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6. Brunnenfest auf dem Viktualienmarkt 2017

Irgendwas auf dem Titelbild passt nicht und kommt ihnen seltsam vor. Sie haben Recht. Für das Brunnenfest am ersten Freitag im August zeigen die Kastanienbäume etwas wenig Laub, und die Kugeln sehen verdächtig nach Weihnachten aus. Im Dezember 2016 ist aus der Figur der Liesl Karlstadt dank des Blumenstandls Inge Rainer eine Christkindl-Liesl geworden. Beim Brunnenfest 2017 trug sie aber nur eine schmucklose Schürze aus bunten Bändern, die mich nicht zum Fotografieren angeregt hatte. Ich möchte die Christkindl-Liesl jedoch auf einem Buchtitel herzeigen. Deshalb muss ich jetzt versuchen, den Text so hinzubiegen, dass das weihnachtliche Titelbild für das sommerliche Brunnenfest passt.

Um wen oder was geht es denn eigentlich beim Brunnenfest auf dem Viktualienmarkt? Hundert Besucher würden wahrscheinlich hundert verschiedene Antworten geben, z. B. vom Wasser der Brunnen bis zum Bier beim Imbissstand, von Viktualien bis zu Souvenirs, von Einheimischen bis zu Touristen, von Künstlern bis zum Publikum, von Bürgern bis zu Politikern. Meine Antwort verweist auf die Tradition der Münchner Volkssänger, Volksschauspieler, Komiker und Musikanten. Diese machen in Vergangenheit und Gegenwart zu allen Jahreszeiten öffentliche Geschenke. Somit hat Weihnachten mit der Tradition des Schenkens direkt etwas mit dem Brunnenfest im August zu tun. Außerdem hätte Karl Valentin bestimmt eine Freude gehabt, seine Partnerin mit Weihnachtsschmuck mitten im Sommer auftreten zu lassen, um öffentliche Geschenke zu verteilen.

Am Freitag, den 4. August 2017, wurden fünf Podeste ohne Verstärkeranlagen von 11.00 bis 17.00 Uhr bespielt – bei den Brunnen von Karl Valentin, Liesl Karlstadt, Roider Jackl und Ida Schuhmacher sowie auf der Freifläche beim Müllhäusl. Brunnenpaten waren Jürgen Kirner, Bettina von Haken, Manfred Klein, Joe Heinrich und Roland Stetter. Man erlebte unbezahlbare und unbezahlte Geschenkvorträge von Blecherne Sait’n, Böhmische Filsermusi, Brettlspitzn Musi, Couplet AG, D’Unger Buam, Da Schorsch spuit auf, Die Bickenrieder, Edeltraud Rey und Peter Percy, Eschenrieder Tanzlmusi, Gerner Zipfeklatscher, Geschwister Laschinger, Hanse Schoierer, Hausbeng-Muse, Horst Eberl, Huangartler Duo, Die Isarschiffer, Joe Heinrich, Mia sans & Zwoagschroa, Michi Schmötzl, Nico Sücker, Peter Böhme, Primatonnen, Quittengsangl, Roland Hefter, Sängerkreis Ottobrunn, Schöne Münchnerin und Lechler, Siaßa Sempf & Zwiadfach, Starnbräu Musi mit Peter Reichert und Josef Zapf, Unterschwillacher Bauernballett, Wuiderer Blosn.

Einen öffentlichen Programmüberblick gab es leider nicht, sodass meine Fotoauswahl sehr lückenhaft ist. Manches sagte mir fotografisch nicht zu, deshalb musste ich es weglassen. Und außerdem hatte ich nicht die Gabe der Multilokation, obwohl ich mich bemühte, an mehreren Programmpunkten gleichzeitig zu fotografieren. Die Vor- und Mittagszeit lasse ich ohnehin und allerweil wegen Augenpflege für Fotostreifzüge ausfallen.

Ein Mitglied der Staatsregierung missbrauchte die Eröffnung des Brunnenfests für einen scheinbar öffentlichkeitswirksamen Auftritt, der mit den Darbietungen und Künstlern überhaupt nichts zu tun hatte. Die Staatsregierung trägt das Geld der Bayern sowieso lieber nach Berlin als nach München. Eröffnet wurde von den Leitern des städtischen Kommunalreferats und Kulturreferats, die 2017 die Sicherheit rechtlich verantworten konnten, nachdem sie 2016 die Organisatoren mit ihrem Privatvermögen haften und einen Sicherheitsdienst verpflichten lassen wollten. Folge war der Ausfall des Brunnenfests. Ein Sicherheitsdienst war 2017 nicht wahrzunehmen, vielleicht trug er aber nur keine Warnwesten und war schon bewaffnet.

