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Mein Münchner S-Bahn-Radlring

Für meine Fahrradfreiheit im Jahr 2011 musste ich mir etwas Neues einfallen lassen. Den Münchner Radlring kannte ich schon, die meisten ausgeschilderten Radwege und Sehenswürdigkeiten in Oberbayern ebenfalls. Meine Stammstrecken inner- und außerhalb der Stadt im Nord-Osten wurden mir zu langweilig.

Ich hatte die Idee, die Endstationen der S-Bahn München ohne den Flughafen in zwölf Fahrradtouren zu besuchen. Jeder S-Bahn-Fahrgast kennt die Namen der Endhaltepunkte der Züge. Die wenigsten haben wohl alle Orte und Bahnhöfe schon gesehen. Da einige Endstationen nicht weit auseinander liegen, plante ich die Touren in großen Bögen oder fuhr einfach zu einer anderen Station der nächsten Linie weiter. Start war der S-Bahnhof Isartor, der von meiner Wohnung im Nördlichen Lehel über den Isarradweg 2,7 Kilometer entfernt ist. Dort befindet sich auch eine lange Rolltreppe, mit der man den Bahnsteig von der Oberfläche aus erreicht.

Beim Fahren mit Rolltreppen machte ich die Erfahrung, dass aufwärts das Vorderrad zwei Stufen vor den Füßen und abwärts auf derselben Stufe wie die Füße stehen soll. Die rechte Hand hält das Fahrrad am Lenkervorbau fest. Die linke Hand ist zur Sicherheit auf dem Gummi des umlaufenden Rollbandes. Ein Vorbeigehen von anderen Fahrgästen ist leider nicht möglich, aber ich habe keine Beschwerden erlebt. An einer Rolltreppe ist es vernünftig, mit dem Fahrrad zu warten bis alle Personen in Sichtweite vorbei sind. In der S-Bahn nahm ich keine Situation war, dass sich jemand durch das Fahrrad gestört oder behindert fühlte. Oft machten Fahrgäste dem Fahrrad rücksichtsvoll Platz.

Die Fahrradmitnahme in S-Bahn, U-Bahn und Regionalzügen ist mittlerweile sinnvoll geregelt. Im Jahr 2011 kostet eine MVV Fahrrad-Tageskarte für das Gesamtnetz 2,50 € und ein Single-Ticket für alle Zonen 10,80 €. Sperrzeiten sind Montag bis Freitag außer bei Feiertagen 6 – 9 Uhr und außerhalb der Schulferien 16 – 18 Uhr. Die letzte Vorgabe halte ich für unnötig.

Bei der Planung und während der Fahrt wählte ich vorwiegend Strecken, die abseits der Hauptverkehrsstraßen liegen. Eine große Hilfe dabei waren die Kompass-Landkarten München und Umgebung mit dem Maßstab 1:50000 für Wandern und Rad. Teilweise konnte ich der Beschilderung von regionalen Radwegen folgen. Es machte mir große Freude die Freiheit der Entscheidungen über den Weg, das Ziel, die Einkehr in den Pausen sowie über Essen und Trinken zu genießen.

Ich erlebte den Charakter der Landschaften eindringlich: die Münchner Schotterebene, die Moränenlandschaften im Osten und Süden sowie das tertiäre Hügelland im Westen und Norden. Der Süden ist geprägt von Seen, Flüssen, Wäldern und Wiesen. Viehwirtschaft, Forstwirtschaft und Fremdenverkehr sind kennzeichnend. Die anderen Richtungen zeigen eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Ackerbau. Industrie mit meist hässlichen Erscheinungsformen war nur wenig wahrzunehmen. Meine Wege führten durch zahlreiche Bauerndörfer auf Nebenstraßen und kleinen Wegen. Gelegentlich musste ich sogar Pfadspuren nutzen. Ich bleibe aber gerne auf dem Boden und wünsche Flugtouristen, dass sie ihre Heimat erleben lernen, anstatt weltweit Umwelt und Kultur zu zerstören.

