Zwischen Tivoli und Aumeister

Die Baumgruppe des Titelbildes befindet sich beim Stauwehr Oberföhring zwischen Tivoli und Aumeister. Dieser Titel ist das Verbindungsglied einer Reihe von Artikeln bei Tivolifoto. Er bezeichnet ein Streckenangebot in und um den Englischen Garten, das ich fast täglich in vielen verschiedenen Varianten mit dem Rad fahre.

Die westlichste Möglichkeit ist durch den Südteil des Parks zur Liebergesellstraße und unter dem Mittleren Ring zur Osterwaldstraße, dann zur Niebuhrstraße entlang des Nordfriedhofs sowie später am Westufer des Schwabinger Bachs. Der zweite Weg ist vom Seehaus über die Fußgängerbrücke des Mittleren Rings auf der östlichen Seite des Schwabinger Bachs. Eine dritte Strecke verläuft parallel zur zweiten und ist als Gehweg beschildert. Nummer vier ist die durchgehend geteerte Direktverbindung von der Hirschau zum Aumeister. Sie empfiehlt sich besonders bei Nässe. Die Teerbeläge aller Wege im Englischen Garten sind aber so holprig, dass ich gerne andere Möglichkeiten nutze. Die fünfte und schönste Strecke ist der Gehweg entlang des Oberstjägermeisterbachs, der vorbei an Vogelschutzinsel und Reitwiese mit Sprunghindernissen verläuft. Nach einem kurzen Blick auf Sankt Lorenz in Oberföhring kommen Schwammerlweiher und Libellenteich. Aus Rücksicht auf die Bedürfnisse der Spaziergänger befahre ich Gehwege nur gelegentlich und gewähre Fußgängern immer den Vorrang.

Die sechste Möglichkeit ist mein Lieblingsweg. Er beginnt an der großen Teerstraße im Südteil des Englischen Gartens, die etwa parallel zum Tucherpark verläuft. Ich biege vor dem Seehaus zum Eisbach ab und fahre unter dem Mittleren Ring vorbei am Tivoli-Kraftwerk bis zur Eisbachmündung. Neben dem ehemaligen Umspannwerk Hirschau, Kleingärten und nicht zugänglichen Baumschulen geht es parallel zur Isar weiter bis zum Stauwehr Oberföhring sowie dann breit und sandig bis zum Hain und zur Kreuzung mit dem Weg vom Entenfallweiher zur Sankt-Emmeram-Brücke. Hier fahre ich entweder auf der östlichen Isarseite zum Poschinger Weiher oder direkt zum Aumeister. Der siebte Weg ist über die Max-Joseph-Brücke und dann im Herzogpark entlang des östlichen Isarufers. Die Gyslingstraße für den Autoverkehr und weitere Gehwege meide ich. Alle Wegangebote lassen sich für ein abwechslungsreiches Natur- und Bewegungserleben vielfältig kombinieren und in beiden Richtungen befahren.

Landschaftliche Höhepunkte gibt es viele. Besondere sportliche Herausforderungen sind in der Ebene nicht gegeben, außer man versucht auf der Strecke eine durchschnittliche Geschwindigkeit von mehr als 20 Kilometern in der Stunde zu fahren. Bei manchen Wetterlagen und zu bestimmten Zeiten ist dies durchaus möglich. An sonnigen Nachmittagen würden sich aber Gefahren in Form von unberechenbaren Fußgängern und freilaufenden Hunden ergeben. Problematisch wäre es an Sonn- und Feiertagen. Ich bin gespannt auf künftige Entwicklungen mit der Zunahme von Elektrofahrrädern und höheren Geschwindigkeiten, die mir immer öfter auffallen.