Findet ein Fest bereits zum sechsten Mal statt, dann besteht die Gefahr, dass es durch die Wiederholung langweilig wird, dass die Luft der Begeisterung heraußen ist. Manchmal hatte ich diesen Eindruck, obwohl ich bei meinem vierten fotografischen Rundgang seit 2012 immer wieder neues entdeckte. Ich war ein wenig lustlos beim Fotografieren und sammelte nicht so viele Bilder wie in den Vorjahren. Der Reiz des Neuen war für mich scheinbar verloren gegangen. Beim 2017er Brunnenfest gab es keine vorherigen Internetbeiträge und keine überschwänglichen Ankündigungen. Die Besucherzahlen waren überschaubar, das Wetter konnte sich nicht entscheiden.

Zudem hatte mich lange Zeit kein passendes Titelbild überzeugt. Erst die Christkindl-Liesl hat diesen Begleittext und die Anordnung der Bilder fließen lassen. Wahrscheinlich hat die Liesl direkt in den weiß-blauen Himmel hinein geschaut und eine göttliche Eingebung für mich erbeten. Davor hatte ich mich mehr als vier Wochen vor dem Beitrag gedrückt. Ein Grund war sicher der drittheißeste Sommer, seit der Deutsche Wetterdienst der Landeshauptstadt die Temperatur misst. Wer sitzt schon gern bei strahlendem Sonnenschein vor dem Bildschirm?

Jetzt freue ich mich, dass dieser münchnerische Beitrag noch vor der Oidn Wiesn 2017 fertig geworden ist und nicht im digitalen Nirwana endet. Dort liegen schon solcher Unsinn wie das musikalische Angebot des Bayernmarkts auf dem Orleansplatz und das fragwürdige Festival Munich Unplugged der Münchner Innenstadtwirte, für das man offensichtlich keine heimische Bezeichnung und keine bayerisch-singenden Künstler gefunden hatte. Sogar im Hofbräuhaus wurde man zu Funk, Soul und Blues gezwungen. Worauf ich ins Weiße Bräuhaus floh und denselben Krampf vorfand. Bayernkitsch mit volksdümmlicher Musik und unverständlich-plärrenden Amischmarrn gab es auf dem Brunnenfest 2017 nicht, sondern beste heimatliche Volkssänger- und Musikantentradition. Hier hatte man das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich wünsche gute Unterhaltung mit meinen 116 Fotos und bitte um Verständnis für die etwas launischen Begleittexte.


Der Brunnen der Elise wird 2017 nicht bespielt. Die Aulingerin passt aber genau auf, was auf dem Viktualienmarkt passiert.


Dem Valentin scheint das wurst zu sein. Er wird seiner Rolle als Höhepunkt und geschmückter Fotostar immer gerecht.


Die Leute von hinten und der Valentin von vorn. Da spielen wohl die Isarschiffer oder vormals die Giesinger Sautreiber auf.


Bettina von Haken und Edeltraud Rey sind ein Weiberkabarett mit besonderer Güte und dem Namen PrimaTonnen.


Bettina von Haken ist als Organisatorin die wichtigste Person des Brunnenfests – auch wenn zur Eröffnung wichtigtuerische Stadtreferenten und ein Staatsminister mit einem lächerlichen Schild zum immateriellen Weltkulturerbe kommen.


Die drei Herren wollten unbedingt von mir fotografiert werden. Jetzt sind sie weltweit zu sehen und somit weltberühmt.


Peter Böhme und die Exoten vom Unterschwillacher Bauernballett begrüßen die Festgäste und die Putzfrau von Ludwig II.


Ida Schuhmacher hat natürlich nicht auf Neuschwanstein geputzt. Sie war ja eine Trambahnreinigungsritzendame.


Das Bauernballett braucht gar nicht tanzen. Nur der Anblick reicht für die Gaudi und das Lachen der Festgäste.


