Dirndldrahn, Landlergschwister und Raupenbahn

Link für den freien Download des Artikels als PDF-FotobuchLink für die Buchansicht oder eine Bestellung bei fotobuch.dePlattln und Dirndldrahn von Tanzgruppen bayerischer Trachtengaue, die Musik von G. Rag und die Landlergschwister sowie die historische Raupenbahn sind Veranstaltungsteile der Oidn Wiesn des Oktoberfests 2014. Sie entsprechen drei Wesensmerkmalen von historischen Volksfesten wie traditionelle Volkskultur, neue Entwicklungen und Volksfestmuseum. Man erlebt bayerisches Brauchtum und heimatliche Volkstrachten, Volksmusik und Volkstanz mit herkömmlicher und neuer Ausrichtung sowie historische Fahrgeschäfte. Verbindende Elemente sind Heimat, Tradition, Gemütlichkeit, aber auch Geschwindigkeit. Die Steigerung von Tempo aus einer erst ruhigen Gleichförmigkeit ist für mich ein wesentlicher Zusammenhang zwischen den drei hier vorgestellten Veranstaltungen.

Meine Gliederung der diesjährigen Fotosammlung bei den Besuchen der Oidn Wiesn entspricht für die Dateiverzeichnisse den drei Hauptmerkmalen und hat dann 90 Ordner. Eine Vollständigkeit der Veranstaltungen, Festzelte und Fahrgeschäfte ist trotzdem nicht möglich. Beim Fotografieren und bei der Durchsicht der Bilder komme ich aber bald zum Bewerten und setze Schwerpunkte. Im Verlauf meiner Festbesuche nehme ich die Fotos vom Dirndldrahn, den Landlergschwistern und der Raupenbahn als Höhepunkte wahr. Durch die große Anzahl der Bilder von der Oidn Wiesn 2014 werde ich mein Festerleben in mehreren Teilen veröffentlichen, wobei ich mit meinen Höhepunkten beginne.

Gleich am Eröffnungstag des Oktoberfests erlebe ich im Festzelt Tradition eine Tanzgruppe des Chiemgau-Alpenverbands für Tracht und Sitte beim Plattln und Dirndldrahn. Dann tritt In der ersten Woche eine Tanzgruppe des Gauverbands I mit Sitz in Traunstein im Herzkasperlzelt auf. Das Dirndldrahn ereignet sich plötzlich und unerwartet. Es steht in keinem Programm. Zweimal hatte ich das Glück direkt daneben zu stehen und möchte nun die Stimmung und mein Erleben vermitteln. Der Fotoapparat am Bühnenrand oder neben der Tanzfläche wird von den Röcken beim Dirndldrahn beinahe berührt. Das Publikum wird fast umgeweht. Die Dirndl drehen sich so schnell wie möglich und die Burschen plattln dazu. Dieser Ausdruck von Lebens- und Bewegungsfreude bewirkt beim Zuschauen Bewunderung und Anerkennung.

Entsprechendes kann man bei der Musik der Landlergschwister empfinden. An einem hinten liegenden Tisch im Herzkasperlzelt ist diese vielleicht als gleichförmig wahrnehmbar. Vor der Bühne, auf der Tanzfläche oder beim Zuschauen an der Seite erlebt man aber einen Vulkan. Dieser wird von den bis zu fünfzehnköpfigen Landlergschwistern meist im Sitzen sowie vom Einsatzmeister, der Oberschwester, dem Häuptling Andreas Staebler alias G. Rag und einzelnen Mitgliedern mit einem oder mehreren Megafonen im Stehen vorgetragen. Wichtiges Stilelement ist ein Crash-Becken, das auf einem Ständer montiert ist. Dieses wird vom Oberindianer mit verschiedenen Stöcken geschlagen oder mit den Füßen getreten. Andreas Staebler entwickelt dabei ein Tempo, das ich mit Blitz- und Fotoapparat fast nicht einfangen kann. Man hat den Eindruck, dass er sich mit der Genauigkeit einer Maschine bewegt. Zu den Klängen seiner Gitarre und der Musik der Gruppe gibt es ständig krachende Explosionen.

Das Repertoire der Landlergschwister ist traditionell blasmusikalisch orientiert. Es gibt aber auch Elemente der frühen Country-Musik und der Neuen Deutschen Welle. Dem vorwiegend jungen Publikum wird mitgeteilt, dass der 1981er Titel Der Räuber und der Prinz des Duos Deutsch-Amerikanische Freundschaft der aktuelle Wiesnhit im Herzkasperlzelt sei. Die zunehmende Begeisterung der Festzeltgäste bei der mehrfachen Wiederholung bestätigt dies. Absoluter Höhepunkt ist aber die Interpretation des 1978er Models von Kraftwerk. Dieses Musikstück war schon damals seiner Zeit voraus so wie heute die Spielweise der Landlergschwister. Der Einsatz von Megafonen bewirkt einen Gleichförmigkeit im Gesang und erinnert an vergangene Zeiten als Musik und Gesang noch von Grammofonen und Schallplatten übertragen wurden.

Die Musik der Raupenbahn wird mit einer Sammlung von zerkratzten und knisternden Hitparaden-Single-Schallplatten aus den 1950er und 1960er Jahren erzeugt. Das Musikerleben ist dynamischer, voluminöser und spannender als jede digitale Übertragung. Dieses Fahrgeschäft der Familie Steiger-Buchholz aus Oberhausen wurde 1926 von der Karussellfabrik Fritz Bothmann in Gotha hergestellt. Es ist vermutlich die älteste, schönste, größte und wildeste noch fahrende und fast im Erstzustand erhaltene Berg-und-Tal-Raupe der deutschen Volksfestgeschichte. Sie wurde 1993/94 von dem Gütersloher Maler Harry Will mit Rock ’n‘ Roll-Motiven im Airbrush-Verfahren neu bemalt. Die Idee der Raupe, die sich im Kreis auf unterschiedlichem Höhenniveau schlängelt, ist einfach und genial. Am Ende der Fahrt wird über die 24 Chaisen des Karussells ein vorher gefaltetes Dach gestülpt, das die Mitfahrenden vor den Blicken der Zuschauer schützt. Die Phantasie der Betrachter wird durch Schilder angeregt, dass Küssen erlaubt sei. Die Fahrgäste steigen wohl meist ungeküsst, aber mit einem Lächeln im Gesicht aus. Am schönsten ist die Raupenbahn natürlich bei trockenem und warmem Wetter, wenn sie in der einsetzenden Dämmerung ihre wilde Fahrt aufnimmt und zu einem rasanten Tempo beschleunigt.

Geschwindigkeit, Musik und Tanz zu fotografieren ist anspruchsvoll. Mit denselben Apparaten wären Videos mittlerweile einfach herstellbar. Eine Fotostrecke mit Begleittext ist ein erheblich größerer Aufwand als Aufnahme und Schnitt eines Videos. Natürlich hört man Musik als Stimmungselement nicht und muss Bewegung mit stehenden Bildern ausdrücken oder wahrnehmen. Ich hoffe aber, dass mein Festerleben beim Anschauen dieser Fotostrecke oder des PDF-Fotobuchs ein wenig miterlebt oder nachempfunden werden kann, und wünsche gute Unterhaltung.

Dirndldrahn

Chiemgau Alpenverband

Chiemgau Alpenverband

Chiemgau Alpenverband

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Chiemgau Alpenverband

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Chiemgau Alpenverband

Gauverband I

Gauverband I

Gauverband I

Gauverband I

Gauverband I

Gauverband I

Gauverband I

Gauverband I

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

Dirndldrahn

G. Rag und die Landlergschwister

G. Rag und die Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

Landlergschwister

G.Rag und die Landlergschwister

Andreas Staebler

Andreas Staebler

Andreas Staebler

Andreas Staebler

Megafon

Landlergschwister

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Berg-und-Tal-Bahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

Raupenbahn

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26 Kommentare

  1. Diese Seite (Nische) des großen Oktoberfests wird wirklich zu wenig gezeigt (und gewürdigt), schon gar nicht so gut, wie Du es hier machst. Klasse!
    Viele Grüße aus dem nördlichen Sauerland im südlichen Westfalen, wo es übrigens jedes Jahr mehr (eher schlecht geratene) „Wiesn-Imitate“ gibt,
    Christoph

    • Lieber Christoph, im nächsten Beitrag gehe ich auf die Problematik des Erfolgs der Oidn Wiesn ein. Durch Berichten und Herzeigen kann man etwas bekannt machen. Es entsteht aber auch der Ruf nach Vergrößerung und Veränderung zum Massenangebot. Dann würden solche Fotos mit der unmittelbaren Nähe und dem direkten Erleben nur mehr erschwert möglich sein. Ich freue mich, dass Dir der Beitrag gefällt, danke für das Lob und grüße herzlich aus München. Selbstverständlich wünsche ich dem Nordsauerland in Südwestfalen eine Besserung der Wiesn-Imitate. Volksfest heißt, dass das Volk ein Fest feiert. Die Geschäfte der Veranstalter müssen zweitrangig bleiben.

  2. Ach wie schön lieber Josef,
    wieder solch einen tollen Blog-Bericht von dir zu lesen und besonders schau’n zu können. Ich bin begeistert von den schönen und sehr aussagekräftigen Fotos.

    Das Dirndldrahn würde ich gerne mal in live erleben, obwohl du es hier schon so rüber bringst, als wäre man dabei.

    Ein herzliches Dankeschön für’s dabei sein dürfen
    und einen lieben Gruß aus Niederbayern

    Uschi

    • Liebe Uschi, vor mehr als zehn Jahren habe ich einmal Kinder beim Dirndldrahn fotografiert und später in diesem Beitrag hergezeigt. Auf der Oidn Wiesn bin ich überrascht worden. Das ist attraktiver, akrobatischer Sport und Volkstanz mit Höchstgeschwindigkeit, den man vermutlich selten zu sehen bekommt. Ich wünsche Dir, dass Du es erlebst. Es würde sehr gut in Deine Fotosammlung passen. Deine Bilder vom Museumsdorf haben mir übrigens recht gut gefallen. Ich danke Dir für den freundlichen Kommentar und grüße herzlich von Münchner Tivoli nach Plattling, Josef

  3. Ich bin ein wenig im Verzug mit dem Blog anschauen, doch nachdem nun das Internet wieder funktioniert, habe ich mich gleich deinem Post und der sagenhaften Fotostrecke gewidmet. Ich find’s immer enorm schön, wenn man als Betrachter sich so richtig mittendrin vorkommt. Ich liebe es, durch Detailaufnahmen hin und wieder gewisse Aha-Effekte zu erleben und zum anderen macht es enorm Spaß, Gesichtsausdrücke zu betrachten. Gerade bei Veranstaltungen, die mit Tanz und Musik zu tun haben.
    Sehr schön! Und ich lese in den Kommentaren, dass du bereits weiter am zusammentragen von Stoff und Fotos für den Blog bist. Freue mich drauf, Josef!

    LG Michèle

    • Liebe Michèle, die Oide Wiesn ist für mich ein fotografischer Höhepunkt im Jahresablauf geworden. Bei den vielen Veranstaltungen auf Bühnen kann man Gesichter von Menschen fotografieren, die sich gerne in der Öffentlichkeit darstellen sowie mit Musik und Tanz ausdrücken. Außerdem hat sich dieser neue Teil des Oktoberfests fast zu einem Reservat für die Eingeborenen entwickelt. Außenrum ist ein Zaun, und es wird Eintritt verlangt. Der Neuseeländer und der Anderswo können sich nicht vorstellen, dass man dort auch feiern kann. Aber das ist alles eine andere Geschichte. Ich freue mich über Deinen freundlichen Kommentar, danke Dir und grüße herzlich von München nach Hamburg, Josef. Jetzt gehe ich aber schnell zurück zu meinem neuen Beitrag, damit Du Dich auch bald wieder freuen kannst.

    • Liebe Doris, du bist offensichtlich Münchnerin mit einer Vorliebe für die Oide Wiesn. Ich danke Dir für Deinen freundlichen Kommentar und folge natürlich umgehend Deinem Angebot. Herzliche Grüße, Josef

  4. Welch ein Aufwand, welch eine schöne Darstellung in Bild und Aufbau.

    So wenig ich von diesen Festen verstehe, so viel macht es mir Freude zu sehen, was im entfernten Bayern an Brauchtum gepflegt wird.

    Einen lieben Gruß in den Süden
    Elke

    • Liebe Elke, so wie Du erarbeite ich gerne Beiträge mit größerem Aufwand und Umfang als vielfach üblich. Mir gefällt besonders, dass Du den Aufbau hervorhebst, weil ich meine Beiträge gerne als Bildergeschichten sehe. Fotostrecken mit und ohne Sprache haben aber beide ihren Sinn. Es hängt von der Thematik ab. Lass Dich überraschen, was es zu bayerischer Tradition und Brauchtum demnächst hier geben wird. Ich arbeite an drei weiteren Beiträgen mit Bildern von der Oidn Wiesn 2014. Vielen Dank und herzliche Grüße von München nach Leverkusen, Josef

      • Oh lieber Josef,
        es ist schon eine Kunst Geschichten in einer großen Geschichte unterzubringen.

        Die Dreiersets sind viel aussagekräftiger als es ein Einzelbild von den Dargestellten sein könnten.

        Das ist aus meiner Sicht schon eine Art Erkennungsmerkmal für deine Beiträge 🙂

        Nun warte ich gespannt auf weitere Episoden der diesjährigen Oidn Wien 2014

        Bis bald also
        Elke

        • Manchmal sind es auch Einer-, Zweier- und Vierer-Sets. Umfassend verständlich sind die Bildaussagen erst auf den Doppelseiten des Fotobuchs. Die entsprechenden PDF-Dateien mit dem Link in der ersten Zeile des jeweiligen Beitrags werden aber kaum angeschaut.

  5. Mei, is des wieder schee! 😀 Tolle Action hast du wieder eingefangen, das Dirndldrahn find ich besonders gut, es ist interessant zu sehen, was unter dem Dirndl getragen wird! Aber auch die „Buam“ sehen fesch aus! So’ne Tracht hat schon was!
    Die Nahaufnahmen der Musiker sind auch toll und interessant. Du hast’s echt drauf mit der Dokumentation solcher Events!

    • Liebe Cornelia, ich habe den Eindruck, dass Du diesen Kommentar spontan formuliert hast. Das ist eine Fähigkeit, die mir besonders gut gefällt. Ich äußere mich meist überlegt und sachlich, kann mich aber sehr gut freuen. Dein Kommentar ist eine riesige Freude für mich. Vielen Dank und herzliche Grüße von München nach Köln, Josef

  6. Lieber Josef,

    i hob di scho vermisst. Jetzad woaß i, wo du di rumtriebn host inzwischen!

    Des Dirndldrahn hots ma ohdo… Des hob i no nia gsäng und a ned gwußt, dass es für drunter scheint’s an Standard gibt.

    Du host so scheene Eidrick von der Wiesn zsamma gsammet, dass i’s einfach gniaß. Tolle Präsentation.

    Ois Guade
    Marion

    • Liebe Marion, Dirndldrahn ist eine hohe Leistung und eine Schau, die man direkt erleben muss. Medien können das nur ansatzweise vermitteln. Die Standard-Unterwäsche hat ihren Sinn als Sportkleidung und Ausdruck von Weiblichkeit. Ich freue mich, dass Dir der Beitrag gefällt. Herzliche Grüße von München in die Schweiz, Josef

  7. Sehr gut, wie du die Bewegung im Bild festgehalten hast. Eine schöne Fotostrecke. An die Raupenbahn erinnere ich mich noch sehr gut. Man hat früher uns Kindern abgeraten, darin zu fahren mit der Begründung, man würde Läuse bekommen 🙂

    • Liebe Ute, vielen Dank für die freundliche Bewertung der Fotostrecke. Die Warnung hat früher sicher in erster Linie Mädchen und jungen Damen gegolten. Ich habe gelesen, dass dort immer die neusten Schlager gespielt worden sind. An diesem Treffpunkt für die Jugend soll manche Beziehung unter dem geschlossenen Raupendach begonnen haben. Herzliche Grüße aus München, Josef

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