An jedem Eck a Gaudi

Sehen Sie die drei Ecken auf der Titelseite? Die Dame und die beiden Herren mögen mir bitte die kleine Gaudi verzeihen. Sie schauen gerade nicht so drein, als wäre an jedem Eck a Gaudi. Ratschkathl Elise Aulinger blickt in ihrer Erzählposition wie immer gleich. Ein Herr wird gleich ansagen, der andere wird angesagt. Da muss man sich doch konzentrieren, und Humor ist ja auch harte Arbeit. Bei den Herren veränderte sich der Blick schnell wieder. In diesem Moment könnte man aber formulieren, dass es sich um das psychophysische Nullniveau handelt. In Niederbayern heißt so ein leerer Blick einfach Goasgschau. Das im besten Sinne münchnerische Fest war aber eine Gaudi.

Am Freitag den 3. August 2012 von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr wurde das 2. Brunnenfest am Viktualienmarkt bei normalem Marktbetrieb und ohne Verstärkeranlagen veranstaltet. Bedenkt man aktuelle technische und wirtschaftliche Möglichkeiten, dann war das Fest ein Rückschritt. Wo kommen wir denn hin, wenn es nicht mehr ums Geldverdienen geht? Da bieten Künstler eine Gaudi an und verzichten auf Gage. Da kann doch etwas nicht stimmen. Diesen Hintergrund versuchte ich mit meinen Fotos herauszufinden. Über die Fotoauswahl und Anordnung kann man geteilter Meinung sein, aber eine Erkenntnis muss ich hier festhalten. Die Künstler und die Veranstalter können sich über ihr Angebot freuen, denn sie wollen dabei sein, wenn es um Münchner Lebensgefühl und Tradition geht. Den vielen einheimischen und internationalen Gästen gefällt das.

Man erlebte Künstler, Musikanten, Volkssänger, Volksschauspieler und Kostümgruppen wie Bavarianmane, Berglieder Stammtisch, Bettina von Haken, Businenbläser, Couplet AG, Dachauer Moosxangl, De Zuaweziaga, Die Brodler, Die Dreiviertler, Dimitra Papadopoulou, Dreiklangseeligkeit, Edeltraud Rey, Ensemble Bavaria, Erdäpfekraut, Feldmochinger Zwoagsang, Gabi Lodermeier, Gerd Acktun, Gigi Pfundmair & Die Kemshof Musikanten, GläD / Burzbichler Quintett, GläD / Die Hagn Madl, Hansi Kraus, Helga Lauterbach, Isar Mafia, Johanna Wolff von Schutter, Knöpf & Soatn, Kostümkram-Forum, Lerchenauer Tanzlmusi, Magnus Kaindl, Markus Feiersinger, Mia Sans, Moses Wolff & Freunde, Nico Sücker, Niederbayerischer Musikantenstammtisch, Maria Peschek, Peter Böhme, Peter Reichert, Primatonnen, Roggensteiner Bänkelsänger, Roland Hefter, Sängerkreis Ottobrunn, Schöne Münchnerin, Sissis Erben, Tanz durch die Jahrhunderte, Thomas Höhenleitner, Vorstadthochzeit anno 1905, Veronika von Quast, Wolfgang Löscher, Wuiderer Musi Karlsfeld. Ich zeige diesen Überblick nach brunnenfestviktualienmarkt.de, einer Intenetseite von Petra Perle.

Welche Personen zu welchem Zeitpunkt an welchem Brunnen auftraten, war während des Marktbetriebs gar nicht so wichtig. Viele der fast 200 Künstlerinnen und Künstler waren schon beim 1. Brunnenfest dabei und meldeten sich wahrscheinlich über das Internet selbst an. Als Gast hatte man keine Informationen, wer wann und wo spielte. Die kleinen Bühnen waren an den Brunnen von Elise Aulinger, Ida Schumacher, Karl Valentin, Liesl Karlstadt und Roider Jackl. Der Weiß-Ferdl-Brunnen wurde nicht bespielt, weil er mitten im Biergarten steht, ebenso der Brunnen am Müllhäusl, weil er nicht zu den Volkssängern gehört. Trotzdem waren auch diese Brunnen mit Blumen geschmückt.