Ich werde bei angemessenen Geschwindigkeiten häufig durch freilaufende Hunde zum Bremsen und mehrfach durch bellendes Verfolgen zum Beschleunigen gezwungen. Einmal brachte mich ein plötzlich rückwärts springendes Tier zum Sturz. Die Besitzerin sorgte sich nicht um meine Unversehrtheit, sondern um die ihres Hundes. Sie erklärte das Verhalten des Tiers durch den Transport im Auto als verständlich. Ich begreife es auch, bin aber ebenfalls aus verständlichen Gründen für die Einhaltung der Anlagenvorschriften für das Landschaftsschutzgebiet, die das Anleinen von Hunden und die strafrechtliche Ahndung von Ordnungswidrigkeiten beinhaltet, sowie für spezielle Hundewiesen. Freilaufende Hunde, die Radfahrer nötigen, gefährden oder verletzen, zeigen ein natürliches Verhalten. Das Problem liegt in der Rücksichtslosigkeit von Menschen. Sehr selten erlebe ich eine Bitte um Entschuldigung. Einmal bekam ich die Empfehlung, dass ich doch anderswo fahren soll.

Die Strecke vom Tivoli zum Aumeister oder von der Wohnung aus zu dem Münchner Fahrradbiergarten ist etwa sechs Kilometer lang. Für mich ist es ein großer Vorzug am Tivoli zwischen Isar und Englischem Garten zu wohnen, weil es die beste Möglichkeit ist mitten in München ohne Berührung mit dem Autoverkehr eine halbe Stunde zu radeln. Negative Erfahrungen mit den Radwegen an der Isar sind Reifenpannen durch Glasscherben und Gefährdungen durch andere Radler. Auf weiteren Radwegen fällt mir besonders die Zunahme des Radelns in der falschen Richtung auf. Als Radler im Verkehr ohne Radweg werde ich häufig durch zu enges Überholen von Autos gefährdet. Bei den Vorfahrtsregeln erlebte ich bisher nur korrekte Autofahrer. Da sind meist Radfahrer die Verkehrssünder. Unangenehm sind Handwerker oder Lieferanten, die anscheinend glauben alle Freiheiten beim Abstellen ihrer Fahrzeuge zu besitzen. Einmal brachte mich die plötzliche Öffnung der Tür eines geparkten Autos zum Sturz. Aufgrund dieser Erfahrungen fahre ich in der Stadt am liebsten im Englischen Garten.

In diesem großen Volkspark und Landschaftsgarten mit einem Wegnetz von 78 Kilometern kann man am besten auf die Freiheit der Landstraße verzichten. Es gibt ein abwechslungsreiches, gepflegtes und schön gestaltetes Angebot an Wegen und Ausblicken. Auf dem Stadtplan ist die Strecke gar nicht so lang. Die Stadtgrenzen liegen in der Ost-West-Richtung etwa 27 Kilometer und von Norden nach Süden 20 Kilometer auseinander. Da ist eine Sechs-Kilometer-Fahrt nicht sehr weit. Fährt man diese Strecke fast täglich, dann ist sie ein wertvoller Beitrag für die Gesundheit sowie ein Erlebnis durch die Veränderung der Wetterlagen und Jahreszeiten.

Dieser Fotobeitrag kann nicht das gesamte Angebot des Englischen Gartens zu allen Jahreszeiten abdecken. Auf den Winter wurde sogar gänzlich verzichtet. Zahlreiche Bilder von wichtigen Ansichten wurden nicht berücksichtigt. Touristische Höhepunkte wie Chinesischer Turm, Seehaus, Hirschau und Aumeister sind teilweise in anderen Beiträgen von Tivolifoto beinhaltet. Kleine Angebote wie Fräulein Grüneis, Milchhäusl, Kiosk am Seeeinlauf, Minihofbräuhaus und Tivoli-Pavillon fehlen. Bilder aus dem Südteil des Englischen Gartens sind ebenfalls nicht einbezogen. Trotzdem stellt dieser Beitrag eine Einheit zu meinen derzeit täglichen Fahrradstrecken dar.

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Diese Tafeln der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen beinhalten neben dem Englischen Garten auch Hofgarten und Maximiliansanlagen sowie einen geschichtlichen Überblick. Panoramafreiheit ermöglicht die Abbildung. Die nachfolgenden Pläne der beiden Teile des Englischen Gartens sind Ausschnitte aus den abfotografierten Tafeln, die sich meist an den Eingängen des Parks befinden. Sie stammen aus dem Jahr 1998. Die Legende wurde teilweise aktualisiert.