Auf den zwölf Touren gab es unzählige ansprechende Fotomotive in diesem besonders sonnigen Frühling 2011. Mit der neuen, handlichen Digitalkamera Nikon P7000 fotografierte ich öfter als vorher mit meiner großen Spiegelreflex. Dafür musste ich aber die Einschränkungen des kleinen Objektivs häufig mit den Möglichkeiten der Bildbearbeitung ausgleichen. Meine hier gezeigte Zusammenstellung beschränkt sich auf 78 von 456 Fotos. Auswahlkriterien waren die persönlich empfundene Schönheit oder Anziehungskraft, Notwendigkeiten der Anordnung und Gestaltung sowie Zufälle und Launen.

Meine Ausrüstung erwies sich für die 545 Kilometer als sehr geeignet. Das Tourenrad 5th Avenue von Tout Terrain verfügt über die 14-Gang-Nabenschaltung von Rohloff und Scheibenbremsen. Gelegentlich habe ich den Eindruck, dass es sogar fliegen kann. Mein Gepäck und die kleine Kamera passen in die geräumige Lenkertasche von Arkel. Besonders vorteilhaft ist die Nabe. Sie schaltet sich nach meinen zirka 7000 gefahrenen Kilometern intuitiv, weich und fast fehlerfrei.

Bei größeren Steigungen verwandle ich meine Fahrradtour in einen vergnüglichen Spaziergang, wobei mich die ehrgeizigen Rennradler gnadenlos überholen. Im nächsten Dorf setze ich mich dann im Wirtshaus zu den Einheimischen an den Stammtisch, während die Rennradler in ihrer Astronautenkluft gar nicht bemerken, dass es dort noch eine Dorfwirtschaft gibt.

1. Tour: Von Erding nach Ebersberg an Schwillach, Sempt und durch den Forst – 39 km


Der Wiflinger-Wörther Weiher mit den ersten Besuchern vor Ostern


Forsthaus Sankt Hubertus im Ebersberger Forst mit österlichem Schmuck

2. Tour: Von Ebersberg nach Kreuzstraße über Bruckmühl und Mangfallweg – 42 km


Wirtshaus zum Schaukelpferd in Ginsham bei Bruckmühl


Der Burschenverein Peiß bei der Arbeit und Wache am neuen Maibaum 2011

3. Tour: Von Kreuzstraße nach Holzkirchen über Seehammer See und Weyarn – 42 km


Kamelgut Breitmoos bei Grub


Mangfall nach der Änderung der Fließrichtung bei Grub


Gasthaus Zum Goldenen Tal an der Leitzach in Naring bei Weyarn

4. Tour: Von Holzkirchen nach Wolfratshausen über die Seen und Bairawies – 60 km


Hackensee bei Holzkirchen


Kirchsee mit Kloster Reutberg in Sachsenkam

5. Tour: Von Wolfratshausen nach Tutzing über Eurasburg und Seeshaupt – 45 km


Starnberger See, Ansichten von und nach Seeshaupt, Anlegesteg in Tutzing

6. Tour: Von Tutzing nach Herrsching über Andechs – 30 km

7. Tour: Von Herrsching nach Geltendorf über Wörthsee und Kaltenberg – 45 km


Anlagen am westlichen Ufer des Wörthsees und Seeblick nach Osten


Stegen am Ammersee und Abfluss der Amper


Kapelle und Klosterkirche in der Erzabtei Sankt Ottilien der Diözese Augsburg


Arena, Schloss und Ritterschwemme sowie Brezn, Weißwurst und Senf in Kaltenberg

8. Tour: Von Geltendorf nach Mammendorf und Markt Indersdorf – 58 km

9. Tour: Von Mammendorf nach Altomünster über Eurasburg – 46 km

10. Tour: Von Altomünster nach Peterhausen und Unterschleißheim – 48 km


Mariensäule, Klosterkirche Sankt Alto und Marktplatz in Altomünster

11. Tour: Von Petershausen nach Freising über Allershausen – 33 km


Gartenkunst und Gastronomie im Landgasthof Langenegger in Aufhausen bei Weichs


Weißbräu Huber, Mariensäule, Rathaus und Stadtpfarrkirche Sankt Georg in Freising

12. Tour: Von Freising nach Erding über Moosburg – 57 km


St. Johannes und St. Kastulus in Moosburg – Ziel in Erding


545 km in zwölf Touren mit Tout Terrain 5th Avenue und Rohloff Speedhub 500/14 – 442 km Streckenlänge der S-Bahn München – gefahren im Ausnahmefrühling 2011 vom 20. April bis 14. Juni – Auswahl von 78 aus 456 Fotos mit Nikon P7000

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