Meine Freude am Fotografieren, Beschreiben und Herzeigen hat nicht nachgelassen, ich möchte nur etwas Neues machen. Das diesjährige Erleben auf der Oidn Wiesn könnte ich wieder sehr einfach in die Bereiche Volksfest- und Musikerleben sowie Tradition und Höhepunkte wie Dirndldrahn und Landlergschwister gliedern. Das wäre dann eine Kopie meines dokumentarischen Vorgehens aus dem 2014er Jahr. Alle Programmpunkte würden benannt werden, und ich hätte mich nicht weiterbewegt. Das geht doch nicht! Mein Anspruch ist Weiterentwicklung. Ich möchte nicht stehen bleiben, konsumieren und mich nur noch unterhalten lassen. Meine Überlegungen gehen deshalb in eine Neuorientierung beim Herzeigen meiner vielen Fotos von der Oidn Wiesn 2015. Dabei bleibe ich natürlich an programmatischen und thematischen Ideen hängen. So entstehen Titel wie Oide Wiesn bei Nacht oder Velodromzelt auf der Oidn Wiesn.
Das Fotografieren bei der hell erleuchteten Dunkelheit ist mir aber wegen Kälte schnell vergangen. Ich will mir doch keinen Katarrh holen, wenn ich ein wenig verschwitzt ein Festzelt verlasse. Außerdem hat mir das Velodromzelt das Kraut ausgeschüttet. Fragt mich doch so ein minderbemittelter Ordner beim Betretungsversuch, ob ich etwas essen möchte. Ich verneine, und er weist mich ab, obwohl das Zelt nicht überfüllt ist. So eine Maßnahme kann nur auf Anweisung einer habgierigen Geschäftsführung erfolgen. Ich betrete somit diese Einrichtung nicht mehr und zeige keines meiner 274 Fotos her. Das ist bedauerlich, weil nostalgische, humoristische und sportliche Ansprüche des Velodromzelts gut erfüllt worden sind. Peinlich und für die Oide Wiesn unwürdig sind aber die unpassenden Partybands gewesen.
Im Herzkasperlzelt fehlt mir meine Lieblingsbedienung. Sie ist keine Studentin mehr und hat geheiratet. Jetzt muss ich mir wechselnde Plätze suchen. Andere Stammbedienungen machen es mir aber dankenswerterweise sehr leicht. Nun kenne ich das Musikangebot und vielleicht sogar das Publikum im Herzkasperlzelt schon recht gut. Das stellt sich die Frage, was ich denn Neues fotografieren und herzeigen soll.
Also versuche ich meine Weiterentwicklung schwerpunktmäßig mit dem Festzelt Tradition. Dort ist das Programmangebot so vielfältig, dass ich bestimmt neue Attraktionen finde. Schaue ich aber durch die Linse, sehe ich dieselben Motive wie im Vorjahr. Außerdem mache ich in Einzelfällen die Erfahrung, dass das gastronomische Angebot nachlässt und ich bei der Redlichkeit und Reinlichkeit des Personals aufpassen muss. Eine geplante Sauerei ist der Verzicht auf Bierdeckel. Wer sitzt schon gern an ständig nassen Tischen? Das Umweltschutzargument zählt nicht, weil Gäste mehr Aufwand für Papiertaschentücher betreiben müssen, als Festwirt und Personal für Einkauf und Verwendung von Untersetzern hätten.
Mein Rettungsanker ist schon wie im letzten Jahr das Museumszelt. Dort wird nach meiner Wahrnehmung der Anspruch einer Oidn Wiesn am besten erfüllt. Es gibt immer Platz und ist nie zu laut. Auf den Tischen befinden sich Decken, Blumenschmuck sowie Salz- und Pfefferstreuer. Bei einer Bierbestellung erklärt mir der Kellner, dass er mir schon eine Maß bringen würde, ich aber etwas warten müsste, weil jetzt Kaffeezeit wäre. Das Museumszelt ist Museum und Erholungsort für Vergnügungssucht. Dort kann ich mich an einem Tisch mit einem Stuhl von meinen Fototouren ausruhen, mir Notizen zu meinen Wahrnehmungen machen und Gespräche mit Tischnachbarn führen. Für das Oktoberfest und sogar für die Oide Wiesn sind das eigentlich Unmöglichkeiten. Die Musikgruppen sind vom Festring München hervorragend ausgewählt. Sie beherrschen neben den lauten Tönen auch die leisen. Damit können sich nämlich ebenso Stimmung und Gaudi ergeben. Das Denken und die Vernunft müssen nicht zwingend ausgeschaltet werden.
Mit dieser Lobeshymne ist meine Eingangsfrage aber nicht beantwortet: Wie zeige ich meine 3896 Fotos in 114 Ordnern von der Oidn Wiesn 2015 am besten her. Die wichtigsten Erkenntnisse habe ich schon gewonnen: Eine Vielzahl von Bildern mit vergleichbaren Motiven ist langweilig. Eine möglichst umfassende Dokumentation kann nicht bewältigt werden und interessiert außerdem niemand. Ich beabsichtige aber trotzdem eine Gliederung meiner fotografischen Arbeiten. In diesem Jahr habe ich mir erstmals eine Programmübersicht mit allen Veranstaltungsangeboten erstellt. Jedes Foto ist somit thematisch treffend benannt. Dann gibt es noch Ordner für diverse Bilder zu den Festzelten und zur gesamten Oidn Wiesn. Dort sind Fotos, die ich nicht genau zuordnen konnte. Manchmal verfügen diese über Anmutungsqualitäten, die ich wegen Unschärfe nicht in den dokumentarischen Bereich ablegen wollte. Zum Löschen waren sie mir aber zu schade. Außerdem erfreut mich neuerdings das Spiel mit Schärfe und Unschärfe wieder mehr.
Jetzt muss ich es aber kurz machen, sonst wird auch dieser Text zu umfangreich und langweilig. Das Ergebnis meiner Überlegungen zur Gliederung ist, dass ich zunächst so etwas wie Typisch Oide Wiesn herzeigen möchte. Weil es solche Titel mit Typisch München und Typisch Bayern bereits gibt, verzichte ich auf das Typisch und wünsche den Gästen von Tivolifoto gute Unterhaltung mit dem neuen Beitrag Nur auf der Oidn Wiesn.
Für alles was danach zur Oidn Wiesn 2015 kommt, muss ich mir dann wieder so einen mehr oder weniger geistreichen Begleittext einfallen lassen.
Weiß-blauer Hinweg über den Parkplatz zum Haupteingang der Oidn Wiesn mit Achterbahn, Riesenrad und Bavaria
Erstmalig gibt es auf der Oidn Wiesn 2015 eine Arena für Vorführungen mit schweren und leichten, historischen Traktoren.
Die Bavaria wacht 2015 mit einer etwas eingeschränkten Ansicht über den Geschwindigkeitsrausch mit dem Kettenflieger.
Die körperliche Leistung in der kleinen Schiffschaukel ist doch eine viel größere Gaudi als sich im Sky Fall fallen zu lassen.
Die Erntekrone vorm Traditionszelt ist ein Symbol für die Oide Wiesn. Über Lebensmittel als Dekoration kann man streiten.
Erntekrone und ein Fahrgeschäft mit dem deutschen Namen Sky Fall zeigen Ansprüche der beiden Oktoberfestteile.
Bitte nicht weitersagen: Ich habe 90 Bilder von der Erntekrone gemacht, kann aber nur neun davon hier herzeigen.
Bei Tag und in der Nacht erinnern Konzertorgeln stumm oder laut an die Geschichte der Volksfeste im 19. Jahrhundert.
Vor diesem Märchenangebot bleiben nicht nur Kinder stehen. Hier gibt es Süßwaren für alle Generationen.
In der Dämmerung oder bei Nacht sind Märchen noch schöner und Süßigkeiten schmecken zweimal so gut.
Schmuck und Kunst mit Tierhaaren und Menschenhaaren im Festzelt Tradition. Wer hat denn da Trachtenzoo gesagt?
Ich bitte um großen Applaus für diese Kellnerin. Jeder schaut irgendwann kritisch oder vielleicht sogar etwas grantig. Ilka ist eine sehr sympathische Bedienung und hat soviel Humor, dass sie der Veröffentlichung dieser Bilder zustimmt.
Daniela ist schon zum zweiten Mal mit dem Breznkorb im Herzkasperlzelt unterwegs. Ihre Freude ist immer riesengroß.
Hier konnte ich alle Eltern für die Veröffentlichung nicht fragen. Ich bin aber überzeugt, dass diese Bilder gefallen werden.
Florian ist Dirigent der Jochberg Musikanten. Papa sitzt am Schlagzeug, Mama im Publikum. Der Applaus ist riesig.
Gäste feiern den Nachwuchsmeister im Schuhplattln. Neben mir bemerkt eine Dame: “Da Xav is no ned amoi drei Jahr oid.”
Riesenschau mit den Fliegenden Landsberger Tanzlmusikanten – Great Show with The Original Flying Tanzlmusicians
Tanzen hat viele Formen. Diese bewegungsfreudigen Damen freuen sich im anschließenden Gespräch auf meine Fotos.
Der Fliegertanz wird auf der Oidn Wiesn traditionell von Mitgliedern des Trachtengaus München und Umgebung gezeigt.
Jagdhörner können eine Jagd eröffnen. Jetzt leiten sie aber das vorläufige Ende meiner Fotojagd ein. Fortsetzung fogt.
Auf meinem Heimweg von der Oidn Wiesn ergeben sich Ansichten, bei denen ich stehenbleiben und fotografieren muss.
Siegerin bei allen Attraktionen des Oktoberfests ist immer die Bavaria von 1850.
Gruppenfoto des Trachtengaus Münchens und Umgebung am 1. Oktober 2015 exklusiv für die Gäste von Tivolifoto