Musik im Herzkasperlzelt 2013

Das Musikprogramm des Herzkasperlzelts auf der Oidn Wiesn 2013 kann man als volkstümlich und traditionell, aber auch als neu und außergewöhnlich bezeichnen. Die über 50 verschiedenen Angebote in den Bereichen Musik, Tanz, Kurzauftritte, Tages- und Abendkapelle waren AasGeiger, ALMA, Alpen Klezmer, Ampertaler Kirtamusi, Attwenger, Balkanauten, Blaskapelle Harmonie Neubiberg, Blaskapelle Josef Menzl, Blaskapelle Münsing, Blumentopf, Cubaboarische, D.O.O.F., D´Schwuplattler, Dellnhauser Musikanten, Diatoniks, Express Brass Band, Federspiel, Fei Scho, Gankino Circus, G-Rag und die Landlergschwister, Hasemanns Töchter, Hattenhofer Blech, HMBC, Hörbacher Rassoräuber, Innviertler Wirtshausmusi, Jodelfisch, Kapelle Kaiserschmarrn, Kasperl und Seppl zapfen an, Kein Vorspiel, Keller Steff und Band, Kofelgschroa, Los Dos Y Companeros, Mitnand, Möckenloher Blasmusik, Münchner Salettlmusi, Niederbayerischer Musikantenstammtisch, Oberallgäuer Tanzgeiger, Regensburger Musikantenstammtisch, Ruaßkuchlmusik, Sasebo, Schlachthofbronx, Spuima Novas, Tanngrindler Musikanten, Tanz mit Kathi Mayer, Tegernseer Tanzlmusi, The Pussywarmers, The Twitter Sisters und Band, Unterbiberger Hofmusik, Waldramer Tanzlmusi, Wellbappn, Wombradldüll, Zahoraka Banda und Zwirbeldirn. Einige Programmpunkte wurden gemeinschaftlich geplant. Darüber hinaus gab es spontane Kurzauftritte und Musikgruppen im Biergarten vor dem Festzelt.

Mit meinen Fotografien kann ich etwa ein Drittel der Musikdarbietungen herzeigen. Die Auswahl bezieht sich hauptsächlich auf den Zeitraum zwischen 17.00 Uhr und 21.00 Uhr. Ich fotografierte fast durchwegs ohne Blitzlicht und passte die Farbtemperatur der Bühnenbeleuchtung an. Mir gefielen die Möglichkeiten, nah an die Musikanten heranzugehen und das Publikum einzubeziehen. Die Halbkreisanordnung der Tische und Bänke um die Bühne war geschickt. Beim Fotografieren musste ich aber ständig die Aufnahmeposition wechseln, um niemandem die Sicht zu versperren oder um die Tanzenden nicht zu behindern.

Bei der Auswahl der Bilder und der Anordnung der Fotostrecke beginne ich mit der Tradition und zeige dann einige Interpreten der sogenannten neuen Volksmusik. Dies entsprach meist auch dem Ablauf eines Veranstaltungstages. Für die Begleittexte zu den Musikgruppen verwendete ich vorwiegend Aussagen, die ich den Internetseiten der Musikanten entnahm. Gelegentlich war ich geneigt einige Angebote zu bewerten, aber alle hatten positive und negative Seiten. Ich empfand es als angenehm, wenn ich Musikstücke kannte, die auf spannende Weise neu interpretiert wurden. Ebenso gefiel es mir, wenn ich traditionelles hören oder vielleicht sogar überhören konnte. Die Tanzfläche war meist gut gefüllt. Mitgeschunkelt oder mitgesungen wurde kaum. Den Inhalt deutschsprachiger Gesänge bei nicht bekannten Musikstücken konnte man überwiegend nicht verstehen.

Nach meiner Wahrnehmung war die Musik durchgehend zu laut. Wenn ich mir überlegen muss, ob mich die Tischnachbarn akustisch überhaupt wahrnehmen können, dann sage ich lieber nichts. Und ständiges ins Ohr sprechen ist unnatürlich und zu anstrengend. Bei den 20.00 Uhr-Auftritten ist eine Konzert- und Partyatmosphäre verständlich, bei der man sich nicht mehr unterhalten kann, aber nicht am Nachmittag. Über die Anzahl der Prosit-Gesänge kann man sich streiten. Ich brauche diese eigentlich nicht, aber der Wirt und das Personal vielleicht schon. Gemütlich und Münchnerisch war es an den Abenden im Herzkasperlzelt nicht mehr, auch wenn die Medien an diesem Anspruch festhalten.

Musik auf dem Oktoberfest entfremdete sich von den Münchnern und den Bayern. Sie verkam zu einem internationalen Party- und Saufgeplärre. Die Oide Wiesn startete als Gegenbewegung. Wenn ich 2013 die Musik im Herzkasperlzelt nach 20.00 Uhr erlebte, dann sah ich aber keinen Unterschied mehr zur Musik auf dem Oktoberfest. Vieles war laut und übertrieben. Das Publikum plärrte, pfiff und stand auf Bänken und Tischen. Blechblasinstrumente und Trommeln sind laut, aber wo bleiben Harfen, Zithern, Geigen und der Humor? Balkanbrass ist Stimmung und Gaudi, aber Bayern ist nicht auf dem Balkan. Oder was haben wir bei einem heimatlichen Fest mit Serbien, Cuba, Senegal oder Japan zu tun? Genauso wenig wie mit Country Roads, West Virginia und der Highway to Hell.

Man könnte darauf verweisen, dass es für traditionelle Volkmusik Mittagsangebote und eine Bühne vor dem Zelt sowie das Festzelt Tradition gibt. Es ist möglich zu argumentieren, dass auf der Oidn Wiesn für jeden etwas angeboten wird. Ich glaube aber nicht, dass ein Wirtshaussänger wie der Kraudn Sepp viel Freude im Herzkasperlzelt gehabt hätte. Wahrscheinlich hätte man ihn und vielleicht sogar den Roider Jackl ausgepfiffen.

Mein Musikerleben bei neun Abendbesuchen hatte vielfach mit der Tradition von Volksängern, Musikanten und Wirtshauskultur nicht viel gemeinsam. Lebensverhältnisse und damit auch die Volksmusik werden sich immer weiterentwickeln. Insgesamt gefiel mir die Musik und ebenso gefällt es mir, ein kleines Zeitdokument zu traditioneller und neuer Volksmusik mit meinen Fotos herzuzeigen.

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Blaskapelle Möckenlohe mit sehr vielen jungen Musikantinnen und Musikanten

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Tanngrindler Musikanten mit Wirtshaus- und Tanzbodenmusik aus der Oberpfalz

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Kapelle Josef Menzel mit ursprünglicher bayrischer Wirtshaus- und Tanzbodenmusik

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Dellnhauser Musikanten aus der Hallertau mit traditioneller, bayerischer Musik

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Tegernseer Tanzlmusi mit unverfälschter, bodenständiger und traditioneller Volksmusik

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Die Waldramer Tanzlmusi aus Waldram bei Wolfratshausen schreibt im Internet: „Mia san zwar koane Profis, koane Stars und a koane Suffkis – aber mia san ja no jung.“

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Innviertler Wirtshausmusi mit traditioneller Volksmusik aus Oberösterreich

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Kapelle Kaiserschmarrn mit eigenen Interpretationen von bayerischer Blasmusik

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Der Augsburger Komponist und Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid

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Himpsls Unterbiberger Hofmusik vermischt bayerische Volksmusik und Jazz.

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Hasemanns Töchter mit bedruckten Herzen, gestreckten Armen und einem ebensolchen Bein singen ihren Wiesnhit: „Mia zwoa mia bleima zam, bis ma de Maß ausdrunga ham.“

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Musikkapelle Münsing, die Gemeinde über dem südlichen Ostufer des Starnberger Sees

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Münchner Hip-Hop von Blumentopf zusammen mit der Musikkapelle Münsing

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Niederbayerischer Musikantenstammtisch, „die jungen Wilden ausm nahen Osten“

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Kein Vorspiel aus Landshut mit sechs Blechbläsern, drei Schlagzeugern und Balkanbrass

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„G.Rag und die Landlergschwister spielen Landler, Zwiefache, Gstanzln und Wirtshausklassiker, so wie sie sich gehören, rau, schräg, mit/ohne megaphone und laut.“

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Münchner Express Brass Band mit Wurzeln in Jazz, Soul, Afrobeat und Orientmusik

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HMBC sind fünf Vorarlberger mit einem ungewöhnlichen Holstuonarmusigbigbandclub.

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Keller Steff und Band werden mit einem Riesenschal angesagt und vom BR aufgezeichnet.

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Warum man bei Keller Steff und Band auf Bänken steht, ist für mich nicht verständlich.

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The Pussywarmers mit mediterranem Melodiemix aus der Schweiz – braucht’s des?

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Die Münchner Band Sasebo mit bayerisch-japanischem…

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15 Kommentare

    • Danke, sicher werde ich heuer auch wieder versuchen, die Kategorie Oide Wiesn um neue Beiträge zu erweitern. Danke auch für den interessanten Link mit den ebenfalls schönen Bildern. Koflgschroa habe ich 2013 nicht erwischt – dafür aber 2010 bei der Historischen Wiesn. Herzliche Grüße vom Tivoli in München, Josef

  1. Hallo Josef,
    ich habe ja Hochachtung vor deiner so häufigen Anwesenheit, neun Mal, puuuuuh. Für mich wäre das Folter 😉
    Die Fotos sind dir so gut gelungen und ja, so dicht dran ist natürlich besonders spannend. Die Künstler können sich so über die schönen Aufnahmen freuen.

    Viele liebe Grüße aus dem verregneten Rheinland
    Elke

    • Liebe Elke, wenn es im Rheinland regnet, hast Du es natürlich schwer mit einem Wanderbericht. Meine neun Besuche im Bierzelt waren da etwas einfacher. Aber eigentlich ist das schon wieder Geschichte. Mir geblieben ist viel Arbeit. Es macht aber Freude mit Fotos und Texten etwas nochmal zu erleben. Du verstehst das sicher gut. Am Wochenende ist in München Biergartenwetter mit 20 Grad angesagt. Das ist doch hervorragend zum Wandern im Rheinland geeignet. Es geht voran. Herzliche Grüße vom Münchner Tivoli in das noch verregnete Rheinland, Josef

  2. Geschätzter Josef,

    Deinen Einleitungstext unterschreiben wir…und an den farbenfrohen, ungeblitzen Fotos erfreuen wir uns.
    Sogar die Waldramer wurden abgelichtet – das ist ureigenste Heimat von uns, obwohl wir niemanden auf den Bildern erkannt haben.

    Herzliche Grüße sagen

    die Zwoa vom Woid

    • Liebe Zwoa vom Woid, vielen Dank für die Zustimmung zum Text und die Bekundung der Freude zu den Fotos. Herzliche Grüße vom immer noch erkälteten Tivoli in den Bayerischen Wald, Josef

  3. Welche eine Fülle an Eindrücken – und ein echtes Zeitdokument. Ich Hab’s ja nur zu Kofelgschroa geschafft, aber allein deren Auftritt war den Besuch auf der Oidn Wiesn wert. Herzliche Grüße das Preißndirndl

    • Kofelgschroa hätte ich auch gern fotografiert, aber in der zweiten Woche hat mich eine Erkältung an noch mehr Fotos gehindert. Dafür sind diese Fotostrecke und das Fotobuch früher fertig geworden. Vielen Dank für den freundlichen Kommentar und herzliche Grüße vom Tivoli, Josef

  4. Hallo Josef, da hast Du aber wieder einmal eine sehr große Fotostrecke. Dank Deines Berichtes, auf den ich schon gewartet habe, habe ich die Bestätigung bekommen, dass es richtig war, in diesem Jahr die Wiesn nicht zu besuchen. Ich spüre gradezu bei der Betrachtung der Bilder die Lautstärke, die Dich da umgeben hat und verneige mich tief, dass Du es trotzdem 9 Mal auf die Wiesn geschafft hast. Ich freue mich auf die neuen zwei Wiesnberichte.

    • Liebe Elisabeth, mit Deinen sieben freundlichen, wohlwollenden und lobenden Kommentaren in zwei Stunden hast Du mir eine große Freude gemacht. Verneigen musst Du Dich aber nicht. Die Leistung für die neun Besuche war nicht so besonders. Gelegentlich habe ich mich sogar mit dem Taxi von der Haustür zum Oide-Wiesn-Eingang fahren lassen. Die Zeit zwischen 16.00 Uhr und 18.00 Uhr verbringe ich sowieso meist in einem Wirtshaus oder Biergarten. Und das habe ich einfach ins Herzkasperlzelt verlegt. Auf einem Tisch In der Box 1 hat meine Bedienung einen Zettel aus dem Rechnungsblock mit der Aufschrift „Reserviert für eine Person“ angebracht. Dann habe ich das gemacht, was ich sonst auch mache: Essen, Trinken, Schauen und Fotografieren. Gespräche waren möglich, aber erschwert. Vielen Dank und herzliche Grüße vom Tivoli nach Johanneskirchen, Josef

  5. Schön wieder, deine Bilderstrecke. Man kann sich allerdings die Lautstärke vorstellen 🙂
    Ziemlich weit oben das tanzende Trachtenpaar hats mir besonders angetan.

    • Gerade bin ich dabei, etwas Leises anzuhören. Es freut mich, dass Dir die Fotos gefallen. Als erfahrene Fotografin weißt Du natürlich, dass solche Bewegungsszenen nur mit sehr viel Glück einzufangen sind. Herzliche Grüße vom Tivoli in München, Josef

  6. Da hätte ich gerne so manches gehört… 😉 Und deine Fotostrecke habe ich voll Genuss betrachtet, bei deinen Bildern hat man stets den Eindruck, mittendrin zu sein… Akustisch habe ich während der ganzen gut zwei Wochen lediglich die Beschallung vom Playball gegenüber mitbekommen – die hat allerdings meiner Kollegin und mir an so manchen trüben Vormittagen geholfen, durch Mitwippen und -tanzen die lahmen Knochen und die müden Gehirne wieder flott zu machen…

    • Danke für den Genuss und das Mittendrin. Es kostet mich schon Überwindung, mich ganz vorne hinzustellen. Wenn ich dann aber lese, dass es beim Anschauen gefällt, dann freut es mich und ich mache einfach weiter so. Das mit den Knochen und dem Gehirn kann ich gut verstehen. Herzliche Grüße vom heute verregneten Tivoli in die ebensolche Maxvorstadt, Josef

Einladung zu Kommentaren und Grüßen

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