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Blumen für meinen Weiher

Blumen für meinen Weiher
Blumen für Tivolifoto

Stellen Sie sich vor, was mir passiert ist. Am heutigen Donnerstag, den 5. Januar 2012 steht jemand um 11.30 Uhr vor der Haustür und läutet mich vom Bildschirm weg. Ich gehe zur Wohnungstür und frage über die Gegensprechanlage. Es meldet sich niemand. Ich denke mir, das ist bestimmt wieder ein Jugendlicher, der mit diesen fürchterlichen Werbezeitschriften die Postkästen vollstopfen will. Meist läuten diese Störenfriede an mehreren Klingeln, aber sie melden sich immer für die Türöffnung und den Zugang zu den Briefkästen. Ich wundere mich, und es läutet wieder. Das Spiel beginnt von vorne. Es antwortet niemand. Etwas verärgert setze ich mich wieder an meinen Schreibtisch.

Jetzt klingelt es an der Wohnungstür. Ich gehe hin und schaue durch den Türspion. Davor steht ein mir nicht bekannter Mann. Ich bitte ihn bei geschlossener Tür zu warten und eile ins Schlafzimmer, um mich für die Öffnung der Tür anzuziehen. Als ich diese aufmache, ist der Mann nicht mehr da. Endlich verstimmt stelle ich den bequemen Bekleidungszustand mit dem Bademantel wieder her und gehe in mein Computerstüberl.

Ein wenig später läutet das Telefon. Aber es ist nur die Weckerfunktion, die mich darauf hinweist, dass ich pünktlich das tägliche Telefongespräch mit meiner Mutter beginnen soll. Sie wartet meist schon darauf in ihrem Zimmer im Osterhofener Sankt Antonius Altenheim. Wir unterhalten uns über die Neuigkeiten aus der Osterhofener Zeitung, das Orkantief Andrea sowie Gott und die Welt bis die Schwestern ihr das Mittagessen bringen.

Danach wird es Zeit, meine Post und die Süddeutsche Zeitung aus dem Postkasten zu holen. Wieder muss ich aus dem Bademantel, hinein in Jacke und Hose. Angemessen gekleidet fahre ich mit dem Aufzug zum Hauseingang. Im Postkasten finde ich eine Karte des Blumenhauses Wittelsbach. Ich werde benachrichtigt, dass jemand Blumen für mich bei einer Nachbarin abgegeben hat. Jetzt bin ich aber verwundert. Blumen für mich in meiner Einsiedlerklause am Tivoli. Das ist mehr als ungewöhnlich. Aber langsam dämmert es mir.

Vorgestern sandte ich mein Fotobuch Nur ein Weiher an eine Dame, die in einer Onlinegemeinschaft mitteilt, dass sie sich sehr über einen Blumenstrauß freut. Ich hatte schon öfter Kontakt mit privaten Nachrichten über Tivolifoto und wollte ihr eine kleine Freude auf meine Weise machen. Weil sie mir einen Tipp zu ihrer beruflichen Tätigkeit gab, fand ich mit Hilfe von Tante Google und der Rückwärtssuche der Telefonnummer ihre Privatadresse heraus. Ich erforschte diese mit Google Earth und stellte Übereinstimmung zu dem Wenigen fest, das ich bisher wusste.

So beschloss ich, die Dame aus heiterem Himmel ohne einen besonderen Anlass mit nicht verwelkenden Blumen von meinem Weiher zu erfreuen. Hintergrund ist, dass ich von meinen Fotobüchern immer drei Exemplare drucken lasse. Eines für meine Mutter, eines für meine eigene Sammlung und ein Luxusexemplar zum Verschenken. Letzteres war schon weg, aber meine Mutter tauschte den Weiher gegen ein anderes Fotobuch, das für ein Geschenk von ihr passender war als mein Weiher.

Die Nachbarin übergibt mir den Blumenstrauß mit einer Grußkarte. Ich hatte richtig überlegt. Es war die Reaktion auf den Weiher. Voll Freude dekoriere ich meinen Schreibtisch mit den Blumen und bekomme die Idee, die Besucherinnen und Besucher von Tivolifoto an diesem schönen Anblick und an der Geschichte teilhaben zu lassen.


6. Januar 2012: Gleich nach der Übergabe haben sie ein wenig die Köpfe hängen lassen, aber jetzt stehen sie wieder kerzengerade. Ist es nicht ein wunderschönes Fotomotiv? Hintergrund ist übrigens der ausgeschaltete Bildschirm. Wofür der alles gut ist!

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