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7 Köglmühlbach
8 Haus der Kunst
9 Japanisches Teehaus
10 Wasserfall
11 Schwabinger Bach
12 Eisbach
13 Rumford-Denkmal
14 Kiosk Fräulein Grüneis
15 Schulsportanlage
16 Carl-Theodor-Wiese
17 Burgfriedsäule 1724
18 Schönfeldwiese
19 Kiosk Milchhäusl
20 Monopteros
21 Steinbank
22 Ehemalige Orangerie

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23 Verwaltungsgebäude
24 Chinesischer Turm
25 Historisches Karussell
26 X-Brücke
27 Rumford-Haus
28 Privatstraße
29 Werneckwiese
30 Kiosk Seeeinlauf
31 Kleinhesseloher See
32 Seestadl
33 Sckell-Säule
34 Seehaus
35 Bootsverleih
36 Werneck-Denkmal
37 Oberstjägermeisterbach
38 Mittlerer Ring

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49 Hirschau
50 Baubetriebsstelle
51 Tivoli-Pavillon
52 Tivoli-Kraftwerk
53 Gyßlingstraße
54 Maffeiwohnungen
55 Baumschule
56 Gleisweg
57 Blaue Brücke
58 Minihofbräuhaus
59 Stauwehr Oberföhring
60 Ehemaliger Staatsforst

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61 St.-Emmeram-Brücke
62 Rumfordwiese
63 Siebenbuchenwiese
64 Amphitheater
65 Thompsonwiese
66 Schwammerlweiher
67 Entenfallweiher
68 Libellenteich
69 Schwabinger Bucht
70 Aumeister
71 Schwammerl

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Wege, Wiesen und Bäume in der Hirschau über ehemaligen Industrieanlagen, Grasnarbe über den Fundamenten der Lokomotiv-Fabrik Maffei von 1837 bis 1931

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Eisbachmündung in die Isar, seit 2005 denkmalgeschütztes Tivoli-Kraftwerk am Eisbach von 1895/96, umweltfreundlicher Stromlieferant durch zwei neue Turbinen von 1986

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Tivoli-Kraftwerk am Eisbach, seit 2007 denkmalgeschütztes Umspannwerk Hirschau von 1930 mit Gebäuden und Freiluftanlagen, heute Ateliers und Gartenflächen

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Nicht zu betretende Vogelschutzinsel an der Gabelung des Oberstjägermeisterbachs

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Reitwiese mit Sprunghindernissen, Bäume und Anlagen am Oberstjägermeisterbach

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Blick auf Sankt Lorenz in Oberföhring vom Gehweg am Oberstjägermeisterbach

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Schwammerlweiher für Spaziergänger, Radler, Sonnenanbeter, Enten und Spiegelungen

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Der Münchner Heimatforscher Theodor Dombart (1884–1969) schrieb in der 1972 erschienenen Veröffentlichung Der Englische Garten zu München, dass es außer der Burgfriedsäule mit der Jahreszahl 1724 nahe beim Monopteros im gesamten Englischen Garten keine Menschenwerke aus der Zeit vor seiner Gründung 1789 gibt. Er weist aber auf ein Naturdenkmal hin, das die Eiszeit hier abgesetzt hat. In der Hirschau auf dem Weg zum Aumeister befindet sich zwischen dem Weg und dem Oberstjägermeisterbach ein erratischer Gneisblock. Die Seite 17 bei Dombart beinhaltet ein Schwarzweiß-Foto aus dem Jahr 1935, das den Autor neben dem Findling zeigt. Der Stein wurde durch Gletscher in den Eiszeiten hierher transportiert und abgelegt.

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Hain, Spende von Firmen zum 200jährigen Jubiläum des Volksparks im Jahr 1989

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Amphitheater mit Naturrasenflächen seit 1985, Stiftung von Bürgern für bei der Parkverwaltung angemeldete Aufführungen, Spielort des Münchner Sommertheaters

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Entenfallweiher mit Zufluss vom Oberstjägermeisterbach, Gehweg und Schwammerl

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Libellenteich und Pfad neben dem Oberstjägermeisterbach östlich des Aumeisters

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Gestaute Isar, Flußweiche am Stauwehr Oberföhring von 1924, Einlaufbauwerk des 64 Kilometer langen Mittleren-Isar-Kanals, unterirdisches Wasserkraftwerk seit 2008

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Neue Sankt-Emmeram-Brücke für Fußgänger und Radfahrer seit 2004, Bronzestatue des Heiligen von dem Oberföhringer Bildhauer Rolf Nida-Rümelin aus dem Jahr 1979

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Sonnen und Baden in der Isar auf den Kiesbänken bei der St.-Emmeram-Brücke, Föhrin-ger Ring, Turm von St. Valentin in Unterföhring, Nordseite des Stauwehrs Oberföhring

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Weg am Hain

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Schafherde in der Hirschau, Schwammerl am Entenfallweiher

10 Kommentare

  1. Hallo Josef, hast du auch noch Fotos von der alten St. Emmeransbrücke? Die hatte mir sehr gut gefallen. Mir persönlich fehlt bei dieser Ausgabe ein wenig die sonst immer eingefangene besondere Stimmung. So nüchtern und informativ wie dieser Bericht empfinde ich diesmal einen Großteil der Bilder. Doch die Informationen sind für Nichtmünchner sicher sehr hilfreich. Liebe Grüsse von Elisabet

    • Liebe Elisabet, Du hast die Sachlichkeit richtig erkannt. Der Beitrag stammt aus dem ersten Jahr von Tivolifoto und besteht vorwiegend aus Archivfotos in verschiedenen Jahreszeiten. Wenn Du von Licht im Park zu dieser Fotostrecke gehst, dann nimmst Du die fehlende Stimmung besonders wahr. Gerne zeige ich Dir ein Foto der alten St.-Emmerams-Brücke vom 6. Januar 2000. Der Brand war am 3. September 2002.

  2. Schöne Bilder!

    Gibt es denn auch Winterbilder? An alle Wintersportler: die Verwaltung des Englischen Gartens hat im Nordteil des Englischen Gartens eine Doppelloipe frisch gespurt. Der über 7 km lange Rundkurs verläuft durch die Hirschau vom Tivolipavillon zur Aumeisterwiese und entlang des Schwabinger Baches zurück. Die Loipeneinstiege sind an der Aumeisterwiese in der Sondermeierstraße 1 und am Tivolipavillon in der Gyßlingstraße 10. Wer nach dem Langlaufen noch einen Einkehrschwung machen möchte, der kann beim Aumeister und ab Mittag auch am Tivolipavillon warme Getränke und Speisen genießen.

    Gruß aus der Wintersonne,

    • Danke für die Bewertung der Fotos und die Informationen. Winterbilder sind nicht geplant, aber möglich. Den Wintersportlern wünsche ich viel Freude mit diesem Angebot. Herzliche Grüße vom Tivoli, Josef

  3. Lieber Klaus-Heinz Herda, ich danke Ihnen für die freundlichen und lobenden Worte zu Tivolifoto sowie für die hervorragenden Arbeiten zu den Wetterpilzen, besonders zu den Münchner Schwammerln. Die Tafel der Bayerischen Schlösserverwaltung mit dem Nordteil des Englischen Gartens zeigt den Schwammerl in der Hirschau vermutlich an einer ehemaligen Stelle. Ich habe die Ziffer 71 im oberen Bild entfernt und im unteren am derzeitigen Standort ergänzt. Es ist ein wenig kurios, dass ich diese Besonderheit nicht wahrgenommen habe und von einem Kölner Besucher darauf hingewiesen werde. Herzlichen Dank und Grüße aus München, Josef Maria Wagner

  4. Lieber Josef Maria Wagner,
    wenn meine Suche nach Wetterpilzen in München ein Ziel gefunden hat, dann mit Sicherheit Ihre geniale Tivolifoto-Seite, die ich gerne vor Antritt meiner Reise gekannt hätte. Wenn man in der Fremde unterwegs ist, sucht man ja vorher ein bisschen nach Orientierung außerhalb der Tourismus-Informationen. Wenn man in Ihrem reichen Fundus im besten Sinne alltäglicher Fotos und Geschichten stöbert, fühlt man sich ein wenig als wäre man hier geboren. Allen Besuchern Münchens sei Ihre Arbeit ans Herz gelegt! Und vielen Dank auch für Ihre Antwort auf mein Anliegen. Bitte machen Sie weiter so!
    Gruß aus Köln – Klaus-Heinz Herda

Einladung zu Kommentaren und Grüßen

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