freut sich über die Musikanten am Tisch. Selbstverständlich werden sie mit dem Handy festgehalten.

Leonora, Stefan und Inga
Oben: Leonora, Stefan und Inga applaudieren. Unten: Stefan prostet nach dem musikalischen Geburtstagsgruß.

Dank und Abschied
Jetzt dankt Stefan den Musikanten und den Gästen. Die Ersten müssen sich schon verabschieden und danken ihm.

Renate, die Faschingsbavaria, und noch eine Göttin
Themenwechsel: Stefan mit Alexandra, der Faschingsbavaria, und noch einer Göttin bei Fotos für Touristen und mich.

Stille Besinnung und inbrünstige Gesänge
Dem Land Tirol die Treue halten, kann man mit stiller Besinnung, aber auch mit inbrünstigen Gesängen.

Stammtisch Dreierschlog der Münchner Schäffler

Stammtisch Dreierschlog der Münchner Schäffler
Stammtischgäste Dreierschlog sind Münchner Schäffler und feiern am 16.3.2019 ihr neues Schild in der Schwemme.

Wolfgang Steppes

Wolfgang Steppes
Wolfgang ist beim Fachverein der Schäffler München und zeigt gern sein Gwand vor oder nach Veranstaltungen.

Wolfgang Steppes

Wolfgang Steppes
Nach meiner Vorschau-E-Mail bemerkt er humorvoll, mit Bildbearbeitung noch besser als in natura auszuschauen.

Heiteres Hüteraten

Heiteres Hüteraten
Themenwechsel: Wer alle Stammgäste fehlerfrei aufsagen kann, darf einmal auf der Wiesn ein Brauereipferd streicheln.

Metzger Michi
Fotos vom Metzger Michi ohne Hut haben Seltenheitswert. Hier geht es aber ums Herzeigen und die Bayernhymne.

Nick, Truderinger Rudi und Bayernhymne
Auch Nick und der Truderinger Rudi zeigen sich bei der offiziellen Hymne des Freistaats Bayern ohne Hut.

Freisinger Willi und ganz Texas
Zu später Stunde holt der Freisinger Willi ganz Texas an den Tisch. Der Schnupftabak vom Stefan wird probiert.

Franz und sei Schmei
Mit dem Franz und seim Schmei wird das Schnupfen zur Gaudi für junge Damen aus Japan und Russland.

Klement lässt schnupfen
Manchmal kommen Damen sogar von anderen Tischen zum Schnupfen. Dem Klement ist das recht. Leonora klatscht.

Obacht auf de Augnglasl!
Rotraud und die Touristin haben sich so gut verstanden, dass ich sie um ein Busserl fürs Album bitten musste.

Freisinger Willi

Kellnerin Claudia, Aubinger Hans oder Maratonga-Hansi
Der Freisinger Willi ist in seinem Element. Das gefällt der Kellnerin Claudia und dem Aubinger Hans (Maratonga-Hansi).

Josef Zapf und Hanse Schoierer
Josef Zapf und Hanse Schoierer langen sich ans Hirn, weil es das Haberfeldtreiben schon wieder braucht hat.

Josef Zapf, Toni Weber, Herbert Gretschmann
Beim Volkstanz-Toni und dem Herbert war es nicht notwendig. Zapf Josef ist neuerdings gerne inkognito unterwegs.

Monika, Helmut, Inga, Stefan und Toni

Monika, Helmut, Inga, Stefan und Toni
Monika, Helmut, Inga, Stefan und Toni kommen nach dem Volkstanzkurs für den Kathreintanz im Erkerzimmer.

Connie und Toni, Maria und Franz
Connie und Toni waren auch beim Kurs. Maria und Franz sind das fleißigste Tanzpaar in der Schwemme.

Wilder Tanz
Manche Herren sind gefragte Tänzer. Diese jungen Damen wollen sich aber etwas schneller und wilder bewegen.