Bei diesen akrobatischen Tanzfiguren werden die Grenzen der Schwerkraft mit einfachen Mitteln außer Kraft gesetzt.


Flüssige Münchner Grundnahrungsmittel können nicht gleichmäßig geteilt werden. Eine Maß Bier reicht nicht für alle Vier.


Beim Schmei schaugts a weng bessa aus. Das Schnupftuch ist für alle da, weil es kein Rotz-, sondern ein Schnupfhodan ist.


Das Kreuz mit dem Kreuz oder Verbeugung in Zeitlupe. Die Zeit bleibt steh, und beim Zuschauen tut nichts mehr weh.


Ratschkathl, Oardandlerin (Eierhändlerin) oder Trambahnritzenreinigungsdame Ida Schuhmacher wurde fälschlicherweise als Putzfrau von Ludiwig II. auf Schloß Neuschwanstein bezeichnet – oder habe ich das schon dementiert?


Der Isarrider Roland Hefter ist seit dem ersten Brunnenfest 2011 mit dabei. Roland weiß natürlich, wer Ida war.


Der Haberfeldtreiber Hanse Schoierer spielt 2017 hinter der wenig geschmückten, aber stark belagerten Liesl Karlstadt.


Musik verbindet fast ein halbes Jahrhundert beim Brunnenfest: Hanse Schoierer * 1950, Niko Sücker * 1997.


Niko Sücker war schon bei 2. Brunnenfest 2012 dabei. 2017 wird er 20 Jahre alt. Die Festbesucher mögen ihn immer mehr.


Beim Roider Jackl spielt die bis zum Fest unbekannte Böhmische Filsermusi – vermutlich so benannt wegen Berni Filser.


Der Roider Jackl Brunnenpate Manfred Klein oder Bayernmane klopft die Löffel zu den Böhmischen Filsern.


Nach den Böhmischen kommen Blecherne Sait’n aus der Oberpfalz mit Ingrid und Franz Gericke sowie Sepp Donhauser.


Die Böhmischen Filser mit dem Berni Filser sind wieder hinter und unter dem Karl Valentin zu hören und zu sehen.


Die drei Sängerinnen vom Quittengsangl mit Carmen Kühnl waren auch beim ersten Brunnenfest 2011 dabei.


Ein weiteres Urgestein beim Brunnenfest ist der Ottobrunner Sängerkreis mit einem Grüß Gott nach alter Weis.


Premiere beim Brunnenfest für die junge Hausbeng-Muse aus dem niederbayerischen Alkhofen und Sandbach: Claudia Atzenberger, Klarinette, Philipp Niederhofer, Tenorhorn, Christop Mühlbauer, Steirische, Andreas Gerstl, Akkordeon


Jetzt wird das 6. Brunnenfest auf dem Viktualienmarkt mit Musik, Kleidung und Tanz zum historischen Erlebnis.


Tanzpaare aus den Gemeinschaften Schöne Münchnerin und Lechler erfreuen Gäste und Kunden des Viktualienmarkts.


Danach entsteht eine spielfreudige Verbindung der Mitglieder von Hausbeng-Muse und Mia san’s.


Die Starnbräu Musi ist nach einer Traditionswirtschaft in Bad Tölz benannt und tritt mit bekannten Musikanten auf.


Skandal am Brunnenfest: Die Starnbräu Musi mit Peter Reichert und Josef Zapf hält sich nicht an die vorgegebenen Spielstätten, gefährdet dadurch die Sicherheit und bespielt den Kartoffelbrunnen ohne behördliche Genehmigung.


Hoffentlich stehen Sanitäter und Sicherheitler bereit. Es wird nämlich nicht nur rasant gespielt, sondern auch wild getanzt.


Brunnenbuberl Peter Reichert, Musikantenwirt im Seehof Herrsching, Festwirt der Schönheitskönigin auf der Oidn Wiesn


Ein bestens gelaunter Peter Reichert ruft, dass man die Klarinette von Josef Zapf ja verbrennen könne, weil sie aus Holz sei.


Nach der Bierstärkung von Josef und Peter durch Carmen meint der Peter: „Des is a Weibsbild, nehmts Euch a Vorbild!“


Nach dem musikalischen gibt es nochmal den komischen Höhepunkt mit dem Unterschwillacher Bauernballett.

Chronik der Brunnenfeste bei Tivolifoto

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