Ich drehte meine Runden um die fünf Spielstätten und sammelte fast 600 Fotos, 148 davon zeige ich hier. Zwischendurch traf ich einige Bekannte und hatte kurze Gespräche. Dann genoss ich im Bratwurstherzl am Dreifaltigkeitsplatz Acht mit Kraut. Ich bestelle immer diese Portion, weil ich dort vor Jahren von einem Kellner belehrt wurde, dass sich Sechs mit Kraut unanständig anhört.

Frisch gestärkt ging ich wieder zum Aulinger-Brunnen, als gerade Peter Böhme auftrat. Er begrüßte von der Bühne ins Publikum Peter Reichert, den Festwirt des Musikanten- und Volkssängerzelts Zur Schönheitskönigin auf der Oidn Wiesn 2011. Ich freute mich Herrn Reichert zu treffen, stellte mich vor und konnte ihm meine Fotobücher zu dieser hervorragenden Veranstaltung im letzten Jahr schenken. Er spielte mit den niederbayerischen Musikanten auf einer Bühne und später an den Biertischen. Für mich war Letzterer der beste Auftritt, weil er einfach so nebenbei stattfand. Man konnte als Gast daneben sitzen oder stehen, als wäre es die normalste Sache der Welt, dass am Münchner Viktualienmarkt wie vor hundert Jahren im Wirtshaus einfach aus Lust an der Freude musiziert wird.

Ich kann mir vorstellen, dass so ein Erlebnis aus der Sicht eines deutschen oder internationalen Touristen das Verständnis über München im besten Sinne prägt. Einheimische wissen vielleicht um Hintergründe und Zusammenhänge der Veranstaltung. Mit den Ideengeberinnen und Organisatoren dürfen wir ein wenig von der guten alten Zeit träumen, als Musik und Wirtshaus noch eine Einheit waren.

Einige Touristen dachten im Vorbeigehen bestimmt, dass es am Viktualienmarkt täglich so eine gelungene Unterhaltung bei strahlendem weiß-blauen Himmel gibt. Wenn man das so sehen kann und will, dann stimmt es. Dort is hald an jedem Eck a Gaudi.

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Link zu Videos vom Brunnenfest am Viktualienmarkt

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10 Kommentare

  1. Hallo Josef,

    scheene Buidln :). Ich bin in München geboren und gerade erst weg gezogen (in die Schweiz). Und da find ich heut zufällig auf deine Seitn, so gähts manchmoi.

    Des Brunnenfest am Viktualienmarkt kenn i ned, is a Bildungslückn.

    Ois Guade
    Marion

    • Liebe Marion, danke für Deinen freundlichen Kommentar. Wenn Du Heimweh hast, dann kannst Du bei Tivolifoto vorbei schauen. Damen, die in die Schweiz gezogen sind, können hier vom Heimweh geheilt werden. Herzliche Grüße, Josef

      • Lieber Josef,

        haha, ich glaub vom Heimweh heilt mich vor allem ein Besuch in München bei meinen Kindern im Westend, wenn es denn dann mal soweit ist. Jetzt genieß ich erst mal das Landleben fernab der Großstadt.

        Liebe Grüße
        Marion

  2. Schaut recht gschmeidig aus, des Gschau,
    und wias ma siegt, wars a rechta Radau,
    aba scheene Buidln host mitbrocht,
    wos oschaun leichta macht.

    Stell dir ma vor, denk moi noch
    gestern war mia danach,
    und i hob mi in d’tram neigsetzt
    und de is bis zua tivolistraß gwetzt,
    und wos des beste ist do dro,
    de tram fang bei mir dahoam o,
    do muas i nur einisetzn und oans ist gwiß,
    es bringt mi do hi, wos wirklich schee is,
    oba letztendlich – des ist wahr,
    war wieder moi nur an unsre isar
    und hob vui scheene greane Buidlen gmacht,
    dass nur schebbert in der kamera und gkracht.
    und irgendwann zoag i de, des moan i scho,
    und dir loss i liabe griaß do!

    Herzliche Grüße, Luise-Lotte

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