Volker Petersen aus Büsum
Maria ist Waidlerin und tanzt mit dem zeitweilig einbezogenen Stammtischpreußen, Volker Petersen aus Meldorf.

Irmgard und Valentin
Irmgard und Valentin sind Waidlerin und Steirer, die immer dienstags beim Königlich-bairischen Stammtisch tanzen.

Willi und Wolfgang
Willi und Wolfgang bekommen eine Anlehnung aus Amerika. Ausbildung und Dienst bei der Army sind klar erkennbar.

David, Andi, Radl-Wolfi, Augsburger-Günther, Metzger-Michi und Helmut
Zuageh duads ganz gelassen mit David, Andi, Radl-Wolfi, Augsburger-Günther, Metzger-Michi und Helmut.

Ursula aus Argentinien
Ursula aus Argentinien ist wie ein Wirbelwind, hat deutsche Wurzeln und immer ein Lächeln im Gesicht.

Chitomi Takaki aus Japan
Stefan und ich bezeichnen diesen liebenswerten Gast nachträglich immer als Suzuki, weil Gesellschaft und Gaudi mit Chitomi Takaki von besonderer Lebensfreude und Geschwindigkeit geprägt waren. Herzliche Grüße nach Japan

Internetgruppe Hirschlederne & Dirndlgwand
Das ist kein klassischer Stammtisch. Hier treffen sich Trachtler aus der Internetgruppe Hirschlederne & Dirndlgwand.

Loisachthaler Stamm
Mitglieder des Isargaus vom Loisachthaler Stamm stärken sich nach der Begrüßung des britischen Thronfolgers.

Ehrenkompanie der Bayerischen Gebirgsschützen

Ehrenkompanie der Bayerischen Gebirgsschützen
Nach dem Staatsbesuch kommt auch eine Ehrenkompanie der Bayerischen Gebirgsschützen in die Schwemme.

Herrenrunde mit Dachauer Tracht

Herrenrunde mit Dachauer Tracht
Diese Herrenrunde mit Dachauer Tracht besucht das Hofbräuhaus nicht als Verein, sondern wegen der Geselligkeit.

Manfred Klein

Manfred Klein
Der Dachauer Manfred Klein ist bei Gaudi, besonders mit Witzen, Gesängen und Löffeln, ein großer Könner.

Sepp, Elfriede †, Erwin, Wetterfrosch †, Gilchingerhans †, Kurt, Martin
Zeitreise ins Jahr 2001: Sepp, Elfriede †, Erwin, Wetterfrosch †, Gilchingerhans †, Kurt und unverkennbar Martin

Speck Erwin, Waidler
Erwin ist Waidler, Jahrgang 1931. Er hält sich mit Singen, Stockschießen, Schwammerln und Stammtischbesuchen jung.

Renate nach Kunstausstellungen
Renate besucht häufig Eröffnungen von Kunstausstellungen. In die Schwemme kommt sie meist erst nach 22:00 Uhr.

Philomena † tanzte den Boarischen
Philomena † kam nach der täglichen Dommesse. Sie tanzte den Boarischen gerne Solo und mit Touristinnen.

Maria, Martin, Benno
Überneunzigjährige sind seit vielen Jahren gern gesehene Gäste in der Schwemme, z. B. Maria, Martin und Benno.

Stamm 100 Tisch
Am „Stamm 100 Tisch“ in der niederen Schwemme sitzen sie nicht, aber ausschauen wie solche, tun sie schon.

Freundeskreis der Rouda Blechblosn
Bei soviel Alter darf man nicht übersehen, dass die Mehrzahl der Gäste jung ist.

Rouda Blechblosn und Freunde

2 Kommentare

    • Danke liebe Ute, Du bringst es auf den Punkt. Nett ist das „däd“ aus Deiner Heimat. Im Bairischen würde man „dad“ oder „dadat“ sagen. Herzliche Grüße und beste Neujahrswünsche, Josef

Schreibe eine Antwort zu ute42Antwort abbrechen

Entdecke mehr von Tivolifoto München

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen