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Brunnenfest am Viktualienmarkt 2013

Die Hitze war so gewaltig, dass er vom Schlag getroffen zu Boden sank und starb. Dann flog der Heiliggeist-Kirchturm gleich zweifach über Nachbargebäude und Marktstandl. Und vermutlich war vorher der Engel Aloisius darauf gesessen. Sein Gesicht und die Flügel, glaube ich, kann man sogar noch auf dem Bild erkennen. Vielleicht ist es aber auch der Münchner-Kindl-Mönch mit dem Plastikflügel vom neuen Friedensengel. Der Heilige Geist schwebt gewichtig über der Szenerie. Jedenfalls schaute der Engel Aloisius weder im Hofbräuhaus noch bei der Bayerischen Regierung, sondern zusammen mit dem Heiligen Geist auf dem Münchner Viktualienmarkt vorbei.

Was war passiert? Am Freitag den 2. August 2013 fand das 3. Brunnenfest auf dem Viktualienmarkt statt. Zahlreiche Engel begaben sich zum Frohlocken und Hosianna-Singen auf diese Münchnerischte aller Veranstaltungen seit dem Ausverkauf des Oktoberfests und vieler anderer Traditionsveranstaltungen an den Tourismus und die Preißn. Besonders boanige Eng’l wie Bettina von Haken, Edeltaud Rey und Jürgen Kirner bemühten sich um ein „Gscherte Ruab’n, gscherte!“ Engel Edeltraud bemerkte richtig, dass sie essen und trinken könne, was sie wolle, sie nähme dabei einfach nicht ab. Franziska Eimer versetzte mit dem erarischen Himmelsinstrument den Gerner Zipfeklatschern ein Paar kräftige Hiebe, während der Bavariamane die Teufelsgeige spielte. Da kam er beim lieben Gott aber grad an den Richtigen. Dieser lies die Franzi Kinateder wieder auferstehen, damit sie singt „wia a Zeisal“. Andere plärrten unanständig, weil das Brunnenfest keine Verstärker hat. Von den zahlreichen Fotografen ging einer so nah an die Franzi heran, dass diese Angst vor dem Zahnarzt bekam.

Beim Frohlocken und Hosianna-Singen auf dem Viktualienmarkt waren nach himmlischer Hausordnung die folgenden Engel anzutreffen: Achentaler Spuileit, Bavariamane, Bettina von Haken, Blaskapelle Hohenfurch, Bonauer Sängerinnen, Couplet AG, Da Stenz und de Stiagnhausratschn, Dachauer Moosxangl, d’Lindnblejh, Dreiklangseeligkeit, Edeltraud Rey, Feldmochinger Zwoagsang, Franzi Kinateder, Franziska Eimer, Gerner Zipfeklatscher, Gigi Pfundmair & Die Kemshof Musikanten, Gurdan Thomas, Harfenduo Dirndlettes, Hasemanns Töchter, Herta Wanner, HuraxxDaxx, Knöpf & Soatn, Lerchenauer Tanzlmusi, Marc Moos und Crissy Zenzi Ertel, Markus Feiersinger, Mia Sans, Michael Dietmayr, Nico Sücker, Primatonnen, Roggensteiner Bänkelsang, Roland Hefter, Schicksalscombo, Schöne Münchnerin, Schreiner Geiger mit Peter Reichert und Josef Zapf, Urner Musi, Vorstadthochzeit, Zinsmeister Zwoagsang und viele weitere Künstler, Volkssänger, Kostümgruppen und Musikanten. Vor den Fotografenapparat kamen mir natürlich nicht alle Engel. Sicher weiß ich nur, dass ich keinen roten Radlerengel sah. Mit der Zuordnung der Bilder zu den vielen Namen habe ich auch im Jahr 2013 wieder Schwierigkeiten, obwohl es von Jahr zu Jahr besser wird.

In der Eröffnungsrede behauptete ein völlig vergeistigter Engel vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dass so eine Veranstaltung beim ersten Mal Zufall, beim zweiten Mal Gewohnheit und beim dritten Mal eine Tradition sei. Beim gesamten Fest waren Wolken zum Frohlocken nicht zu erblicken. Ich weiß es, weil eine Touristin am Saftstand nach dem Alten Peter fragte. Der freundliche Saftengel zeigte nach oben, während ich ermattet auf einer Bank daneben saß.

Das anschließende Manna beim Hoch-Bierpreis-Pschorr entlockte mir dann ein „zäfix Hallelluja“ und ein „Sacklzementhalleluja“. Ich zahlte mit Trinkgeld fünf Euro. Der liebe Gott erwachte nebenan von seinem Mittagsschlaf und schickte sofort zu Petrus. Der kam angerast und schleppte mich vor den Herrn. Dieser sah mich lange an – drauf sprach er: „Aha – ein Münchner! Recht haben Sie, dass Sie auf unverschämte Bierpreise schimpfen. Ich hab ja schon den Heiligen Geist losgeschickt, aber dem gefällt es beim Brunnenfest auf dem Viktualienmarkt so gut, dass er mit seiner Kirche da unten immer noch von Brunnen zu Brunnen schwebt.“ „Petrus“, sagte der liebe Gott, „mit dem können wir hier nichts anfangen. Nun, für den habe ich eine andere Aufgabe – der soll so lange da unten schimpfen und fotografieren bis der Heilige Geist das mit den Bierpreisen geregelt hat“.

Diese Geschichte ist natürlich ein Plagiat, weil sie 1911 von Ludwig Thoma geschrieben, dann von Adolf Gondrell überarbeitet und 1962 als Zeichentrickfilm von Walter und Traudl Reiner mit der Stimme Gondrells veröffentlicht wurde. Aber Plagiate sind modern, und ich kann mich hiermit als Dr. Minga alias Baron von Münchingen betiteln, der gestern mit akademischen Würden und hochwohlgeboren zum Repräsentieren und zum Fotografieren auf dem Münchner Viktualienmarkt war. Albrecht Altdorfer half mir bei der Farbwahl und Salvador Dali beim Motiv des Titelbilds. Die haben sich wohl mit Ludwig Thoma und Adolf Gondrell im Himmel zusammengesetzt. Der Tuba-Spieler und seine Blaskapelle vor dem Elise-Aulinger-Brunnen sind mir leider nicht bekannt. Aber so war es beim dritten Brunnenfest auf dem Viktualienmarkt im himmlischen und tropischen München. Und dass sie alle heute noch leben, beweisen dieses Fest und die folgende Fotostrecke.


Schließlich habe ich es doch herausbekommen. Die Heilig-Geist-Fotos vor dem Brunnen der Elise Aulinger stammen von der Lerchenauer Tropen- und Tanzlmusi.


Jetzt beginnen wir aber mit dem Anfang. Dr. Minga alias Baron von Münchingen betritt den Markt nach einer Trambahnfahrt mit der 18er vom Tivoli zum Reichenbachplatz.


Die Engel Bettina, Edeltraud, Franziska und Ida bemerken den hohen Herrn nicht.


Das Wasser der Brunnen wird bei diesen Temperaturen überall dringend benötigt.


Ein Handy klingelt wegen des Anrufs aus Hollywood, wobei der Tropenhut aber gut sitzt.


Auf soviel gelb und grün passen nur narrische Schwammerl oder blond und orange.


Bettina von Haken ist in den orangen Farbtopf gefallen und zeigt hohe Beweglichkeit.


Marktleute bieten allen Gästen auf dem Viktualienmarkt kleine Kostproben an.


Es kommt zu einem Gehen und Stehen, das wohl nur der Roider Jackl so richtig versteht.


Feine Damen geben sich nur mit Hut die Ehre der Teilnahme an dieser Veranstaltung.


Schirme und Schatten werden zu wichtigen Hilfsmittel – so wie hier bei Knöpf & Soatn.


Einige Blumen-Buchstaben fallen schon wegen der Hitze vom Elise-Aulinger-Brunnen ab.


Liesl Karlstadt und eine Dame von der Vorstadthochzeit tragen Blumen auf dem Kopf.


Karl Valentin steht seit 1953 auf dem Markt in einem Fragezeichen mit vier Masken.


Am Fragezeichen befinden sich der Radfahrer Wrdlbrmpfd, der bärtiger Vater aus dem Firmling, der Gendarm aus den Raubrittern vor München, Teufelsfratze und Sonne.


Zwischendurch gibt es den Skandal mit dem liegenden Buddha auf dem Viktualienmarkt.


Gurdan Thomas begeistern das Publikum auf dem Markt mit skurrilem Brit-Folk.


Was denken sich wohl Hasemanns Töchter bei diesem tropischen Brunnenfest?


Die Schicksalscombo versucht ihrem Schicksal und der Tropensonne zu entkommen.


Die Blechkapelle HuraxxDaxx spielt bayerische Blech- und Wirtshausmusik.


Der Name dieser Musikanten war vielleicht wegen der Brillen nicht zu ergründen.


Hier schaut und lacht Gigi Pfundmair, die vermutlich denkt: „Des is Münchnerisch“.


Marc Moos und Crissy Zenzi Ertel unterhalten die Marktbesucher auf dem Weg.


Franziska Eimer moderiert und zupft die Harfe im Harfenduo „Dirndlettes“.


Franziska spielt mit den Gerner Zipfeklatschern am Brunnen der Ida Schuhmacher.


Bei d’Lindnblejh passen zwei gerade noch auf ein Foto, aber nichts mehr auf den Hut.


Auf den unteren Blumen steht und die oberen Blumen hält der Roider Jackl.


Der Weiß Ferdl blickt wie immer auf den Biergarten und die Schlange an der Schänke.


Von manchen Musikanten und Künstlern verlangt das Brunnenfest hohe Leistungen.


Bayern-Mane, Bavariamane, Bavarianmane oder Manfred Klein spielt die Teufelsgeige.


Dreigesang der Bonauer Sängerinnen mit Elfi Kraus, Heidi Littmann und Christine Büchl


Dreiklangseeligkeit singen und klingen im Schatten unter Schirmen und Bäumen.


Michael Dietmayr und Roland Hefter treten mit Gesang und Gitarrenbegleitung auf.


Die Urner Musi ist nicht aus dem Kanton Uri, sondern eher von den Servis aus Eching.


Franzi Kinateder, Jodelkönigin und Platzlstar tritt am Karl-Valentin-Brunnen auf.


Jürgen Kirner organisiert, besingt, durchblickt und überblickt das ganze Geschehen.


Die Marktdamen verdienen ein großes Lob für den hervorragenden Blumenschmuck.


Alt und jung, groß und klein, echt und bunt war es auf dem dritten Brunnenfest.


Die Blaskapelle Hohenfurch ist 2014 wieder mit dabei.


Ziele des Heiligen Geistes wären „Der Pschorr“ und vergleichbare gastronomische Angebote in der Altstadt sowie das von Münchnern mittlerweile eher gemiedene Oktoberfest mit den einheitlich hohen Bierpreisen gewesen.

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